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# taz.de -- Geschichtstourismus in Schottland: 16 Männer, keine Frau – noch …
> Vom Wallace Monument hat man einen Blick über Scotland in a Nutshell. In
> seinem Inneren herrscht noch ein wenig Gleichstellungsbedarf.
Bild: Schottischer wird's nicht: das Wallace Monument vor Highland-Hügeln
Auf irgendwas Altes hochlaufen und runterschauen ist immer gut. Da neigt
der Mensch zum Kätzischen: Erstmal den Überblick verschaffen. Und immer
wieder hoch auf engen Wendeltreppen, immer wieder anhalten, weil sich ein
kräftiger US-amerikanischer Touristenhintern abwärts an einem
vorbeischiebt, immer wieder Stufen zählen. 246 sind es im [1][Wallace
Monument], dem schottischen Nationaldenkmal, das mitten im Land liegt – von
Edinburgh, Glasgow und Dundee gleichermaßen nur eine Autostunde entfernt.
Oben wird man belohnt mit einem großartigen Panoramablick, denn die Spitze
des Monuments ist gestalterisch einer Krone nachempfunden, ein in alle
Richtungen offenes Plateau. Von hier blickt man auf Scotland in a nutshell:
Die erdigen und grobschlächtigen Formationen der Highlands treffen auf die
lieblichere, grasgrüne Hügellandschaft der Lowlands.
Dazwischen: Stirling, eine Kleinstadt mit mittelalterlichem Stadtkern, die
auch mal Schottlands Hauptstadt war. Über ihr thront das [2][Stirling
Castle], das man unbedingt auch besuchen sollte: Das Schloss ist sehr gut
erhalten bzw. restauriert. Besonders der Thronsaal beeindruckt.
Und dazwischen, im Tal, steht die Stirling Bridge, berühmt für eine
Schlacht. 1297 besiegten die Schotten unter William Wallace ein viermal so
großes englisches Heer. Weltweit bekannt wurde die Schlacht durch den
Kinoerfolg „Braveheart“ mit Mel Gibson als William Wallace. Der Film ist
voller historischer Fehler, aber das interessiert ja die Touristen nicht.
Er führte zu einer Verdreifachung der Besucher des Wallace Monuments.
## Das schottische Hermannsdenkmal
Das Monument ist also so etwas wie das Hermannsdenkmal von Schottland.
Beide Denkmäler stehen auf Hügeln und zwar dort, wo die namensgebenden
Kriegsherren feindliche Eindringlinge besiegten. Dabei mussten sie auf
weniger und schlechter ausgestattete – aber eben, so erzählt man sich, umso
mutigere und heldenhaftere – Kämpfer zurückgreifen als ihre Widersacher.
Gebaut wurde das Wallace Monument zwischen 1861 und 1869, also ebenfalls
zur gleichen Zeit wie das Hermannsdenkmal (1838 bis 1875), und das ist kein
Zufall: Es war die Epoche der Nationalstaaten in Europa. Zum Nation
Building gehörten verbindende Elemente wie Nationalhelden und -monumente
und auf der Suche nach ihnen ging man notfalls auch viele Jahrhunderte
zurück.
Auf dem Abstieg vom Plateau des Wallace Monument findet man im Inneren auch
gleich noch die Walhalla Schottlands: 16 Büsten stehen hier seit über 100
Jahren herum, es sind große Namen der schottischen Geschichte. Darunter
Autoren (Walter Scott, Allan Ramsay) Wissenschaftler (David Livingstone,
James Watt) und König Robert the Bruce.
16 Büsten. 16 Männer. Keine Frau. Das ist selbst an so einem Historie
atmenden Ort nicht mehr zeitgemäß. In einem mehrstufigen Auswahlprozess
einigte man sich im Frühjahr darauf, dass bald auch zwei Frauen in die Hall
of Heroes Einzug halten, mit einer Berufskombination, die man vermutlich
nur in Großbritannien finden kann: Die 1995 verstorbene Maggie Keswick
Jencks, eine Expertin für Chinesische Gärten und zudem Gründerin einer
Reihe von Zentren für Krebskranke. Und Mary Slessor, die sich im 19.
Jahrhundert als Missionarin in Nigeria für Menschenrechte verdient machte.
Zwei von dann achtzehn Büsten, das kann man, naja, einen Anfang nennen.
Wirkliche Gleichberechtigung gibt es wohl erst, wenn auch Nationaldenkmäler
nach Frauen benannt werden, ob in Schottland, im Teutoburger Wald oder
anderswo. Der Weg bis dahin ist wohl noch etwas steiler als die 246 Stufen
des Wallace Monument.
10 Sep 2017
## LINKS
[1] http://www.nationalwallacemonument.com
[2] http://www.stirlingcastle.gov.uk
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
Schottland
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Geschlechtergerechtigkeit
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