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# taz.de -- Ticket-Irrsinn auf dem Schwarzmarkt: Elphi wird immer teurer
> Die Elbphilharmonie ist praktisch ausverkauft. Karten gibt es nur noch
> auf dem Schwarzmarkt. Zu horrenden Preisen. Die Veranstalter sind dagegen
> machtlos
Bild: Explodierten einst die Baukosten, so sind es nun: die Ticketpreise
HAMBURG taz | Mit dem Run auf Konzerttickets für die Elbphilharmonie boomt
auch der Schwarzmarkt. Karten für das neue Konzerthaus an der Elbe, das bis
Ende der Spielzeit Anfang Juli ausverkauft ist, sind derzeit nur noch über
Internet-Plattformen zu bekommen: Von oft windigen Anbietern und zu
Irrsinns-Preisen. In der Hamburger Kulturbehörde ist man ratlos. „Wir
suchen eine Lösung, aber wir haben sie noch nicht“, gibt Behördensprecher
Enno Isermann zu.
Explodierten einst die Baukosten der Elbphilharmonie, so sind es nun die
Ticket-Preise. Derzeit werden auf Ebay zwei Karten für ein Konzert des
chinesischen Pianisten Lang Lang am 25. März für 7.500 Euro angeboten. Auch
wenn solche Wucherangebote keine Abnehmer finden, so verändern sie doch das
Wertempfinden der Interessenten – und erhöhen damit die Bereitschaft mehr
Geld für eine Konzertkarte auszugeben.
Karten für den italienischen Musiker Paolo Conte, der am 25. Februar in der
Elphi gastiert, werden zwischen 1.300 und 2.400 Euro pro Ticket angeboten
und fanden für solche Preise auch schon Käufer. Der Orginalpreis für die
besten Conte-Karten lag bei 160 Euro. Die meisten online angebotenen
Tickets kosten zwar „nur“ ein paar hundert Euro – doch damit noch immer e…
Vielfaches des Orginalpreises.
War der Anspruch der Hamburger Kulturbehörde, das exquisite Konzerthaus mit
moderaten Ticket-Preisen ab sechs Euro für breite Bevölkerungsschichten zu
öffnen, so können derzeit nur Interessenten mit dickem Geldbeutel die
völlig überteuerten Tickets erstehen. „Wir halten an dem Konzept trotzdem
fest, denn von den 500.000 bislang verkauften Karten wird die überwiegende
Mehrzahl natürlich von den tatsächlichen Käufern benutzt“, sagt Iserman.
„Das Publikum ist bunt gemischt, alle sozialen Schichten und alle
Altersgruppen sind vertreten.“
„Bis der Kartenverkauf für die Spielzeit 2017/2018 beginnt brauchen wir
eine Lösung“, so Isermann. Der Startschuss soll in den kommenden Wochen
fallen. Eine Personalisierung der Eintrittskarten wie sie schon bei
Fußballspielen vorgekommen ist, die aber eine Passkontrolle am Eingang mit
sich bringen würde, könnte den Schwarzmarkt-Boom eindämmen. „Zu aufwendig�…
findet der Sprecher der Elbphilharmonie, Tom R. Schulz. Zudem ist die
Personalisierung auch rechtlich umstritten. Denn die Rechtsprechung sieht
ein Ticket als ein Wertpapier, das jeden, der es vorweisen kann, zum
Eintritt berechtigt.
Auch ein „Weiterverkaufsverbot“, wie es etwa der Ticketvertreiber Eventim
bei Helene Fischer-Konzerten ausprobiert hat, kann nur bei einer
Personalisierung des Karten-Verkaufs auch effektiv kontrolliert werden.
Manche Konzertveranstalter haben bereits in den Verkaufsbörsen abgebildete
Tickets, die zu Mondpreisen im Netz angeboten wurden, anhand der
Sitzplatznummern gesperrt. Doch diese Maßnahme trifft statt den Verkäufern
nur die Käufer.
Zudem sind Schwarzmarktprofis längst dazu übergegangen, die Fotos der
angebotenen Platzkarten so zu manipulieren, dass darauf andere
Sitzplatznummern zu sehen sind. Wenn diese Plätze gesperrt werden, trifft
das dann völlig unbeteiligte Konzertbesucher.
Das Kernproblem aller Gegenmaßnahmen: Der Karten-Schwarzmarkt befindet sich
in einer juristischen Grauzone. Wer eine Karte erstanden hat, darf sie auch
weiterverkaufen, solange er keinen gewerbsmässigen Handel damit betreibt.
Doch das ist kaum zu kontrollieren.
Über Online-Tickethändler und Strohleute erstehen Schwarzmarkthändler große
Kartenkontingente und hebeln die gesetzten Hürden aus, dass jeder Käufer
nur höchstens sechs Karten für die Elbphilharmonie erstehen kann. Faktisch
schnappen professionelle Tickethändler so den Konzertbesuchern die Karten
vor der Nase weg. Bundesweit gibt es derzeit kein zweites Konzerthaus,
dessen Karten so begehrt sind und deren Verkauf so hohe Profite abwirft.
„Wir raten vom Ticket-Kauf im Internet-Schwarzmarkt dringend ab“, warnt
Isermann. Denn nicht nur überteuerte, auch gefälschte Tickets gehen hier
über den Tisch. Gerade Onlinetickets können problemlos ausgedruckt und
verbreitet werden. „Das merken die Käufer erst, wenn sie bei der
Veranstaltung nicht reingelassen werden“, sagt Thomas Laske von der
Hamburger Verbraucherzentrale. „Bei der Elphi sind solche Praktiken bislang
zum Glück noch nicht vorgekommen“, betont Isermann. Noch nicht.
18 Jan 2017
## AUTOREN
Marco Carini
## TAGS
Elbphilharmonie
Schattenwirtschaft
Online-Verkauf
Konzert
Elbphilharmonie
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