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# taz.de -- Tennis, French Open: Sie mag es einfach spannend
> Das Frauentennis hat einen neuen Star, der das Rüstzeug für eine
> glanzvolle Zukunft mitbringt: die lettische Haudraufin Jelena Ostapenko.
Bild: Ihr erster großer Sieg: Jelena Ostapenko mit der Siegestrophäe
Paris taz | Auch am Tag nach ihrem spektakulären Sieg staunte die Welt über
den Auftritt von Jelena Ostapenko. Staunte, schwärmte, feierte nach
einem Finale, mit dem so keiner gerechnet hatte. Aber wenn nicht alle
Erkenntnisse dieser Internationalen Tennismeisterschaften von Frankreich in
die falsche Richtung führen, dann wird dieses temperamentvolle Fräulein aus
Lettland in nicht allzu ferner Zukunft öfter mit einem silbernen Pokal auf
einem Podium stehen. Der Anfang war jedenfalls überaus eindrucksvoll.
Das Tennis dieser Tage ist schon länger auf der Suche nach einer jungen
Frau, die Serena Williams beerben könnte, mit allem, was dazugehört. Jelena
Ostapenko, die vor ein paar Tagen in Paris ihren 20. Geburtstag gefeiert
hatte, schrieb ihren Namen als Bewerbung in den Sand des Court Philippe
Chatrier. Allerdings, wenn man es genau nimmt, dann schrieb sie nicht,
sondern rammte an allen vier Ecken des Platzes Leuchtfeuer in den roten
Sand.
Faszinierend, mit welcher Leidenschaft, welcher Bereitschaft zum Risiko sie
auch im ersten großen Finale ihrer Karriere spielte. Und das selbst in
einer Phase, in der es aussah, als sei die Gegnerin Simona Halep auf dem
Weg zum Sieg. Die Rumänin hatte den ersten Satz gewonnen, führte im zweiten
3:0 und hatte weitere Breakbälle. Doch dann zitterte ihr Arm, sie ließ
Ostapenko zurückkommen, und die freche Lettin gehört sicher zu den
Personen, denen man besser nicht den kleinen Finger reicht.
Ostapenkos Spiel kennt nur eine Dimension. Sie knallt die Bälle aus allen
Lagen und Positionen mit unfassbarer Geschwindigkeit über Netz. Messungen
während der French Open hatten ergeben, dass sie die Vorhand härter schlägt
als die Nummer eins der Männer, Andy Murray.
Und auch ein anderer Vergleich zeigt, was hier los ist. Die Siegerin schlug
mehr Asse als der Kollege Rafael Nadal, auch mehr Vorhandwinner und mehr
Rückhandwinner als der Spanier. Simona Halep hatte alldem am Ende nichts
mehr entgegenzusetzen. Sie wirkte schwer geknickt und meinte, sie werde
eine Weile brauchen, um sich von dieser Niederlage zu erholen.
## Kerber bleibt Nr. 1
Einer Niederlage, die nebenbei dafür sorgt, dass Angelique Kerber weiter an
der Spitze der Weltrangliste steht.
Jelena Ostapenko, die das Turnier auf Platz 47 der Weltrangliste begonnen
hatte, rückt auf 12 vor, und dabei wird es sicher nicht bleiben. Die
Amerikanerin Chris Evert überschlug sich in ihrer Begeisterung über die
junge Lettin und deren Bereitschaft zum Risiko. „Eine wie Jelena – das ist
es, was wir brauchen im Frauentennis“, schwärmte sie. „Wir sind doch alle
so hungrig auf neue Gesichter – hier ist eines.“
Sicher, man kann die Art des Spiels der jüngsten Siegerin in Paris seit 20
Jahren, der ersten ungesetzten Siegerin seit mehr als 8 Jahrzehnten und der
jüngsten Siegerin eines Grand-Slam-Turniers seit 13 Jahren schlicht in der
Anlage finden. Volle Kraft voraus – und dann rette sich, wer kann. Aber
dabei muss es ja nicht bleiben, und ein großer Teil der Faszination besteht
darin, diesem lettischen Feuerkopf bei der Arbeit zuzusehen. In ihren
Reaktionen kann man lesen wie in einem Buch, manchmal so spannend wie das
ihrer Lieblingsautorin Agatha Christie.
## Einfach rausgehen
War sie überhaupt nicht nervös im ersten großen Finale ihrer Karriere? Kurz
vor dem Spiel habe es ein paar Minuten gegeben, gab sie zu, aber sonst sei
alles okay gewesen. Es ist die Stärke der Jugend, einfach rauszugehen, dem
Tag ins Auge zu sehen und sich ins Spiel zu stürzen. Die Nervosität nehme
mit zunehmendem Alter eher zu, wie alle großen Spieler bestätigen.
Ostapenko nahm die Aufgabe mit hinreißendem Schwung an, und am Ende stand
sie im hellsten Licht. Erst am Tag danach sah es aus, als sei sie von der
Bedeutung ihrer Tat ein klein wenig eingeholt worden. Zum offiziellen
Fototermin mit Trophäe trug Jelena Ostapenko ein kurzes Kleid mit schwarzem
Oberteil, hochhackige Pumps, die wilde Mähne diesmal nicht geflochten,
sondern, von einem Band zusammengehalten, offen.
Lächelnd erfüllte sie die Wünsche der Fotografen, aber es waren vorsichtige
kleine Posen. Die großen Siegerinnenauftritte von Serena Williams sehen
anders aus, aber das kriegt sie sicher auch noch hin.
11 Jun 2017
## AUTOREN
Doris Henkel
## TAGS
Tennis
French Open
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