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# taz.de -- Kabinettsumbildung in Südafrika: Es kracht im Nationalkongress
> Im ANC wächst nach einer Kabinettsumbildung der Unmut über Präsident
> Zuma. Der Ex-Finanzminister ruft offen zum Widerstand auf.
Bild: Jasager und neuer Finanzminister: Malusi Gigaba
Berlin taz | Mit einer Rebellion gegen den eigenen Präsidenten geht
Südafrika auf die Barrikaden. Immer mehr Politiker distanzieren sich von
Präsident Jacob Zuma. Nach dem Rauswurf des beliebten Finanzministers
Pravin Gordhan hat das Land mit Malusi Gigaba, dem ehemaligen
Innenminister, jetzt einen neuen Mann für die Finanzen. Präsident Zuma
hatte sein Kabinett in der Nacht zum Freitag radikal umgebildet, um mit
Loyalisten seine eigene Position zu stärken. Pravin Gordhan rief daraufhin
zur Massenmobilisierung gegen den Staatschef auf.
Am Samstag diente ausgerechnet die Trauerfeier für einen alten Weggefährten
Nelson Mandelas als Plattform für Aufrufe namhafter Politiker der einstigen
Befreiungsbewegung des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), den
Präsidenten zu stürzen. Ahmed Kathrada war in der vergangenen Woche im
Alter von 87 Jahren gestorben. Der Freiheitskämpfer war ein enger
Vertrauter Mandelas und hatte selbst 26 Jahre im Gefängnis auf Robben
Island verbracht. Er galt als moralische Instanz Südafrikas und hatte Zuma
schon vor einem Jahr aufgefordert zurückzutreten.
Jetzt geht es jedoch um mehr als einen Rücktritt: Südafrika steckt im
Chaos. Die Finanzmärkte reagierten auf die Krise mit einer Schwächung der
Währung. Der „schwarze Freitag“, wie der Skandal der Kabinettsumbildung
genannt wird, ist der vorläufige Gipfel der Zuma-Saga. Der ANC droht
auseinanderzubrechen. Oppositionspolitiker haben erneut einen
Misstrauensantrag gegen Zuma gestellt. Und in der Hoffnung, das Momentum
der Aufbruchstimmung nicht zu verlieren, mobilisieren Politiker aller
Parteien die Massen.
Die größte Demonstration gegen Zuma fand am Freitag in Pretoria statt,
nachdem Gordhan gesagt hatte: „Meine Seele und die des Landes ist nicht zu
verkaufen.“ Gordhan war zum Symbol im Kampf gegen Korruption geworden, denn
er hatte sich gegen Projekte gewehrt, von denen Geschäftsfreunde Zumas
profitiert hätten – hauptsächlich die einflussreiche indische
Gupta-Familie. Der neue Finanzminister dagegen zählt zu Zumas Jasagern.
Gigaba will die südafrikanische Wirtschaft transformieren und versprach,
das Land nicht zu verraten.
Gordhan galt bei Investoren als verlässlicher Ansprechpartner. Doch im
Machtkampf mit Zuma hatte der Präsident den längeren Hebel: Er rief Gordhan
von einer Auslandsreise zurück, um ihn zu feuern. Schon vor 15 Monaten
hatte er den damaligen Finanzminister Nhlanla Nene praktisch über Nacht
abgesetzt und Gordhan wieder eingesetzt, der zuvor bereits Finanzminister
gewesen war. Nun musste Gordhan wieder gehen – und mit ihm sein
Stellvertreter Mcebisi Jonas sowie zehn weitere Minister des 35-köpfigen
Kabinetts.
ANC-Generalsekretär Gwede Mantashe und Vizepräsident Cyril Ramaphosa
distanzierten sich öffentlich von der Kabinettsumbildung. Ramaphosa
bezeichnete den Rausschmiss des Finanzministers als inakzeptabel. Er wolle
aber nicht aus Protest zurücktreten, sagte er. Nach Wunsch vieler
Südafrikaner würde Ramaphosa Ende dieses Jahres auf der Nationalkonferenz
der Partei zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahl 2019 gekürt. Aber
auch Zuma macht bereits Pläne. Laut Kreisen innerhalb des ANC will er seine
Exfrau Nkosazana Dlamini-Zuma für eine Präsidentschaft stärken. Diese hat
bis vor Kurzem die Afrikanische Union geführt.
2 Apr 2017
## AUTOREN
Martina Schwikowski
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