# taz.de -- Der indonesische Vulkan Agung: Anwohner mehr bedroht als Touris | |
> Seit September kündigt sich eine Eruption an, doch der Ausbruch lässt auf | |
> sich warten. Was ist typisch und was nicht beim Agung auf Bali? | |
Bild: Der Vulkan Agung im Dämmerlicht | |
In der hinduistisch-balinesischen Tradition steht der Berg Agung für die | |
Gottheit Shiva, die zugleich Zerstörer und Erneuerer ist. So viel zur | |
Mythologie. Für den Rest der Welt steht der Vulkan im Osten der | |
indonesischen Insel Bali gerade vor allem für die Frage: Wann macht’s | |
endlich Bumm? (Wenn man nicht vor Ort ist.) Und wann wird der Flughafen | |
wieder geöffnet? (Wenn man ein Touri und vor Ort ist.) | |
Seit September kündigt sich beim Agung eine Eruption an. 130.000 Menschen | |
mussten schon aus ihren Dörfern in der Umgebung des Vulkans fliehen. 25.000 | |
leben zurzeit noch in Notunterkünften. Weltweite Schlagzeilen macht der | |
Vulkan an der Grenze der eurasischen und der indoaustralischen | |
Kontinentalplatte allerdings erst seit Montag, als der internationale | |
Flughafen auf Bali aus Sicherheitsgründen dichtmachte. | |
Die 4.000 Meter hohe Aschewolke, die zurzeit aus der Spitze des Bergs | |
strömt, besteht aus fein geriebenem Lavagestein, Lavasand sozusagen. Dieser | |
kann nicht nur Funkverbindungen stören und Cockpitscheiben verschmutzen, | |
sondern auch in die Turbinen eines Flugzeugs eindringen und zu | |
Maschinenversagen führen – weswegen die Flugsicherheit in solchen Fällen | |
den Verkehr einstellt. | |
Im Jahr 2010, während der Eruption des isländischen Vulkans | |
Eyjafjallajöküll, war der europäische Luftraum von einer solchen Sperrung | |
betroffen. Wie lange die Flieger in Bali am Boden bleiben, hängt davon ab, | |
wie sich der Wind dreht. Im Moment bläst dieser die Aschewolke genau in | |
Richtung Flughafen. | |
## Aschewolke, keine Lava | |
Für die Lieben zu Hause vorm TV hingegen dürfte interessanter sein: Wann | |
kommt der richtige Knall? Und wie viel Lava kommt dann raus? Ersteres lässt | |
sich schwer voraussagen, Zweiteres trifft gar nicht zu, wie der Vulkanologe | |
Thomas Walter vom Geoforschungszentrum Potsdam erklärt: „Wir erwarten | |
keinen Lavastrom. Typischerweise wird bei indonesischen Vulkanen das Magma | |
noch im Schlot des Vulkans fragmentiert.“ Heißt: Aschewolke, keine Lava. | |
Was aber schon passieren könne: dass die Wolke insgesamt zu schwer wird und | |
wieder auf den Berg zurückfällt. Dann könnte sich ein sogenannter | |
pyroklastischer Strom aus immer noch glühend heißem Staub den Hang | |
runterwälzen. Diese „Glutlawine“ gefährdet alles, was ihr im Weg steht. | |
Aktuell kommt durch die Regenzeit noch die Gefahr von Schlammlawinen dazu. | |
Beim letzten großen Ausbruch des Agung im Jahr 1963 starben über 1.100 | |
Menschen. Dieser Ausbruch dauerte fast ein Jahr. Es ist nicht | |
auszuschließen, dass das auch dieses Mal wieder so lange dauern wird. Genau | |
lässt sich das nicht voraussagen. | |
Die rund 5.500 deutschen Urlauber, die gerade auf Bali feststecken, sind | |
allerdings eher nicht gefährdet – ganz im Gegensatz zu denjenigen unter den | |
Einheimischen, die normalerweise am Hang des Agung leben und dort unter | |
anderem Reis anbauen. Wenn der Berg nämlich nicht gerade glühenden Staub | |
spuckt, ist die Erde auf ihm sehr fruchtbar. Zerstörer und Erneuerer passt | |
eben doch ausgesprochen gut. | |
28 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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