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# taz.de -- Kolumne Right Trash: Hitlergruß vor Blümchentapete
> Pudelmütze mit Hakenkreuz gefällig? Wie ein rechter Blog zwischen
> Naturbildern und viel nackter Blondheit Nazisymbole versteckt.
Bild: Die braunen Inhalte mancher Blümchentapeten sollte man besser im Klo ver…
Es ist Frühling, die Krokusse blühen und die Vögel zwitschern. Fühlen Sie
sich auch etwas wabbelig nach dem langen Winter? Auf der Tumblrseite
[1][„Germania Fitness“] (um nicht auf rechten Shit zu verweisen führt der
Link auf ein Webarchiv) könnten sie sich zu etwas mehr Sportlichkeit
inspirieren lassen. Hier finden sich Hochglanzbilder von durchtrainierten
Frauen im Sportdress, vorzugsweise blond, und in allen erdenklichen Posen.
Auch gesunde Ernährung scheint ein wichtiges Thema auf dem Blog zu sein, er
präsentiert lecker angerichtete Müslis und dekorativ in Szene gesetzte
Teller mit rohem Gemüse. Viel nackte Haut ist zu entdecken, häufig auch mit
Tattoos bedeckt, Schönheit zeigt sich von ihrer wilden und rauen Seite.
Genauer hingeschaut, zeigt sich zwischen den alltäglichen Schnörkeln und
Bildchen auf der Haut auch mal eine schwarze Sonne. Es ist ein Symbol der
Rechtsextremen, das aus drei übereinander gelegten Hakenkreuzen besteht.
„Red is bad“
Scrollt man weiter durch den glossy Fotodschungel, vorbei an putzigen
Tierbabys, röhrenden Hirschen in dunklen Wäldern, blumengeschmückten
Geweihen und antiken Statuen, die nackte Helden in kämpferischer Pose
zeigen, stößt man immer wieder auf interessante politische Statements: Red
is bad, lautet ein Schriftzug auf einer Bettdecke, daneben Hammer und
Sichel, das Symbol für Kommunismus, ist durchgestrichen.
Wenig später stolpert man über eine [2][Pudelmütze, die ein Hakenkreuz
zeigt] (Archivlink, nach rechts scrollen) und schon landet man bei der
Nazi-Starpilotin Hanna Reitsch, [3][die den Hitlergruß zeigt] (Archivlink,
nach rechts scrollen). „Stärke durch Disziplin“ lautet das Motto des Blogs.
Dem inneren Schweinehund hält er Slogans wie „It's a tough journey, but
getting there is worth it“ und „Wenn du heute aufgibst, wirst du nie
wissen, ob du es morgen geschafft hast“ entgegen. Neoliberaler Fitness- und
Leistungswahn erhält hier einen ganz neuen Kontext.
Fräulein Hess, die Inhaberin des Blogs, meint es nicht nur mit ihrer
Namensgebung ernst (Rudolf Hess ist wohl die naheliegendste Quelle dafür),
sondern auch mit der Verbreitung ihrer Weltsicht. Mögen noch so viele weiß
gewandete Ballerinas über die Seite trippeln und romantisch geschmückte
Betten zum Kscheln und Schlummern einladen, während drohende Berggipfel
dafür sorgen, dass man sich ganz klein im Angesicht der überwältigenden
Natur fühlt – der Dame ist es ernst.
Rechtsextreme Frauen sind nicht nur brave Mütter, die für Haus, Herd und
Kind sorgen. Sie sind Anhängerinnen einer Ideologie, die einen andauernden
Krisen- und Kampfzustand gegen die Feinde der „Volksgemeinschaft“
suggeriert und verlangt, dass auch Frauen sich zur Wehr setzen können
müssen. „Kameradschaft Unterfranken …Gegen den Volkstod. Wehre dich!“,
propagiert ein düster inszeniertes Foto des Blogs.
Ihre rechtsextreme Einstellung wird häufig übersehen, weil Frauen immer
noch als friedfertig gelten und die Gesellschaft ihnen keine
menschenverachtende, gewalttätige Haltung zutraut. „Kampf bleibt der Vater
aller Dinge“, heißt es auf einem T-Shirt, das ein glatzköpfiger Herr mit
Stiernacken und Muskelbergen auf einem Foto des Blogs präsentiert. Das ist
das Nazi-Klischee, das viele im Kopf haben.
Fräulein Hess meint es ernst
Die Frau, die auf dem Foto neben ihm grimmig blickend ihre dicken
Boxhandschuhe in die Kamera hält, ist aber nicht weniger Realität. Dass der
Kampf, um den es geht, nicht nur im Sportstudio ausgefochten wird, zeigt
ein Foto der Marke White Rex, die eine Axt mit der Überschrift „Survival of
the fittest“ anpreist.
Es gab vor einiger Zeit schon einmal einen Tumblr-Blog, der den Namen
Fräulein Hess trug und eine sehr ähnliche Bildersammlung zur Schau stellte.
Besucht man ihn heute, findet man keine Fotos, sondern nur einen Hinweis,
der die Besitzerin als Fiona Maria Schröder outet.
Auch die neurechte Gruppe der Identitären macht sich weibliche Klischees
strategisch zu Nutze: Sie empfiehlt ihren Anhänger_innen auf [4][Fotos von
ihren Aktionen junge Frauen in Szene zu setzen], weil ihre „positive
Ausstrahlung“ mehr Zuneigung hervorrufen würde. Das funktioniert natürlich
nur, solange sie nicht Äxte der Marke White Rex schwingen, aber die Rollen
rechtsextremer Frauen sind wandelbar. Sie treten als Mütter genauso wie als
Kader oder Rechtsterroristin à la Beate Zschäpe auf.
Fräulein Hess ist laut dem linken Szeneportal indymedia eine gut vernetzte,
rechtsextreme Aktivistin, die Kontakte zur NPD und einer Kameradschaft
pflegt. Trotz der Veröffentlichung scheint sich ihre Werbestrategie
gehalten zu haben: Das bisschen Nazi zwischen all den schönen Bildern fällt
kaum auf.
31 Mar 2017
## LINKS
[1] http://archive.is/ZZEgC
[2] http://archive.is/MzwVe
[3] http://archive.is/hrAji
[4] /Kolumne-Right-Trash/!5395137/
## AUTOREN
Zoe Sona
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