# taz.de -- Stellung der Frau in Saudi-Arabien: Ist das Satire – oder kann da… | |
> Melania Trump leistet sich einen amtlichen Fehltritt auf Twitter: Sie | |
> findet, in dem Königreich gehe es voran für die weibliche Bevölkerung. | |
Bild: Melania Trump unterhält sich mit Arbeiterinnen im GE Service Center – … | |
„Melania Trump lobt „Frauen-Empowerment“ bei Firmenbesuch in Saudi Arabie… | |
t[1][itelt die Online-Ausgabe des britischen Independent.] Wahrheit? | |
Satire? | |
Wahrheit. | |
Nachdem sie sich mit einer Gruppe von Frauen getroffen hatte, die für das | |
Service Center eines US-Konzerns in Saudi-Arabien arbeiten, ließ die First | |
Lady über ihren offiziellen Twitter-Account, genannt Flotus, | |
[2][verlauten]: „Habe es genossen, mit den unglaublichen, hartarbeitenden | |
Frauen vom General Electric Saudi Service Center zu sprechen. Hier | |
geschehen große Fortschritte in der Stärkung der Frauen.“ | |
Begleitet wurde der Text von einem Foto, das Melania mit den besagten | |
Arbeiterinnen zeigt. Während das ehemalige Model ein knielanges, | |
beigefarbenes Kleid trägt, sind die Saudi-Araberinnen in bodenlange, | |
sackähnliche Abayas gehüllt. Die meisten von ihnen tragen dazu ein | |
Kopftuch, zwei haben ihr Gesicht ganz verschleiert. | |
Diese Komposition von Bild und Text muss man erstmal auf sich wirken | |
lassen. Denn obwohl es nicht ganz falsch ist, dass Frauen in den letzten | |
Jahren einige nenneswerte Freiheiten erlangt haben – sie durften 2015 zum | |
Beispiel zum ersten Mal wählen (natürlich nur bei Kommunalwahlen) – bleibt | |
Saudi-Arabien eines der frauenfeindlichsten Länder der Welt. | |
Als Beweis für die schlechte Stellung der Frau liest man oft, dass es ihnen | |
im Königreich verboten ist, Auto zu fahren. Besonders der autobahnliebenden | |
Durchschnittsdeutschen bleibt bei solchen albtraumhaften Aussichten wohl | |
die Luft weg. Dabei ist Selbstfahren für Frauen in Saudi-Arabien nur die | |
allerkleinste Sorge. | |
Viel schlimmer ist, dass sie bei fast allem, wie zum Beispiel dem | |
Beantragen eines Passes oder sogar ärztlichen Untersuchungen, auf die | |
Zustimmung ihres männlichen Vormunds (Vater, Bruder oder Ehemann) | |
angewiesen sind. Außerdem ist es nicht unüblich, dass Opfer von sexuellen | |
Übergriffen und Vergewaltigungen selbst zu Prügel- und Haftstrafen | |
verurteilt werden, weil sie „unangemessen gekleidet“ waren oder sich in der | |
Gegenwart von Männern aufhielten, die nicht zu ihrer Familie gehören. Kann | |
man bei so einer Gesetzeslage jemals von der „Stärkung der Frauen“ | |
sprechen? | |
Uninformiert und unreflektiert | |
Bei dem „fortschrittlichen Service-Center“, das Melania so begeistert | |
inspizieren durfte, handelt es sich um eine Abteilung mit rein weiblicher | |
Besetzung. Denn in Saudi-Arabien existieren zwei streng getrennte | |
Parallelgesellschaften: eine weibliche und eine männliche. Öffentliche | |
Gebäude haben getrennte Eingänge. Sogar in Fastfood-Läden warten Männer und | |
Frauen nicht in derselben Schlange. | |
Um das öffentliche Leben funktional zu halten, werden mittlerweile unter | |
anderem Medizinerinnen ausgebildet, die sich allein um Patientinnen | |
kümmern. Während des Studiums der jungen Ärztinnen kann es aber auch | |
durchaus sein, dass ihr Professor im Nebenraum vor einer Kamera | |
unterrichtet – damit Studentinnen und Lehrer sich nicht im selben Raum | |
aufhalten. | |
All dies hätte Melania Trump bedenken können, bevor sie das Empowerment von | |
Frauen in Saudi-Arabien lobte. Sie hätte auch darüber nachdenken können, | |
welche Erfahrungen eigentlich die USA mit der strikten Trennung zweier | |
Bevölkerungsgruppen gemacht haben – und ob man daraus heute noch etwas | |
lernen könnte. | |
## Die Fettnäpfchenliste ist lang | |
Dass sie das aber nicht gemacht hat, überrascht wenig. Immerhin ist die | |
Fettnäpfchenliste der frisch gebackenen First Lady lang: Zum Beispiel | |
kopierte sie [3][vor knapp einem Jahr eine Rede Michelle Obamas] und im | |
Februar fasste sie der Gattin des israelischen Ministerpräsidents aus | |
Versehen an den Hintern – vielleicht ein Versuch mit ihrem Ehemann | |
gleichzuziehen. Denn der ist ja bekannterweise auch sehr gut im Hintern und | |
dergleichen anpacken. | |
Reden abkupfern beherrscht er ebenfalls, [4][besonders wenn sie aus | |
Hollywood-Filmen stammen]. Am meisten Furore macht der Präsident aber mit | |
der Mischung aus Halbwahrheiten und blankem Unsinn, die er regelmäßig über | |
seine Twitter-Kanäle Potus und realDonaldTrump verbreitet. | |
Mit ihrem Tweet sorgt Melania jetzt also erstmal für persönliche | |
Gleichberechtigung: In Sachen unreflektierte Äußerungen liegen Flotus und | |
Potus wieder in etwa gleichauf. | |
22 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.independent.co.uk/news/world/americas/melania-trump-hails-empowe… | |
[2] https://t.co/bXdES83w3P | |
[3] /Archiv-Suche/!5328247&s=melania+michelle+rede/ | |
[4] https://www.youtube.com/watch?v=SSLyFiHOC5I | |
## AUTOREN | |
Maxie Römhild | |
## TAGS | |
Melania Trump | |
Saudi-Arabien | |
Frauenrechte | |
Ivanka Trump | |
Waffenhandel | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Slowenien | |
Melania Trump | |
Melania Trump | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Donald Trump in Israel: Ganz privat an der Klagemauer | |
Trump zollt dem Judentum Respekt, doch israelische Offizielle müssen | |
zurückbleiben. Auf eine Aufwertung Jerusalems muss die Regierung warten. | |
Donald Trumps Rede zum Islam: Peace, Love und Waffendeal | |
Trumps Rede zeugt von kaufmännischem Kalkül. Für die Beziehungen zwischen | |
den USA und der arabischen Welt könnte das ein Fortschritt sein. | |
Küchenpsychologie und der Trump-Clan: Wie die schon wieder gucken! | |
Jede Banalität, jede Mimikregung aus dem Umfeld Donald Trumps wird | |
analysiert, um zu zeigen, wie böse er ist. Dabei reicht dafür doch seine | |
Politik. | |
First Lady Melania Trump: Stolz und Vorurteil | |
Die nächste First Lady der USA ist Melanija Knavs aus Sevnica. In Slowenien | |
hofft man darauf, dass der Ruhm bis in ihr Heimatland strahlt. | |
Liebeserklärung an Melania Trump: Washington? Och, nö… | |
Die zukünftige First Lady sagt, sie werde zum Schutz ihres Sohnes nicht ins | |
Weiße Haus einziehen. Ein feministischer Akt. | |
Die Lobbyistin der Woche: Mrs. Worst Case | |
Dass Donald Trump mit sexuellen Übergriffen prahlt, ist schlimm genug. Muss | |
seine Frau das auch noch entschuldigen? |