# taz.de -- Urteil zum Brexit: Regierung muss Parlament fragen | |
> Premierministerin Theresa May will bis März den Austritt aus der EU | |
> anmelden. Jetzt urteilt der High Court: Sie muss dazu das Parlament | |
> befragen. | |
Bild: Will das Parlament nicht fragen: Premierministerin Theresa May | |
London dpa/ap/rtr | Die britische Premierministerin Theresa May muss die | |
Zustimmung des Parlaments für die geplanten EU-Austrittsverhandlungen mit | |
Brüssel einholen. Das entschied der Londoner High Court am Donnerstag. Das | |
Gerichtsurteil kann noch angefochten werden. Genau das will die Regierung | |
auch tun. Beobachter rechnen damit, dass sich der Beginn der | |
Austrittsverhandlungen nun erheblich verzögern könnte. | |
Am 23. Juni hatten die Briten in einer historischen Abstimmung für einen | |
Austritt ihres Landes aus der EU gestimmt. Die Verhandlungen mit der EU | |
darüber sollten spätestens Ende März nächsten Jahres beginnen. | |
May hatte eine Abstimmung im Parlament über den Beginn der | |
Austrittsverhandlungen gemäß Artikel 50 des Lissabon-Vertrags bislang | |
ausgeschlossen. Das sei „ausschließlich Sache der Regierung“. Das Parlament | |
werde aber „zu Wort kommen“, hatte sie angekündigt. | |
May will dafür das königliche Hoheitsrecht nutzen, das in der Vergangenheit | |
nur vom britischen Königshaus genutzt wurde. Dessen Befugnisse sind aber | |
mittlerweile auf die Regierung übergegangen. Unter anderem können damit so | |
weitreichende Entscheidungen wie eine Kriegserklärung ohne | |
Parlamentsabstimmung beschlossen werden. Auch bei der Verhandlung von | |
Verträgen kam das Hoheitsrecht bereits zur Anwendung. | |
Sollte das Urteil bestätigt werden, könnte es dem Parlament einen mächtigen | |
Hebel in die Hand geben, um die Verhandlungsstrategie der Regierung über | |
den EU-Austritt zu beeinflussen. Brexit-Befürworter befürchten gar, der | |
Ausstieg des Landes könne ganz vereitelt werden. Die Mehrheit der | |
Abgeordneten in beiden Kammern gilt als Brexit-Gegner. | |
## Parlament gegen Volk | |
Als Klägerin trat unter anderem die Investmentmanagerin Gina Miller auf. | |
Sie hatte argumentierte, das Parlament dürfe bei einer weitreichenden | |
Entscheidung wie dem Austritt aus der EU nicht umgangen werden. Die | |
Gegenseite berief sich dagegen auf die Entscheidung des britischen Volkes | |
beim EU-Referendum. | |
Auch aus Mays Fraktion fordern viele Abgeordnete eine Mitsprache über die | |
Verhandlungsstrategie der Regierung. Das lehnte May bislang mit dem | |
Argument ab, eine öffentliche Debatte im Parlament über die | |
Brexit-Strategie der Regierung schade deren Verhandlungsposition. Es werde | |
„keine laufenden Kommentare“ zum Prozess der Brexit-Verhandlungen geben. | |
## Geldinstitute sollen sich vorbereiten | |
Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau warnt indes: | |
Geldinstitute und Versicherer sollen sich auf die Möglichkeit eines „harten | |
Brexit“ vorbereiten. Dieser Fall würde eintreten, wenn es zu einem | |
EU-Austritt des Landes ohne freien Zugang zum europäischen Binnenmarkt | |
kommt. „Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass Banken und Versicherer | |
alternative Strategien entwerfen für den Fall eines harten Brexit“, sagte | |
das EZB-Ratsmitglied am Donnerstag in einer Diskussionsrunde im | |
französischen Parlament. | |
Sollte Großbritannien den Zugang zu den Finanzmärkten in der EU behalten | |
wollen, müsse das Land auch nach dem Austritt die Regeln der Gemeinschaft | |
akzeptieren. Das Referendum der Briten hat bereits zu starker | |
Verunsicherung in der Wirtschaft geführt. | |
3 Nov 2016 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Brexit | |
Theresa May | |
Großbritannien | |
Theresa May | |
Schwerpunkt Brexit | |
Derivate | |
Schottland | |
Großbritannien | |
Schwerpunkt Brexit | |
Theresa May | |
Großbritannien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Lederhose des Verbrechens: Theresa Mays Trousergate | |
Dass die Premierministerin eine teure Hose zum Fotoshooting trägt, empört | |
die Briten. Aber um die Hose alleine geht es dabei nicht. | |
Bericht der „Times“: London hat kein Konzept für Brexit | |
Bis Ende März will Premierministerin May den Antrag für ein Ausscheiden aus | |
der EU stellen. Laut einem externen Berater gibt es aber noch keine klare | |
Strategie. | |
Debatte Brexit: Desaster auf der Insel | |
Großbritannien war bisher die größte Steueroase Europas. Damit ist bald | |
Schluss, denn die Trümpfe hält die EU in der Hand. | |
Schottland nach dem Brexit-Referendum: Neuer Anlauf für die Unabhängigkeit | |
Die regierende Schottische Nationalpartei will erneut die Unabhängigkeit | |
anstreben. Schon nächste Woche soll es einen Gesetzentwurf für ein | |
Referendum geben. | |
Großbritannien nach dem Brexit: Die Preise steigen jetzt schon | |
Seit dem Brexit-Votum hat das Pfund gegenüber anderen Währungen an Wert | |
verloren. Die Briten werden das wohl bald beim Einkauf spüren. | |
Mögliche Konsequenzen des Brexit: Britische Finanzindustrie wird nervös | |
Laut Studie eines Branchenverbands könnte ein „harter Brexit“ Milliarden | |
kosten. Premierministerin May gibt sich trotzdem kompromisslos. | |
Parteitag der Konservativen in England: Mit dem Brexit zu „Globalbritannien“ | |
Verhandlungen über den EU-Austritt ab März 2017, erklärt Premierministerin | |
Theresa May auf dem konservativen Parteitag. | |
Datum für Brexit-Verhandlungen: Im März geht's los | |
Die britische Premierministerin Theresa May hat sich lange Zeit gelassen. | |
Jetzt hat sie ein Datum für die Austrittsverhandlungen genannt. |