# taz.de -- Scheindebatte um Burka-Verbot: CDU lässt den Schleier fallen | |
> In der Debatte um ein Verschleierungsverbot für Musliminnen entpuppt sich | |
> die CDU als AfD light. Auch Rot-Grün treiben die Rechtspopulisten vor | |
> sich her. | |
Bild: Umstritten: Vollverschleierung in der Fußgängerzone | |
Hamburg taz | Original und Fälschung: Ein „Gesetz gegen die | |
Vollverschleierung im öffentlichen Raum“ wird in der heutigen | |
Bürgerschaftssitzung die Hamburger AfD fordern. „Vollständige | |
Gesichtsverhüllung in sensiblen öffentlichen Bereichen verbieten“ will | |
hingegen die CDU. Sie reagiert damit auf den AfD-Antrag, den sie | |
weichgespült übernimmt – moderater im Tonfall und inhaltlich etwas | |
abgeschwächt. Während die AfD die Vollverschleierung überall außerhalb von | |
Privaträumen „untersagen“ will, beschränkt sich das CDU-Plagiat auf | |
Hochschulen und Schulen, Kindergärten, sicherheitsrelevante Bereiche und | |
Wahlen. | |
„In Hamburg existieren keine realen Konflikte um die Verschleierung und | |
kein geeigneter Anlass für diese Debatte“ wundert sich Christiane Schneider | |
von der Linkspartei darüber, darüber, dass „die CDU der AfD auf diese Art | |
und Weise hinterherläuft“. Sie finde „Burkas auch nicht schön“, betont | |
Schneider, aber das dahinter steckende Problem regele man nicht durch | |
Verbote. Die Anträge enthielten eine gefährliche Botschaft, sagt Schneider. | |
„Weitere Show-Debatten in der Bürgerschaft sind reiner Populismus“, findet | |
auch die FDP. | |
„Die Verschleierung gehört nicht nach Deutschland und ist unvereinbar mit | |
unser freiheitlichen demokratischen Grundordnung“, begründet | |
AfD-Fraktionschef Jörn Kruse die Offensive seiner Partei gegen die | |
Verschleierung, die das friedfertige Zusammenleben der verschiedenen | |
Kulturen gefährde. Der CDU-Antrag sei von der AfD geklaut. Dieser sieht | |
durch eine vollständige Gesichtsverschleierung immerhin eine offene | |
Gesellschaft in Gefahr. | |
Einen Gesetzentwurf des rot-grünen Senats gegen Vollverhüllung in der | |
Öffentlichkeit bis Ende Mai fordern beide Parteien im Gleichschritt – und | |
rennen damit halboffene Türen ein. Am gestrigen Dienstag schoben die | |
rot-grünen Regierungsfraktionen einen Eilantrag für die Bürgerschaft nach, | |
in dem sie den Senat auffordern, einen „landesrechtlichen Regelungsbedarf“ | |
zu prüfen, dort wo die Bundesgesetzgebung eventuell nicht ausreiche. | |
„Die Bürgerschaft lehnt eine Gesichtsverhüllung in relevanten öffentlichen | |
Funktionen und Institutionen ab“, lautet der Kernsatz des rot-grünen | |
Papiers, der die von der CDU glattgebügelte AfD-Propaganda noch einmal | |
weichspült. | |
„Sollte es noch rechtliche Lücken geben, werden wir diese auch schließen“, | |
geht der verfassungspolitische Sprecher der Grünen auf Kruse & Co zu, um | |
sich sofort wieder von ihnen abzuwenden: „Wir machen dies unaufgeregt und | |
sachgerecht – und nicht im Stile einer populistischen Scheindebatte, wie | |
sie die AfD führt.“ | |
Urs Tabbert, justizpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, | |
verspricht: „Wir werden jede rechtliche Handhabe nutzen und ausschöpfen, um | |
auftretende Probleme im Zusammenhang mit Gesichtsverhüllungen zu | |
unterbinden.“ Die allerdings gebe es in Hamburg „bislang in der Praxis | |
überhaupt nicht“, stellt die Linke trocken fest. | |
29 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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