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# taz.de -- Unternehmer René Benko: Einer träumt von der Warenhaus AG
> Die Karstadt-Kette gehört dem österreichischen Immobilienunternehmer
> schon. Jetzt buhlt René Benko erneut um Kaufhof.
Bild: Gehört Benko schon: Karstadt-Filiale in Hamburg
Wer zahlt schon 3 Milliarden Euro für eine Firma, die rote Zahlen schreibt?
Deren 21.000 Mitarbeiter deshalb künftig weniger verdienen sollen? Deren
Geschäftsmodell nicht nur durch Malls, H&M und Primark, sondern vor allem
durch Amazon oder Zalando gefährdet ist?
Warenhausketten wie Kaufhof gelten – wegen Billigheimern und
Onlinekonkurrenz – als „sterbende Dinosaurier“. Und trotzdem hat der
österreichische Karstadt-Eigentümer René Benko jetzt offiziell ein Angebot
für den Rivalen Kaufhof vorgelegt. Wo früher Hertie, Horten und eben
Karstadt und Kaufhof um Kunden buhlten, bliebe dann nur noch ein
Kaufhaus-Platzhirsch übrig – die „Deutsche Warenhaus AG“, von der Benko
angeblich schon lange träumt – und seit Jahren redet. Er hat schon früh
geträumt – und Cash gemacht. Mit 17 brach Benko das Wirtschaftsgymnasium
ab, um seine eigene Signa Holding zu gründen. Diese baute in Innsbruck
Dachböden aus und verscherbelte die Wohnungen dann teuer.
Mit den Jahren verfeinerte Benko sein Geschäftsmodell: Von reichen
Investoren wie dem österreichischen Tankstellen-Erben Karl Kovarik Kapital
einsammeln und es dann in Luxusimmobilien stecken. Mittlerweile ist das
Immobilienvermögen der Firma auf gut 10 Milliarden Euro gewachsen. In der
Wiener City etwa baute Benko ein ehemaliges Bankgebäude zu einem
Einkaufstempel mit viel Chichi, Luxushotel und Dachgeschosswohnungen um.
Unterstützung suchte er sich dabei stets bei mächtigen Freunden. Manche
lotste er in seinen Beirat, so Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und den
früheren Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.
Bisweilen überdehnte der Milliardär dabei auch die Regeln: 2012 wurde Benko
wegen Schmiergeldzahlungen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr
verurteilt. Benkos Steuerberater soll dem früheren kroatischen Premier Ivo
Sanader 150.000 Euro dafür geboten haben, ein Verfahren gegen Benko zu
seinen Gunsten zu beeinflussen.
## Karstadt für einen Euro
Benkos bislang größter Coup: 2014 kaufte seine Signa die angeschlagene
Warenhauskette Karstadt vom Finanzinvestor Nicolas Berggruen für einen
Euro, zudem drei Edelkaufhäuser in Berlin, Hamburg und München. Die
Einzelhandelssparte von Signa hat jetzt 20.000 Mitarbeiter an 125
Standorten.
Nicht unwahrscheinlich, dass der 40-Jährige bei Galeria Kaufhof zum Zug
kommen könnte. Während Karstadt – nach der Entlassung von 2.000
Mitarbeitern – als halbwegs saniert gilt, schwächelt nicht nur Kaufhof,
sondern auch der kanadische Mutterkonzern HBC, der die Kette vor zwei
Jahren für 2,8 Milliarden Euro vom Metro-Konzern gekauft hatte.
Benko geht es vor allem um die Immobilien in Toplage. Deren Wertzuwachs ist
derzeit immens. Wahrscheinlich weniger gut wäre der Deal für die
Mitarbeiter: Jedes dritte der insgesamt 180 Warenhäuser steht bei einer
Fusion vor dem Aus, fürchten Experten – an vielen Standorten stehen Kaufhof
und Karstadt direkt nebeneinander.
2 Nov 2017
## AUTOREN
Kai Schöneberg
## TAGS
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Sanierungsplan
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