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# taz.de -- Überwachung der Wissenschaft: Lehre unter Beobachtung
> Niedersachsen will Hochschulen besser überwachen, um antisemitische
> Vorfälle wie in Hildesheim zu vermeiden. Dabei blieb Kritik bisher
> folgenlos.
Bild: Qualität der Lehre: Uni sollen genauer hinschauen
BREMEN taz | Das niedersächsische Wissenschaftsministerium will Skandale
vermeiden und die universitäre Lehre deshalb enger überwachen. Mit
„Empfehlungen zur Qualitätssicherung von Lehraufträgen“ sollen Konsequenz…
aus den Vorfällen an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in
Hildesheim (HAWK) gezogen werden, wo eine externe Lehrbeauftragte mehr als
zehn Jahre lang ein Seminar über den Nahostkonflikt mit antisemitischen
Inhalten angeboten hatte.
Erst nach massiver Kritik unter anderem des Präsidenten des Zentralrats der
Juden Josef Schuster tat sich etwas: Nachdem ein Gutachten des Zentrums
für Antisemitismusforschung schließlich das didaktische Versagen der
Hochschule feststellte, mussten sowohl die Dekanin der zuständigen Fakultät
Christa Paulini als auch die Präsidentin der Hochschule Christiane Dienel
gehen.
Auch Niedersachsens Wissenschaftsministerin Heinen-Kljajić (Die Grünen)
stand in der Kritik, viel zu spät und erst auf Druck von Medienberichten
auf die Vorfälle in Hildesheim reagiert zu haben. Als Reaktion auf den
Skandal in Hildesheim kündigte Heinen-Kljajić schließlich an, die
Auswahlkriterien für Lehrbeauftragte überprüfen zu lassen.
Hochschulen sind auf externe Lehrbeauftragte in hohem Maße angewiesen. Bei
der Überprüfung ihrer Qualifikation und der Begleitung der Veranstaltungen
werden daher oft Abstriche gemacht. „Je nach Fach und ‚Marktlage‘ kann die
Gewinnung von Lehrbeauftragten eine Herausforderung für die Hochschulen
darstellen“, heißt es in den Empfehlungen.
Das gemeinsame Eckpunktepapier des Ministeriums und der
Landeshochschulkonferenz soll diesem Umstand nun Rechnung tragen: So soll –
eigentlich eine Selbstverständlichkeit – die fachliche und
pädagogisch-didaktische Eignung vorab festgestellt und auch während des
Semesters überprüft werden. Neue Lehrbeauftragte sollen durch ein Paten-
oder Mentorensystem unterstützt und begleitet werden und
Lehrveranstaltungen besser evaluiert werden.
Das bedeutet: Die ohnehin vorgeschriebene Evaluierung der Lehrveranstaltung
soll künftig während des Semesters stattfinden, um „eine zeitnahe Reaktion
mit unmittelbaren Auswirkungen“ für die Studierenden zu ermöglichen, wie es
im Eckpunktepapier heißt.
Das klingt gut, allerdings: Auch die fragliche Lehrveranstaltung in
Hildesheim war über Jahre immer wieder evaluiert worden. Die darin
vorgebrachten Beschwerden der Studierenden über mangelnde
Wissenschaftlichkeit und eine eindeutig antisemitische Schlagseite in der
Bewertung des Nahostkonflikts blieben jedoch folgenlos. An mangelnder
Evaluierung lag es jedenfalls nicht, dass das Seminar über zehn Jahre an
der HAWK stattfinden konnte.
Inwiefern nun eine Evaluierung im laufenden Semester einen zusätzlichen
Nutzen bringen soll, kann auch die Geschäftsführung der Hochschulkonferenz
nicht erklären: Die „pauschale Beantwortung der von Ihnen formulierten
Detailfragen“, so heißt es auf die Nachfrage der taz, sei
„verständlicherweise nicht möglich“. Die konkrete Umsetzung obliege jeder
einzelnen Hochschule im Rahmen der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Gemeint
ist das niedersächsische Hochschulgesetz, in dem ohnehin eine jährliche
Evaluierung geregelt ist.
Wirkungsvoller dürfte im Zusammenspiel mit der Evaluierung ein verbessertes
Beschwerdemanagement sein, das in dem Positionspapier ebenfalls angestrebt
wird: So soll der Beschwerdeweg für Studierende „möglichst
niedrigschwellig“ sein und eine Rückmeldung der Studierenden erleichtern.
Ombudsleute sollen an den Hochschulen dafür sorgen, dass Beschwerden von
Studierenden künftig auch gehört werden – und damit die Qualität der Lehre
gewahrt bleibt.
18 Apr 2017
## AUTOREN
Karolina Meyer-Schilf
## TAGS
Hildesheim
Wissenschaft
Hochschule
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Antisemitismus
Hildesheim
Hochschule
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