# taz.de -- Kritik am Grünen Klimafonds der UN: Energiewende eingedämmt | |
> Der Klimafonds bewilligt erstmals Geld für Staudämme. Umweltschützer | |
> kritisieren das als Signal für eine umstrittene Technik. | |
Bild: Gefährlich und klimaschädlich: Der Überlauf des Oroville-Staudamms in … | |
BERLIN taz | Der Grüne Klima-Fonds der Vereinten Nationen (GCF) hat bei der | |
fünften Runde der Geldverteilung an Entwicklungsländer zwei umstrittene | |
Projekte genehmigt. Das Direktorium des GCF winkte auf seiner Sitzung im | |
koreanischen Songdo am Donnerstag eine Liste mit Projekten durch, auf denen | |
auch zwei Wasserkraftwerke stehen. Umwelt- und Entwicklungsgruppen hatten | |
vor dieser Entscheidung gewarnt. | |
Strittig sind zwei Vorhaben in Tadschikistan und auf den Salomon-Inseln. In | |
Tadschikistan soll mit dem „Qairokkum-Projekt“ ein bestehender Damm mit 50 | |
Millionen Dollar GCF-Hilfe ertüchtigt werden. Die Salomon-Inseln im Pazifik | |
planen den Neubau eines Damms, der den Tina River stauen soll, und wollten | |
dafür 86 Millionen Dollar. Außerdem standen noch Investitionen von | |
insgesamt etwa 600 Millionen Dollar auf der Liste, für Wasserversorgung in | |
Marokko, Solarkraft für Bewässerung in Indien und erneuerbare Energien in | |
Ägypten. Nach Angaben von Beobachtern wurden alle Projekte ohne größere | |
Änderungen beschlossen. | |
Umweltschützer kritisieren Staudämme, weil diese die Umwelt und die | |
Menschen schädigen können. So habe der Damm in Tadschikistan die | |
Fischbestände reduziert, er verlängere die starke Abhängigkeit des Landes | |
von Wasserkraft. Gegen den relativ kleinen Damm auf den Salomon-Inseln | |
sprechen den Kritikern zufolge die Bedrohung der Artenvielfalt und die | |
hohen Kosten. Grundsätzlich gelten große Dämme als Problem, weil für sie | |
Naturflächen überflutet und Menschen vertrieben werden. Zudem entsteht aus | |
im Wasser verrottender Biomasse Methan – ein starkes Klimagas. | |
Die umstrittenen Projekte auf der GCF-Liste waren auch in der | |
Bundesregierung nicht beliebt. Der Fonds soll die „Transformation“ der | |
Energiewirtschaft voranbringen. Das sei bei diesen Projekten wohl fraglich, | |
hatte es geheißen. Der GCF besteht seit 2014 und ist derzeit mit 10 | |
Milliarden Dollar gefüllt. Über ihn soll einen Teil der jährlich 100 | |
Milliarden Dollar fließen, die ab 2020 für Klimaschutz aus den Industrie- | |
in die armen Länder fließen sollen. Bisher hat er 1,5 Milliarden Dollar in | |
35 Projekte investiert. | |
Lutz Weischer, für die Entwicklungsorganisation Germanwatch bei der Sitzung | |
in Korea, kritisierte das Signal, das von der Bewilligung ausgehe: „Das | |
Projekt in Tadschikistan war kein Klima-, sondern ein | |
Infrastrukturvorhaben, das ein bisschen grün ist.“ Dafür sei aber der GCF | |
nicht da. Weil der Fonds schnell Ergebnisse vorzeigen wolle, zögen viele | |
internationale Entwicklungsbanken als Partner der Entwicklungsländer alte | |
Projekte aus der Schublade. „In Afrika und Asien gibt es viele große | |
Staudammprojekte, diese Entscheidung könnte einen Run auslösen.“ Zur | |
Entscheidung komme es bei der nächsten Sitzung des GCF-Direktoriums im | |
Juli: Dann steht ein neuer großer Staudamm in Nepal auf der Liste. Wird er | |
genehmigt, fürchten die Umweltschützer, könnten alle Dämme gegen diese | |
Technik brechen. | |
6 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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