# taz.de -- Galerieempfehlungen Berlin: Sinnlich, das Wetter, lose, die Zeit | |
> Tipps der Woche: Sinnlichkeitsfragen von Barbara Bloom, Ramon Haze als | |
> Kunstdetektiv der Zukunft und gekreuzte Zeitachsen mit Elson, Ganzenberg | |
> & Cie. | |
Bild: Barbara Bloom, „The Weather“, Installationsansicht | |
## Nicht-visuelles Sehen | |
Über das Wetter nachdenken – bei Barbara Bloom wird daraus eine poetische | |
Betrachtung übers Sehen und Nichtsehen. Als Sehende sagen sie mir nichts, | |
die Braille-Punkte auf den Teppichen; als Blinde könnte ich sie zwar | |
ertasten, dann aber nicht erkennen, wie fein die Wetterbeschreibungen auf | |
die Farbe der Wolle abgestimmt sind, hätte vermutlich sowieso ganz andere, | |
nichtvisuelle Assoziationen zu Wind, Schnee, Regen, Nacht. | |
Andere als die, die Bloom sich laut der Broschüre der Galerie [1][Capitain | |
Petzel] von Joyce, Murakami und du Maurier geborgt hat. Im ersten Stock | |
setzt sie ihr Thema fort, stellt dort Sätze in Braille-Schrift – nun von | |
Roland Barthes, Ludwig Wittgensteins, Hannah Arendt und Dorothy L. Sayers, | |
allesamt über die Schwierigkeit, Dinge sinnlich zu erfassen – denselben in | |
kleinsten Buchstaben gegenüber. Dazu Fotografien von Übersinnlichem – ist | |
den Augen überhaupt zu trauen? | |
## Kunstdetektiv aus der Zukunft: Ramon Haze | |
Im Kabinett des Ramon Haze besser nicht. Durch eine Schranktür gelangt man | |
bei [2][KOW] in die wunderliche Sammlung, die anscheinend ihre besten | |
Zeiten schon hinter sich hat. Kein Wunder, schließlich handelt es sich bei | |
Haze um einen Kunstdetektiv aus ferner Zukunft, der über unsere Zeit | |
forscht. Mit haarsträubenden Ergebnissen. | |
Man begegnet schäbigen WC-Schüsseln – Duchamp’schen „Fountains“, die … | |
in einem Dresdner Keller gefunden haben will, der explosiven | |
Skulpturengruppe „Salpeter“ – zugeordnet einem gewissen politischen | |
Künstler namens Andreas Baader, Fliesen-Stücken –, der vermeintlich | |
bedeutenden Künstlerin Ruth Tauer, der eingetrockneten Version eines | |
Jeff-Koons-Equilibriums – kaum erhalten seien dessen Werke, weil viel zu | |
aufwendig. Ein begehbares Gedankenexperiment über die Macht des Zufalls und | |
der Lücke in der Überlieferungskette. | |
## Zeitreisen statt Tradistionslinien: Elson, Ganzenberg & Cie | |
Zeitreisen auch bei Christian Ganzenberg und Simon Elson von der ohne | |
festen Ort agierenden Kunsthandlung [3][Elson Ganzenberg & Cie], die | |
Überkreuzverbindungen zwischen Naturstudien aus dem 19. Jahrhundert und | |
Zeitgenössischem bilden. | |
Nach erster Ausstellung in einer Münchner Traditionskunsthandlung gibt es | |
nun in Berlin – mit Verlaub – mehr auf die Fresse. Frei nach Mike Tyson | |
versammelt „Everybody has a plan until they get punched in the face“ an | |
zwei Orten Positionen aus dem 19. wie 21. Jahrhundert, mehr | |
assoziativ-konfrontativ als Traditionslinien folgend. | |
23 Nov 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.capitainpetzel.de/exhibitions/the-weather/ | |
[2] http://kow-berlin.info/exhibitions/the_cabinet_of_ramon_haze | |
[3] http://die-kunsthandlung.de/ | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
## TAGS | |
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