# taz.de -- Nahost-Konferenz in Paris: Briten unterzeichnen Erklärung nicht | |
> Unter starker Kritik ist die internationale Nahost-Konferenz in Paris zu | |
> Ende gegangen. Großbritannien will die Abschlusserklärung nicht | |
> mittragen. | |
Bild: US-Außenminister Kerry, die EU-Außenbeauftragte Mogherini und andere Te… | |
Paris afp | Mit einem Appell zu neuen Verhandlungen zwischen Israelis und | |
Palästinensern ist eine internationale Nahost-Konferenz in Paris zu Ende | |
gegangen. Die Teilnehmer riefen die Konfliktparteien am Sonntag auf, | |
einseitige Schritte zu unterlassen, die das Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung | |
untergraben könnten. Israel erklärte anschließend, der Frieden sei in weite | |
Ferne gerückt. Großbritannien äußerte „große Vorbehalte“ gegenüber der | |
Konferenz, weil die Konfliktparteien nicht teilnahmen. | |
In der Abschlusserklärung wurden Israelis und Palästinenser aufgefordert, | |
wieder direkte Verhandlungen aufzunehmen. „Eine Verhandlungslösung mit zwei | |
Staaten, Israel und Palästina, die Seite an Seite in Frieden und Sicherheit | |
leben, ist der einzige Weg zu dauerhaftem Frieden“, hieß es in dem Appell. | |
Beide Seiten müssten deswegen von „einseitigen Schritten“ Abstand nehmen, | |
unter anderem mit Blick auf den Status von Jerusalem, Grenzen und | |
Sicherheit, heißt es in der Abschlusserklärung. Die Teilnehmer der | |
Konferenz kritisierten den anhaltenden israelischen Siedlungsbau in den | |
Palästinensergebieten, aber auch palästinensische Attacken gegen Israel. | |
Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault sagte zum Abschluss der | |
Konferenz, diese sei eine „ausgestreckte Hand“ an die beiden | |
Konfliktparteien. Israel und Palästinenser sollten wieder den „Weg des | |
Dialogs und der Verhandlungen“ einschlagen. | |
Die Vertreter Großbritanniens unterzeichneten die Abschlusserklärung nicht. | |
London habe „große Vorbehalte gegenüber einer internationalen Konferenz, | |
die den Frieden zwischen zwei Parteien voranbringen soll und ohne diese | |
beiden stattfindet“, erklärte das britische Außenministerium. Die | |
Vorbehalte wurden zudem damit begründet, dass die Konferenz „gegen den | |
Willen Israels“ und nur wenige Tage vor der Amtseinführung von Donald Trump | |
als US-Präsident stattgefunden habe. | |
London hatte bereits im Vorfeld Kritik geäußert und war deshalb nur als | |
Beobachter bei der Konferenz vertreten. Ohnehin wurde der Konferenz eher | |
symbolische Bedeutung beigemessen, denn der Nahost-Konflikt ist äußerst | |
festgefahren. Israel setzt den Siedlungsbau in den Palästinensergebieten | |
fort, auf der anderen Seite gibt es immer wieder palästinensische Attacken | |
gegen Israel. | |
## Netanjahu hofft auf Trump | |
Vertreter der beiden Konfliktparteien nahmen gar nicht erst an der | |
Konferenz teil. Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnete die Konferenz | |
noch am Sonntag als „nutzlos“. Später erklärte das israelische | |
Außenministerium, die Konferenz rücke die Aussichten auf Frieden „in weite | |
Ferne“. Derartige Konferenzen würden die Palästinenser „dazu ermutigen, | |
direkte Gespräche mit Israel abzulehnen“. | |
Netanjahu ist gegen ein multilaterales Vorgehen im Nahost-Konflikt und | |
setzt auf direkte Verhandlungen mit den Palästinensern. Er rechnet mit der | |
bedingungslosen Unterstützung der USA unter dem künftigen Präsidenten | |
Donald Trump. | |
Viele der Teilnehmer aus mehr als 70 Staaten und Organisationen warnten vor | |
Alleingängen der künftigen US-Regierung. Bundesaußenminister Frank-Walter | |
Steinmeier (SPD) sprach in Paris von einem „Risiko neuer Eskalationen“ | |
wegen Trumps Plänen, die US-Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegen. | |
Ayrault sagte dem Sender France 3: „Wenn man Präsident der Vereinigten | |
Staaten ist, kann man in dieser Frage nicht eine derart sture und | |
einseitige Haltung einnehmen. Man muss versuchen, die Bedingungen für einen | |
Frieden zu schaffen.“ | |
Der Status von Jerusalem ist einer der wichtigsten Knackpunkte im | |
Nahost-Konflikt. Während Israel Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt | |
betrachtet, wollen die Palästinenser Ost-Jerusalem zur Hauptstadt ihres | |
künftigen Staates machen. | |
In der Abschlusserklärung des internationalen Nahost-Treffens in Paris, an | |
dem auch der scheidende US-Außenminister John Kerry teilnahm, gab es keine | |
direkten Appelle an Trump. Israel und Palästinenser wurden dazu | |
aufgefordert, auf „einseitige Schritte“ etwa mit Blick auf den Status von | |
Jerusalem zu verzichten. Solche Alleingänge würden „nicht anerkannt“. | |
Kerry sagte nach dem Treffen, die USA hätten sich für eine „ausgewogene“ | |
Abschlusserklärung eingesetzt und sich dafür stark gemacht, dass die Gewalt | |
gegen Israel in dem Text verurteilt werde. | |
16 Jan 2017 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Israel | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Palästina | |
Großbritannien | |
Israel | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Israel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Araber in Israel: An einem Morgen in Nazareth | |
Dareen Tatour ist Araberin in Israel. Sie schreibt Gedichte – und wird seit | |
über einem Jahr von der Polizei festgehalten. Ein Missverständnis? | |
Nahostkonferenz in Paris: Netanjahu träumt von Großisrael | |
Israels Premier nennt die Gespräche in Paris abschätzig „überholt“. Und | |
setzt auf Hilfe von US-Präsident Trump und die Legalisierung der | |
Siedlungen. | |
Kommentar Nahostgipfel in Paris: Eine überflüssige Veranstaltung | |
Das Treffen wird in den Geschichtsbüchern untergehen. Es wird die beiden | |
Völker dem Ziel der Zweistaatenlösung keinen Schritt näherbringen. |