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# taz.de -- Die Wahrheit: Mittelaltgesellinnenabschied
> Eine Hochzeit steht bevor. Und eine Trauzeugin hat viele wichtige
> Aufgaben. Aber muss sie wirklich nackt in der Sauna herumlümmeln?
Bild: Schafe statt Schauspieler – so geht neuerdings Film
Es ist schön, wenn Menschen aus den richtigen Gründen heiraten. Mir selbst
ist zwar noch keiner eingefallen, aber ich freue mich sehr für Freunde,
deren Finanzheini ausgerechnet hat, dass sich ihre Eheschließung lohnt.
Groß also war meine Freude, als die beste Freundin endlich einwilligte, den
Mann zu ehelichen, der ihr schon vor Jahren zugelaufen war.
Vor dem Job der Trauzeugin war ich nicht bange, denn in unserem Alter macht
man da ja nicht mehr viel Trara. Es sollte bloß eine kleine Feier im
engsten Kreis geben, der sich allerdings schon Minuten nach der Bekanntgabe
des freudigen Ereignisses erstaunlich ausdehnte. Egal, die tausend
Kleinigkeiten, um die sich eine Trauzeugin zu kümmern hat, blieben
schließlich dieselben.
Wenigstens war das Brautpaar so vernünftig, jedes Auflodern von
Junggesellinnenabschiedsabsichten zu ersticken: Nein, bitte keine Stripper,
gesoffen haben wir auch schon genug in unserem Leben, außerdem wird es
terminlich eh zu knapp. Genau solche Bedenken befeuern jedoch meinen
kranken Ehrgeiz. So plante ich zunächst den Junggesellenabschied, da der
zuständige Trauzeuge schon mit der eigenen Lebensplanung überfordert war.
Wie mir vom eigenen Partner versichert wurde, war der Abend ein voller
Erfolg. Das von mir ausgeklügelte System von Paintball, Fast Food und
Rockerkneipe erwies sich als goldrichtig. Nach diesem erfolgreichen Test
erwog ich eine Wiederholung des Unterhaltungsprogramms für die Ladys. Gut,
der Überraschungseffekt war dahin, aber es stellte sich heraus, dass auch
die Damen für alternative Bespaßung zu haben sind. Jetzt nicht unbedingt
für Paintball. Und so spät abends schon gar nicht, wegen der Kinder. Oder
ob man die mitbringen könne, aber dann lieber zum Ponyreiten? Als ich
darauf hinwies, dass Ponyreiten keinesfalls zur Debatte stünde, fiel
diversen Frauen ein, dass sie an dem Termin doch nicht konnten.
Irgendwann gefiel allen die Idee, sich doch ganz klassisch in die Therme zu
fläzen – bloß länger als sonst und mit Essen. So richtig schön halt. Sauna
ist nicht meins. Ich geniere mich nicht vor Fremden, vielmehr befürchte
ich, Bekannte zu treffen, bei denen es mir vollkommen gereicht hat, sie
einmal nackt sehen zu müssen. Was soll das für ein alternativer
Junggesellinnenabend sein, wenn statt der Chippendales die Amateure
anrücken? Mein letztes Angebot an die blöden Weiber war: „Macht das doch
ohne mich!“ Seither ist die WhatsApp-Orga-Gruppe gespalten. Die einen
nennen mich beleidigte Leberwurst, die anderen wollen eine Weinprobe
(alkoholfrei).
Ich ziehe mich derweil in eine bessere Welt zurück, nach Westeros. Nach
erneuter Ansicht der dritten Staffel „Game of Thrones“ kann ich den alten
Walder Frey gut verstehen. Wahrscheinlich plante der auch etwas ganz
Schönes für seine Tochter und ihren Edmure Tully, aber irgendwann geriet e,
durch die 40 Meinungen seiner 18 Frauen in diesen unschönen Blutrausch.
Hätten die sich mal besser beim Paintball abreagiert, vorher.
Seit 25 Jahren erscheint die Wahrheit als einzige Satireseite einer
deutschen Zeitung – [1][das wollen wir feiern]!
23 Nov 2016
## LINKS
[1] /Geburtstagssause-2511/!163027/
## AUTOREN
Katinka Buddenkotte
## TAGS
Hochzeit
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