| # taz.de -- Homophobie im Fußball: „So etwas möchten wir nicht“ | |
| > Beim U20-Spiel Schweiz-Deutschland hängte die Security ein Transparent | |
| > gegen Homophobie ab. Der Schweizer Fußballverband wollte es so. | |
| Bild: Mainzer Fans im Jahr 2012 vor einem Spiel gegen Wolfsburg | |
| Berlin taz | Das Spiel dauerte 15 Minuten. Dann musste eine Faninitiative | |
| gegen Homophobie im Fußball beim U20-Länderspiel der Schweiz gegen die | |
| DFB-Auswahl im schweizerischen Biel am vergangenen Montag ihr Banner wieder | |
| abhängen. Drei Security-Mitarbeiter drängten darauf, dass die Botschaft | |
| „Fans gemeinsam gegen Homophobie“, illustriert mit der Regenbogenfahne und | |
| mit dem stilisierten Bild zweier sich küssender Männer, verschwindet. Die | |
| Security-Leute begründeten ihr Einschreiten damit, dass das Schweizer Radio | |
| und Fernsehen (SRF) und der Schweizerische Fußballverband (SFV) das | |
| Aufhängen wegen dessen „politischen Statements“ verbieten würden. | |
| Zunächst verteidigten SRF und SFV das Vorgehen, doch während das Fernsehen | |
| bald einen Rückzieher machte, beharrt der Fußballverband darauf, alles | |
| richtig gemacht zu haben. SFV-Sprecher Marco von Ah zur taz: „Wir sind auch | |
| nicht für die Abholzung des Regenwalds, aber möchten dennoch keine solchen | |
| Botschaften im Stadion.“ | |
| In einer ersten Stellungnahme hatte der SFV den betroffenen Fans | |
| mitgeteilt, dass der Fußball „keine Bühne für das plakative Verbreiten | |
| irgendwelcher Botschaften, schon gar nicht politischer“ biete. Dies sei | |
| eine Weisung von Fifa und Uefa. Von Ah bestätigte der taz, dass das Banner | |
| auf Weisung des zuständigen SFV-Spielkoordinators abgehängt wurde. „Die | |
| Entscheidung wurde in der Hitze des Gefechts getroffen. Grundsätzlich halte | |
| ich sie dennoch für vertretbar, da sich die Initiative nicht mit uns | |
| abgesprochen hatte.“ | |
| Bislang allerdings hatte es bezüglich des Banners nie Probleme gegeben, | |
| obwohl es auch in der Schweiz regelmäßig in Stadien zu sehen ist. | |
| „Natürlich fallen manchmal beim Fußball homophobe Aussagen, aber bislang | |
| nie in Bezug auf unser Transparent“, sagt Benjamin Netz von der | |
| Faninitiative. Er war selbst vor Ort und diskutierte den Vorfall mit den | |
| Sicherheitsmitarbeitern. Die zuständige Securitas wollte sich auf Anfrage | |
| der taz nicht äußern. | |
| ## Keine politische Inhalte im Stadion | |
| Der SFV-Pressesprecher verwies derweil auf eigene Kampagnen seines Verbands | |
| gegen Homophobie. Laut Leitbild fördert der SFV zwar „eine Kultur von | |
| gegenseitigem Respekt“ und will „jede Form von Diskriminierung auf und | |
| neben den Fußballplätzen“ bekämpfen. Ob allerdings das Banner in Zukunft | |
| aufgehängt werden darf, konnte von Ah nicht sagen. | |
| Anders ging das Schweizer Fernsehen mit dem Vorfall um. Nach ersten | |
| Zuschauerbeschwerden hatte der SRF zunächst noch auf Facebook erklärt, dass | |
| laut ihren Werbegrundsätzen „nebst diversen anderen Inhalten keine | |
| politische, religiöse oder ähnliche Werbung im Stadion vorhanden sein | |
| darf“. Diese Regelungen würden nicht nur kommerzielle Werbung, sondern auch | |
| vom Publikum mitgebrachte Banner und Transparente betreffen. Deshalb habe | |
| „die Produktionscrew korrekt gehandelt, als sie das Transparent entfernen | |
| ließ“. Aus dem Abhängen ließe sich „nichts zur Toleranz von SRF gegenüb… | |
| Homosexuellen aussagen“. | |
| Kurze Zeit später allerdings beteuert der SRF, nichts mit dem Vorfall zu | |
| tun zu haben. Auf Nachfrage der taz heißt es, es seien lediglich Bilder für | |
| eine Webplattform produziert worden. Die Organisation des Spielbetriebs, | |
| einschließlich der Kontrolle von Fanutensilien, liege „nicht in unserer | |
| Verantwortung“, so SRF-Sprecher Lino Bugmann. | |
| Der Vorfall erinnert an das Abdecken des Banners „Kein Fußball den | |
| Faschisten“ im Millerntor-Stadion des FC St. Pauli beim Training der | |
| deutschen Nationalmannschaft 2014. Der DFB entschuldigte sich damals und | |
| verlieh 2016 ihren Julius-Hirsch-Preis gegen Diskriminierung dem dafür | |
| zuständigen Fanladen St. Pauli – und den „Fußballfans gegen Homophobie“. | |
| 2 Apr 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Frederik Schindler | |
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