# taz.de -- Cannabis-Magazin „in.fused“: Als Bröselunterlage brauchbar | |
> „in.fused“, das Magazin für „Gesundheit, Lifestyle, Cannabis“, will … | |
> als Genussmittel legalisieren. Das steht in so gut wie jedem Artikel. | |
Bild: Sagen wir mal so: eine traditionsreiche Kulturpflanze | |
Der Bahnhofskiosk – unendliche Weiten: Knapp 1.600 Publikumszeitschriften | |
schwappen regelmäßig in die Regale. In loser Folge und streng nach dem | |
Zufallsprinzip stößt das taz-Medienressort in Parallelwelten vor, die | |
manche menschliche Wesen regelmäßig aufsuchen, auf der Suche nach genau der | |
Zeitschrift, die ihrem Leben den ganz speziellen Sinn gibt. Heute: | |
in.fused, das Magazin für „Gesundheit, Lifestyle, Cannabis“ | |
Wie schaut’s aus? | |
Erst mal kryptisch. Das Covergirl – eine gezeichnete Justitia – lupft die | |
Augenbinde, die für gewöhnlich ihre Neutralität garantiert und hangelt sich | |
an einem Seil (Hanfseil?) durchs grüne Unterholz. Darüber muss man erst mal | |
nachdenken (und einen Joint rauchen?), bevor man die Symbolik kapiert. Oder | |
man liest auf Seite 14 nach: „In der Vergangenheit haben die Gerichte den | |
Patienten bei Cannabis zu ihrem Recht verholfen“. Ach so! Sagt das doch | |
gleich. Justitia is our homegirl! | |
Im Heft selbst ist das Design vor allem unentschieden und oszilliert je | |
nach Text zwischen Krankenkassenbroschüre und Philosophiemagazin. | |
Was steht drin? | |
Eine ziemlich klare Message, die im Grunde fast jeder Text wiederholt: Hanf | |
ist eine traditionsreiche Kulturpflanze, die vielfältig einsetzbar ist und | |
von der man im Grunde nur profitieren kann. Dass sie in Deutschland illegal | |
ist – zumindest als Genussmittel –, ist eine Unverschämtheit. | |
Und dann noch die Erinnerung: Als medizinisches Heilmittel ist Cannabis | |
übrigens seit März zugelassen und wird von der Krankenkasse unter | |
bestimmten Umständen bezahlt. Wir sagen euch, wie ihr am schnellsten durch | |
den bürokratischen Dschungel (Achtung! Justitia-Symbolik!) findet – und | |
damit auch am schnellsten an euer Gras kommt. | |
Auf Dauer stören die immer gleiche Stoßrichtung und das ziemlich deutlich | |
vorgetragene Sendungsbewusstsein. Ambivalenz sucht man vergebens. Die | |
Geschichten im Heft sind erwartbar statt überraschend und spannend. Daran | |
ändert auch eine Geschichte über einen Berliner Siebdrucker nichts, – der | |
offenbar als Gegenleistung sein eigenes Kunstmagazin im Text bewerben darf | |
– oder das Porträt über einen Cannabis-Koch, inklusive Rezepten. | |
Schwierig wird es vor allem beim Interview mit dem drogenpolitischen | |
Sprecher der Linken. Der darf über fünf Seiten seine politischen | |
Überzeugungen ausbreiten, ohne dass ihm auch nur eine einzige kritische | |
Frage gestellt wird. Ein Gespräch, das sich liest, als hätte seine | |
PR-Abteilung es verfasst. | |
Wer liest es? | |
Hm. Vielleicht Menschen, die medizinisches Cannabis auf Rezept beziehen | |
wollen und es nicht auf die Reihe kriegen, sich die Infos im Netz | |
zusammenzusuchen? | |
Wer macht es? | |
Chefredakteurin Janika Takats in Zusammenarbeit mit | |
Legalisierungs-Aktivist*innen in einem Büro in der hippen Simon-Dach-Straße | |
in Berlin-Friedrichshain. | |
Warum kauft man es (k)ein zweites Mal? | |
Zum einen, weil noch gar nicht klar ist, wann die zweite Ausgabe erscheint. | |
„Im Sommer“ heißt es vage. Zum anderen, weil man nicht nochmal immer wieder | |
die gleiche Message lesen möchte. Es sei denn, man war beim Lesen des | |
ersten Heftes so breit, dass man sich gar nicht mehr daran erinnern kann. | |
Aber vielleicht kommen bei der zweiten Ausgabe ja neue Ideen rein – | |
Anknüpfungspunkte gibt es ja genug. | |
1 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Marlene Halser | |
## TAGS | |
Cannabis | |
Gras | |
Hanf | |
Zeitschriftenumschau | |
Dänemark | |
Journalismus | |
Cannabis | |
Cannabis | |
Kanada | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Programmzeitschrift „Dampf-Radio“: Sprödes Juwel | |
Die Zeitschriftenumschau der taz hält etwas ganz Besonderes in den Händen: | |
Das feine Magazin „Dampf-Radio“ bietet exquisiten Hörstoff. | |
Wohlfühlmagazin „hygge“: Ganz einfach glücklich sein | |
Slow living, Achtsamkeit, im Hier und Jetzt sein. Um 16 Uhr Feierabend | |
machen. „hygge“ ist Papier gewordener Eskapismus – und das ganz bewusst. | |
Magazin „Tempo“: Insel der Möglichkeiten | |
Der Name des legendären Monatsmagazins „Tempo“ wird von einem Verlag | |
recycelt. Das Blatt stand für einen Journalismus der anderen Art. | |
Münchner Aktivist Wenzel Cerveny: Der Mann mit dem Hanf ist da | |
Mindestens zwei Millionen Deutsche kiffen regelmäßig, Cerveny ist keiner | |
von ihnen. Trotzdem kämpft er seit Jahren für die Legalisierung. | |
Studie zum Cannabiskonsum geplant: 25.000 Berliner sollen legal kiffen | |
Eine Studie in Berlin soll die Risiken des Freizeitkonsums von | |
Cannabisprodukten erforschen. Die Arbeit ist eine Folge der Freigabe für | |
medizinische Cannabisprodukte. | |
Kanada will Marihuana legalisieren: 30 Gramm als Eigenbedarf | |
Die kanadische Regierung legt einen Gesetzentwurf vor, der den Besitz von | |
Marihuana für Erwachsene legalisiert. Der Jugendschutz soll gestärkt | |
werden. |