# taz.de -- Anklage gegen Hebe de Bonafini: Im Alter selbstherrlich | |
> Hebe de Bonafini ist eine prominente argentinische Menschenrechtlerin. | |
> Nun wurde sie wegen eines Bauskandals angeklagt. | |
Bild: Wohin verschwand das Geld? Hebe de Bonafini (Mitte) in Buenos Aires | |
Hebe de Bonafini spaltet die Menschenrechtsbewegung ihres Landes: Die | |
88-jährige Vorsitzende der Mütter der Plaza de Mayo ist wohl deren | |
umstrittenste Aktivistin. Sie hat große Verdienste daran, dass Argentinien | |
es aus eigener Kraft geschafft hat, die Schergen der Militärdiktatur von | |
1976 bis 1983 hinter Gitter zu bringen. Trotzdem liegt heute ein tiefer | |
Graben zwischen ihr und anderen Bürgerrechtlern. | |
Als vergangenen Mittwoch 500.000 Menschen auf der Plaza de Mayo gegen einen | |
Strafnachlass bei Menschenrechtsverbrechen demonstrierten, gab Bonafini den | |
Befehl zum Fernbleiben. Grund: Die Losung passte ihr nicht. | |
In den Zeiten der Diktatur der 1970er Jahren war sie Hausfrau und Mutter | |
einer Familie der unteren Mittelschicht. Im Jahr 1977 verschwanden zwei | |
ihrer Söhne. Bonafini ging auf die Plaza de Mayo und schloss sich den | |
damals noch wenigen Müttern an, die öffentlich Auskunft über den Verbleib | |
ihrer verschwundenen Kinder verlangten. Seit 1979 ist Bonafini Vorsitzende | |
der Mütter. Anfang 1986 spalteten sie sich, nicht zuletzt wegen Bonafinis | |
autoritären Führungsstils. | |
Als Néstor Kirchner 2003 Präsident wurde, öffnete sich den | |
Menschenrechtlern erstmals der Präsidentenpalast. Der politischen Akzeptanz | |
folgten Taten: 2005 wurde die Amnestie aufgehoben, die den Militärs | |
weitgehend Straffreiheit zugesichert hatte. Bonafini wandelte sich von der | |
erbitterten Regierungsgegnerin zur bedingungslosen Verfechterin der | |
Kirchner-Regierungen. | |
Mit der Regierungsnähe flossen die Gelder. Die Kirchner-Regierungen | |
überwiesen Millionen an Sueños partidos (Mit einander geteilte Träume), | |
eine Stiftung für sozialen Wohnungsbau. Stiftungsvorsitzende Bonafini | |
avancierte zur Bauherrin, mit dem Generalbevollmächtigten der Stiftung, | |
Sergio Schocklender, an ihrer Seite. | |
Doch beim Bau versickerten Millionen im Sand. 2011 fehlten rund 13 | |
Millionen Euro. Bonafini und Schocklender machen sich gegenseitig | |
verantwortlich. Wo das Geld – und wer für das Verschwinden verantwortlich – | |
ist, wird nun von der Justiz geklärt. Am Montag wurden beide wegen | |
Veruntreuung öffentlicher Mittel angeklagt. | |
17 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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