# taz.de -- Spendenbereitschaft in China: Kein Vertrauen | |
> Das Land entwickelt sich zum neuen Zentrum der Superreichen. Dennoch ist | |
> in China die private Wohltätigkeit noch relativ rar. | |
Bild: Genießt auch nicht viel Vertrauen: Delegierte des chinesischen Volkskong… | |
PEKING taz | In keinem Land gibt es so viele Superreiche wie in China – in | |
Peking leben inzwischen mehr Milliardäre als in New York. Doch was die | |
Spendenbereitschaft angeht, sieht es bislang mau aus. [1][Chen Yidan] zählt | |
zu den Ausnahmen. Dem Ranking der britischen Charities Aid Foundation (CAF) | |
zufolge belegt China gerade einmal den vorletzten Platz von 145 | |
untersuchten Ländern. Selbst in Angola spenden die Menschen mehr als in | |
China. | |
Dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes zufolge waren Chinesen 2016 nicht einmal | |
bereit, 0,03 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für wohltätige | |
Zwecke auszugeben. Zum Vergleich: Die Deutschen spendeten vergangenes Jahr | |
rund 1,7 Prozent, die US-Amerikaner sogar fast 2 Prozent. Selbst im | |
deutlich ärmeren Indien ist die Spendenbereitschaft weit höher als in der | |
Volksrepublik mit ihren vielen Milliardären. | |
Ein Grund dafür ist, dass die meisten wohlhabenden Chinesen noch nicht | |
lange reich sind. Sie haben ihr Vermögen innerhalb sehr kurzer Zeit | |
gemacht. Viele von ihnen denken: Wie gewonnen, so zerronnen, und fürchten, | |
dass ihr Geld schnell wieder weg sein kann. Philantropie ist in China zudem | |
traditionell nur wenig verankert. Geholfen wird vorwiegend der eigenen | |
Sippschaft – die zumindest in alten Zeiten oft recht groß war. | |
Umso überraschter waren viele Chinesen über sich selbst, als beim großen | |
Erdbeben 2008 in der südwestchinesischen Provinz Sichuan spontan Millionen | |
Menschen bereit waren zu helfen. Doch schon beim verheerenden Taifun Haiyan | |
2013 auf den benachbarten Philippinen mit mehr als zehntausend Toten war | |
die Anteilnahme gering. | |
Hinzu kommt ein Mangel an Vertrauen: Viele Chinesen vertrauen weder ihren | |
staatlichen Institutionen noch den wenigen privaten Initiativen. Mehrere | |
Fälle wurden bekannt, in denen die Initiatoren mit eingesammelten | |
Spendengeldern durchbrannten. Daraufhin verbot die Regierung diese | |
vermeintlichen Wohlfahrtsorganisationen. | |
Offensichtlich ist aber der weit verbreitete Geiz der chinesischen Führung | |
inzwischen peinlich. Sie hat 2016 ein neues Spendengesetz verabschiedet: | |
Dieses gestattet privaten Organisationen wieder, Spenden zu sammeln. | |
Trotzdem ist die Bereitschaft dazu seither kaum gestiegen. | |
17 Apr 2017 | |
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## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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