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# taz.de -- Koreas Präsidentin in der Krise: Jetzt bleibt nur noch der Rücktr…
> Südkoreas Präsidentin Park sagt die Teilnahme am Apec-Gipfel ab. Die
> Samsung-Zentrale wurde wegen Korruptionsverdacht durchsucht.
Bild: Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye: Nur die Fassade stimmt noch
Delhi taz | Wenn sich die Staatschefs der Asiatisch-Pazifischen
Wirtschaftsgemeinschaft Apec nächste Woche in Peru treffen werden, muss der
Gipfel erstmals ohne die südkoreanische Präsidentin auskommen. Park Geun
Hye ließ am Dienstag über einen Sprecher mitteilen, dass sie sich um die
wachsende nukleare Bedrohung aus Nordkorea zu kümmern habe.
Wieder einmal muss das Kim-Regime als mediale Nebelgranate für eine
innenpolitische Krise herhalten. Denn derzeit sieht sich Park Geun Hye mit
dem größten Skandal ihrer Amtszeit konfrontiert, der sie zunehmend in
Bredouille bringt.
Im Zentrum der allgemeinen Empörung steht ihre Verbindung zu Choi Soon Sil,
einer alten Jugendfreundin, die von südkoreanischen Medien als
schamanistische Rasputin-Figur porträtiert wird. Über mehrere Jahre hat
Park ihre Vertraute, die keinerlei politische Positionen innehat, mit
streng vertraulichen Regierungsdokumenten versorgt und in politische
Entscheidungsprozesse eingewiesen. Zudem soll Choi ihre politische Nähe zur
Präsidentin ausgenutzt haben, um Millionen an Schmiergeldern von
koreanischen Großfirmen zu erpressen.
## Schmiergeld und Korruption
Allein Samsung steht unter Verdacht, mit umgerechnet 2,8 Millionen Euro den
Reitunterricht von Chois Tochter in Deutschland gesponsert zu haben. Wie
die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte, wurde deshalb die
Konzernzentrale des Elektronikriesen in Seoul durchsucht.
„Wir durchsuchen die Büros von Samsung Electronics“, sagte ein Sprecher der
Staatsanwaltschaft, ohne nähere Angaben zu machen. Samsung erklärte, bei
jeglichen Ermittlungen zu kooperieren, wollte sich zu den Durchsuchungen
jedoch nicht äußern.
Nachdem die 64-jährige Präsidentin zunächst jegliche Vorwürfe abstritt oder
herunterspielte, zog sie mittlerweile drastische Register, um für
politische Schadensbegrenzung zu sorgen. In einem Rundumschlag feuerte sie
insgesamt acht ihrer Präsidentenberater und ließ zwei Minister auswechseln.
Zudem trat sie in einer seltenen TV-Ansprache vor die Kameras, um sich vor
ihrem Volk zu entschuldigen. Zuletzt kündigte Park an, ihren Kandidaten für
den Posten des Ministerpräsidenten zurückzuziehen und diesen vom Parlament
wählen zu lassen.
## Umfragewerte sind unterirdisch
De facto gibt sie damit große Teile ihrer Macht über das politische
Tagesgeschäft ab. Gefruchtet haben jedoch bislang keine ihrer
Beschwichtigungsversuche. Am Samstag haben bis zu hunderttausend
Demonstranten in der Seouler Innenstadt Park Geun Hyes Rücktritt gefordert,
am nächsten Wochenende werden gar noch größerere Proteste erwartet.
Die Umfragewerte der Präsidentin liegen derzeit bei mageren fünf Prozent.
Noch nie hat ein südkoreanischer Regierungschef seit der Demokratisierung
des Landes 1987 derart schlecht abgeschnitten.
Auch in der eigenen Fraktion verliert Park zunehmend an politischem
Rückhalt. Unter anderem forderte der ehemalige Vorsitzende der regierenden
Saenuri-Partei ihren Parteiaustritt. Von einem Amtsenthebungsverfahren sei
nur abzusehen, da das plötzliche Machtvakuum dem Land schaden könne. Noch
hat Park Geun Hye 15 Monate, bis ihre fünfjährige Legislaturperiode endet.
Die Präsidentenkrise hat nun auch Ban Ki Moon eingeholt. Seit Monaten wird
darüber spekuliert, dass der scheidende Generalsekretär der Vereinten
Nationen bei der nächsten Präsidentenwahl im Dezember 2017 als Kandidat der
regierenden Saenuri-Partei antreten wird. Seitdem führte er die Umfragen
deutlich an. Nun ist er auf den zweiten Platz abgerutscht.
8 Nov 2016
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Südkorea
Schwerpunkt Korruption
Präsidentin
Park Geun-hye
APEC
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Barack Obama
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