# taz.de -- Erste UN-Rede des US-Präsidenten: Trump attackiert Nordkorea und I… | |
> Den Atom-Deal mit Teheran kritisiert er scharf, Pjöngjang droht er. | |
> Diplomtie geht anders. Doch Trumps Auftritt hat mehr Substanz als bisher. | |
Bild: Den UN gegenüber zeigte sich Trump versöhnlicher: Sie hätten ein „gr… | |
New York dpa | US-Präsident Donald Trump hat den Iran in seiner ersten Rede | |
bei den Vereinten Nationen scharf attackiert und Nordkorea im anhaltenden | |
Atomkonflikt mit völliger Zerstörung gedroht. „Die Geißel unseres Planeten | |
ist eine Gruppe von Schurkenstaaten“, sagte Trump bei der am Dienstag | |
eröffneten, einwöchigen UN-Generaldebatte in New York. „Wenn die vielen | |
Rechtschaffenen sich nicht den wenigen Gemeinen entgegenstellen, wird das | |
Böse triumphieren.“ | |
„Wenn (die USA) gezwungen sind, sich selbst oder ihre Verbündeten zu | |
verteidigen, dann haben wir keine Wahl, als Nordkorea total zu zerstören“, | |
sagte Trump. Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un bezeichnete er als | |
„Raketenmann auf einer Selbstmordmission“. Das Atomprogramm des Landes | |
stellte er als Gefahr für die ganze Welt dar und sprach von einer „Bande | |
von Kriminellen“, die sich mit Raketen und Nuklearwaffen ausrüste. | |
Vertreter der nordkoreanischen Delegation verfolgten die Rede aus der | |
ersten Reihe im Plenarsaal. | |
Auch UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte Nordkorea mit | |
deutlichen Worten. „Millionen Menschen leben unter einem Schatten des | |
Grauens“, sagte Guterres über das nordkoreanische Volk, das Hunger und | |
schwere Verletzungen ihrer Menschenrechte erleiden müsse. „Wir dürfen nicht | |
in den Krieg schlafwandeln“, sagte Guterres und nannte die Verbreitung von | |
Atomwaffen eine „unvorstellbare Gefahr“. | |
Den Iran bezeichnete Trump als wirtschaftlich ausgelaugten Schurkenstaat, | |
der vor allem Gewalt exportiere. Man könne dieses mörderische Regime nicht | |
so weitermachen lassen. Das Abkommen über das iranische Atomprogramm sei | |
einer der schlechtesten Verträge, die jemals abgeschlossen worden seien, | |
obendrein eine Erniedrigung für die USA. Trump hatte am Montag erklärt, | |
„sehr bald“ darüber entscheiden zu wollen, ob die USA von dem Abkommen | |
zurücktreten. | |
## Frankreich will an Atom-Deal mit Iran festhalten | |
„Solche Hassreden gehören ins Mittelalter und nicht ins 21. Jahrhundert“, | |
twitterte der iranische Außenminister Mohamed Dschawad Sarif nach Trumps | |
Rede. Es sei für Teheran auch unwürdig, auf diese Rede überhaupt | |
einzugehen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach sich unterdessen | |
dafür aus, den Atom-Deal mit dem Iran aufrechtzuerhalten. „Es aufzugeben, | |
wäre ein schwerer Fehler“, sagte Macron in seiner ersten Rede bei der | |
UN-Generaldebatte. | |
Auch das „Regime“ von Venezuelas Präsident Nicolas Maduro griff Trump | |
direkt an – er warf Maduro vor, sein Volk verhungern zu lassen. „Das | |
Problem in Venezuela ist nicht, dass der Sozialmus nur dürftig umgesetzt | |
worden wäre, sondern dass er überzeugt umgesetzt worden ist.“ Demokratie | |
und politische Freiheit müssten wiederhergestellt werden. „Die Situation | |
ist völlig inakzeptabel.“ | |
In dem voll besetzten UN-Plenarsaal wiederholte Trump sein Vorhaben, die | |
Außenpolitik an amerikanischen Interessen ausrichten zu wollen. „Als | |
Präsident der Vereinigten Staaten werde ich Amerika immer an die erste | |
Stelle setzen“, sagte er. Genauso sollten es auch andere Staats- und | |
Regierungschefs tun. Den UN warf er mangelnde Effizienz vor. Die USA zahlen | |
zum regulären UN-Etat als auch zu den weltweiten Friedensmissionen den mit | |
Abstand größten Teil. | |
Beim Mittagessen mit rund 200 Staats- und Regierungschefs, Ministern, | |
Berater und Diplomaten schlug Trump versöhnlichere Töne an. Er gestand ein, | |
jahrelang Kritiker der UN gewesen zu sein, lobte dann aber das „große, | |
große Potenzial“ der Organisation. | |
## Gewalt gegen Rohingya überschattet Spitzentreffen | |
Hochrangige Vertreter aus mehr als 190 Ländern reisten zum größten Treffen | |
der Weltdiplomatie nach New York. Neben Reden, in denen die | |
Spitzenpolitiker zu aktuellen Konflikten in der Welt Stellung nehmen, kommt | |
es dort diese Woche am Rande zu Hunderten Treffen auf bilateraler Ebene | |
sowie im Gruppenformat. | |
Neben dem Konflikt in Nordkorea überschattete auch die Gewalt gegen die | |
Rohingya in Myanmar das Spitzentreffen. „Ein Teufelskreis von Verfolgung, | |
Diskriminierung, Radikalisierung und gewaltvoller Unterdrückung hat dazu | |
geführt, dass mehr als 400 000 Menschen geflohen sind, und die Stabilität | |
der Region gefährdet ist“, sagte Guterres in seiner Rede. Einen Auftritt | |
bei der UN-Vollversammlung hatte Myanmars Regierungschefin Aung San Suu Kyi | |
abgesagt. | |
Trumps Bestrebungen zu möglichen Neuverhandlungen über das Pariser | |
Klimaabkommen schob Macron einen Riegel vor. „Dieses Abkommen wird nicht | |
neu verhandelt“, sagte Macron im UN-Plenum. „Wir können das Abkommen | |
anreichern, mit neuen Beiträgen, aber wir werden nicht zurückweichen.“ Die | |
Tür für die USA werde immer offen bleiben. | |
Für Deutschland soll am Donnerstag Außenminister Sigmar Gabriel im | |
UN-Plenum sprechen. Deutschland war bereits am Dienstag Thema, als Nigerias | |
Präsident Muhammadu Buhari sich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihr | |
Vorgehen in der Flüchtlingskrise bedankte. „Wir müssen uns alle gemeinsam | |
bei der Regierung von Deutschland unter der lobenswerten Führung von Angela | |
Merkel und den Regierungen von Italien, Griechenland und Türkei dafür | |
bedanken, dass sie Hunderttausenden Flüchtlingen geholfen haben“, sagte | |
Buhari. | |
## Türkei will mehr Geld für Flüchtlingshilfe | |
Im Zusammenhang mit dieser Krise forderte der türkische Präsident Recep | |
Tayyip Erdogan mehr Geld von den EU-Staaten zur Unterstützung syrischer | |
Flüchtlinge. Ankara habe mehr als 30 Milliarden Dollar (25 Mrd Euro) für | |
Flüchtlingshilfe ausgegeben. Von den rund drei Milliarden Euro, die die EU | |
der Türkei im Rahmen des Flüchtlingspakts für 2016 und 2017 in Aussicht | |
gestellt hattte, habe Brüssel bisher nur 820 Millionen Euro überwiesen. | |
Gabriel sprach sich vor seinem Abflug nach New York für eine Stärkung der | |
Vereinten Nationen aus. Die UN müssten „schnell agieren können und | |
handlungsfähig“ sein und dafür auch mit entsprechenden Ressourcen | |
ausgestattet werden. „Wir brauchen sicher mehr Vereinte Nationen und nicht | |
weniger“, sagte der SPD-Politiker. | |
20 Sep 2017 | |
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