# taz.de -- Wahltag in Kenia: Rosa Deckel für die Frauen | |
> In Kenia wurden unter anderem ein neuer Präsident und ein neues Parlament | |
> gewählt. Die Opposition ist misstrauisch. | |
Bild: Wähler stehen Schlange in Nairobi | |
NAIROBI taz | „Ich war um 5 Uhr hier, um 7 machte das Wahllokal auf, und | |
jetzt erst habe ich meine Stimme abgegeben. Inzwischen ist es 11 Uhr. Aber | |
es war die Mühe wert. Meine Stimme muss helfen, einen neuen Präsidenten an | |
die Macht zu bringen“, sagt Juma Otieno erleichtert auf einen Marktplatz am | |
Rande von Nairobis größtem Armenviertel Kibera. Hier wohnen vor allem | |
Anhänger des Oppositionsführers Raila Odinga. | |
Insgesamt gab Otieno sechs Stimmen ab. Vom Moment, ab dem die Maschine zur | |
biometrischen Identifizierung seinen Fingerabdruck erkannte, bis zum Ende | |
des Wahlvorgangs brauchte er dafür sieben Minuten. Neben den Präsidenten | |
wählten die Kenianer am 8. August Parlamentarier, Senatoren, Gouverneure, | |
Mitglieder der Bezirksparlamente und reservierte Parlamentssitze für | |
Frauen. | |
Die Urnen für den Präsidenten haben einen weißen Deckel, die Senatoren | |
bekommen einen gelben – und der für die Frauen ist rosa. | |
Kein Wunder also, dass manche Menschen den ganzen Tag anstehen. In | |
reicheren Gegenden sind die Schlangen kürzer: An der Grundschule in | |
Westlands wartete man nur ungefähr zwei Stunden. Das einzige Problem in | |
Westlands ist der Stau, weil die meisten Wähler mit dem Auto gekommen sind. | |
Es gab hier und da Zwischenfälle. In den Küstenorten Malinda und Mombasa | |
wurden einige Mitarbeiter der Wahlkommission verhaftet, weil sie doppelte | |
Wahlzettel verteilten. In östlichen Städtchen Kitui musste die Polizei | |
einen Mann von einer Meute retten, die ihn totschlagen wollte, weil er | |
versuchte, Wähler zu bestechen. | |
Bei den letzten Wahlen in 2013 waren die Probleme größer. Da versagte der | |
elektronische Teil der Wahlen und musste auf manuell umgestellt werden. | |
Oppositionsführer Odinga ist davon überzeugt, dass ihn das damals den Sieg | |
kostete. | |
Vor den aktuellen Wahlen hat die Oppositionskoalition NASA (Nationale | |
Super-Allianz) gesagt: Wenn Odinga nicht gewinnt, ist der Urnengang nicht | |
ehrlich gewesen. Deshalb gibt es große Angst, dass es zu Gewalt kommen | |
könnte bei der Bekanntmachung der Ergebnisse. | |
Beide Seiten werden die Auszählung genau beobachten. Jedes Wahllokal | |
schickt seine Ergebnisse elektronisch in die Zentrale der Wahlkommission in | |
Nairobi. Aber nicht überall sind die Netzwerk stark genug, um die | |
gescannten Ergebnisformulare hochzuladen. Die letzte Möglichkeit ist dann | |
eine Satellitenverbindung. | |
„Am Wahltag sind wir Kenianer friedlich und stehen schön geduldig an“, | |
meint ein älterer Wähler in Westlands. „Aber was danach passiert, ist | |
vielleicht eine andere Geschichte.“ | |
8 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Ilona Eveleens | |
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