# taz.de -- Videoassistenten für Fehlentscheidungen: Schiedsrichter vor der Gl… | |
> Schlimm für Fußballromantiker: Ab Sommer entscheiden Videoassistenten in | |
> der Bundesliga mit. Menscheln soll es trotzdem. | |
Bild: Antesten von Videoassistenz für Schiedsrichter | |
Frankfurt/Berlin taz | Das Unbehagen gegenüber technischen Neuerungen im | |
Fußball ist groß. So war es den Vertretern des Deutschen Fußball-Bundes und | |
der Deutschen Fußball-Liga am Montagnachmittag ein Anliegen aufzuzeigen, | |
dass auch mit der Einführung des Videoassistenten in der Bundesliga ab | |
nächster Saison immer noch Stammtischdiskussionen über falsche | |
Schiedsrichterentscheidungen möglich sind. | |
Der Videoassistent, der nicht im Stadion, sondern in einem Studio in Köln | |
sitzen wird, soll nämlich nur in vier Fällen Einfluss auf Entscheidungen | |
des Schiedsrichter nehmen: bei Toren, die nicht regelkonform erzielt | |
wurden, bei falschen Elfmeterpfiffen oder roten Karten und bei | |
Spielerverwechslungen des Referees im Falle von gelben und roten Karten. | |
Um den Mehrwert der technischen Revolution im deutschen Fußball zu | |
veranschaulichen, führte der DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann eine | |
Statistik an, die man nach den ersten 16 Spieltagen erhoben hat. „In dieser | |
Zeit hat es 44 klare Fehlentscheidungen gegeben. Mit einem Videoassistenten | |
hätten 33 davon aufgeklärt werden können.“ Den Fußballromantikern, so | |
Zimmermann, wären also immer noch elf Szenen geblieben, über die sie hätten | |
diskutieren können, weil sie nicht in den Verantwortungsbereich des | |
Videoassistenten gefallen wären. | |
Das Schiedsrichterwesen, so also seine Botschaft, wird sich künftig | |
deutlich der Perfektion annähern, und es wird dennoch hin und wieder | |
menscheln. | |
Offline wird das System mit dem Videoassistenten bereits [1][seit dieser | |
Saison eingeübt] – das heißt, ohne Kontakt zum leitenden Schiedsrichter. | |
Vor allem werden erfahrene Bundesliga-Schiedsrichter, die gerade ihre | |
aktive Karriere beendet haben, geschult, Entscheidungen zu identifizieren, | |
die klar falsch sind. Der ehemalige Referee Helmut Krug, der dieses Projekt | |
leitet, berichtete, dass man sich in der Probephase bei der | |
Entscheidungsfindung deutlich verbessern konnte. Statt anfangs 90 Sekunden | |
hätten die Videoassistenten mithilfe der besten Kameraeinstellungen am Ende | |
maximal 40 Sekunden für ihre Urteile benötigt. | |
Wenn in der nächsten Saison die praktische Testphase beginnt, werden die | |
letzten Entscheidungen aber nach wie vor auf dem Feld vom Unparteiischen | |
getroffen. Im Zweifelsfall kann er sich strittige Szenen auch auf einem | |
TV-Schirm an der Seitenlinie anschauen. | |
24 Jan 2017 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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