# taz.de -- Deniz Yücel in türkischer U-Haft: „Tageslicht! Rauchen! Zeitung… | |
> Der inhaftierte Journalist Deniz Yücel beschreibt per Handnotiz seine | |
> Haftbedingungen in Istanbul. Sie seien zumindest besser als zuvor. | |
Bild: Protestplakate für Deniz Yücel am taz-Café in Berlin | |
Berlin afp/dpa | Der in Istanbul inhaftierte deutsch-türkische Journalist | |
Deniz Yüzel hat sich über seinen Anwalt mit einer kurzen Botschaft an seine | |
Freunde und Unterstützer gewandt. „Glaubt mir: Es tut gut, verdammt gut“, | |
hieß es in der handschriftlichen Notiz an die Adresse derjenigen, die sich | |
für seine Freilassung einsetzen. Der Text wurde von der [1][Zeitung Die | |
Welt veröffentlicht], für die Yücel bisher als Korrespondent tätig war. | |
Auf dem Zettel mit der Anrede „Hallo Welt“ beschreibt Yücel, dass sich | |
seine Haftbedingungen in der Untersuchungshaft im Vergleich zum vorherigen | |
Polizeigewahrsam verbessert hätten. „Tageslicht! Frische Luft! Richtiges | |
Essen! Tee und Nescáfe! Rauchen! Zeitungen! Ein echtes Bett! Eine Toilette | |
für mich alleine, die ich aufsuchen kann, wann ich will“, schreibt er in | |
der Notiz. Tagsüber könne er sich mit einer Handvoll politischer Häftlinge | |
in Küche und Hof aufhalten, abends habe er eine Zelle für sich allein. | |
„Es mag sich merkwürdig anhören, aber mir kommt es so vor, als hätte ich | |
ein kleines Stück meiner Freiheit zurückgewonnen“, kommentiert Yücel die | |
Veränderungen. „Und obwohl sie mich meiner Freiheit beraubt, bringen mich | |
das Verhör und die Urteilsbegründung noch immer zum Lachen.“ | |
Yücel schrieb die Notiz laut Welt am Mittwoch in der | |
Untersuchungshaftanstalt Metris, kurz bevor er am Vormittag in das | |
Gefängnis Silivri, ebenfalls in Istanbul, verlegt wurde. Dem Blatt zufolge | |
sollen dort ähnliche Bedingungen herrschen wie in Metris. | |
Yücel wird seit dem 14. Februar in der Türkei festgehalten, zunächst in | |
Polizeigewahrsam, [2][seit Montagabend dann in Untersuchungshaft]. Nach | |
Auskunft seines Anwalts Veysel Ok drohen Yücel zehneinhalb Jahre Haft. Dies | |
sei die Höchststrafe für Volksverhetzung und „Terrorpropaganda“, die dem | |
deutsch-türkischen Journalisten zur Last gelegt werden, sagte Ok. Dieser | |
legte demnach Einspruch gegen die Untersuchungshaft für Yücel ein. Der | |
Journalist hatte sich am 14. Februar freiwillig der Polizei gestellt. | |
## Merkel: „Freie Medien dürfen nicht in Frage gestellt werden“ | |
In ihrer Aschermittwochsrede in Demmin in Mecklenburg-Vorpommern hat | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Nachdruck die Freilassung des in | |
Istanbul inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel | |
gefordert. „Wir denken an diesem Abend auch an Deniz Yücel, der in | |
Untersuchungshaft in der Türkei sitzt und dessen Freilassung wir fordern“, | |
sagte Merkel. Die Bundesregierung werde „alles in ihrer Macht stehende tun, | |
damit das geschieht.“ | |
Merkel wies darauf hin, dass Yücel nach ihrer Auffassung „nichts anderes | |
getan hat, als seiner Arbeit nachzugehen“. Daher müsse seine Freilassung | |
durchgesetzt werden, denn „unabhängiger Journalismus muss existieren | |
können“. Die Kanzlerin betonte auch die Bedeutung der Pressefreiheit in | |
Deutschland: „Die Tatsache, dass es freie und unabhängige Medien in dieser | |
Republik gibt, ist ein Teil unserer Demokratie und darf niemals in Frage | |
gestellt werden – auch wenn es unbequem ist.“ | |
## Türkischer Justizminister spricht in Gaggenau | |
„Die Bundeskanzlerin und die gesamte Bundesregierung erwarten, dass Deniz | |
Yücel so schnell wie möglich wieder auf freien Fuß kommt“, forderte auch | |
Regierungssprecher Steffen Seibert. Er bezeichnete die Verhängung der | |
Untersuchungshaft gegen den Journalisten als „unverständlich“ und „völl… | |
unverhältnismäßig“. Seibert warf der Türkei vor, dass Yücel und andere | |
Medienvertreter „wegen ihrer journalistischen Tätigkeit verfolgt“ würden. | |
Er verwies dabei auf weitere in Deutsche, die „unter Vorwürfen, die oft | |
unklar sind, in der Türkei in Haft gehalten werden“. | |
Dabei handele es sich um sechs Menschen, von denen vier auch über einen | |
türkischen Pass verfügten, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin | |
Schäfer. Ihnen allen würden Straftaten vorgeworfen, die in irgendeinem | |
Zusammenhang mit dem Putschversuch vom vergangenen Juli und dem | |
anschließenden Vorgehen der türkischen Behörden stünden. Zudem habe die | |
Türkei gegen „ungefähr ein gutes Dutzend“ Deutsche Ausreisesperren | |
verhängt. | |
Bundespräsident Joachim Gauck hatte zuvor mit Blick auf den Fall Yücel und | |
das Vorgehen gegen andere Journalisten Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit | |
der Türkei geäußert. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz warf den türkischen | |
Behörden vor, Yücel sei inhaftiert worden, „weil er etwas berichtet, was | |
der Regierung in der Türkei nicht passt“. EU-Erweiterungskommissar Johannes | |
Hahn rief die Türkei in der Welt unter Hinweis auf „die große Zahl an | |
Verhaftungen von Journalisten“ zur Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien | |
auf. | |
Unterdessen wurde bekannt, dass der türkische Justizminister Bekir Bozdag | |
am Donnerstagabend im baden-württembergischen Gaggenau für die | |
Verfassungsreform in seinem Land werben will. Diese soll Präsident Recep | |
Tayyip Erdogan mehr Macht geben. | |
2 Mar 2017 | |
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[1] https://www.welt.de/politik/ausland/article162486632/Hallo-Welt-Deniz-Yuece… | |
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