# taz.de -- Kommentar Kretschmanns Merkel-Lob: Das schadet nicht nur den Grünen | |
> Ein Jahr vor der Bundestagswahl platzt Kretschmann damit heraus, keine | |
> bessere Kanzlerkandidatin als Merkel zu kennen. Das ist tollpatschig. | |
Bild: Läuft hinterher: BaWü-Ministerpräsident Winfried Kretschmann | |
Winfried Kretschmanns Vorvorvorgänger Erwin Teufel liebte Fusionen. Der | |
Ministerpräsident von der CDU verschmolz in seiner Amtszeit alles, was es | |
im Südwesten so gab: Banken, Energieversorger, Rundfunksender. So | |
entstanden die Landesbank Baden-Württemberg, die Energie Baden-Württemberg | |
und der Südwestrundfunk. Nur eine Fusion wollte der alte Erwin ganz und gar | |
nicht: die von CDU und Grünen. Daran werkelt nun der Winfried. | |
Ein Jahr vor der Bundestagswahl platzt der Grüne damit heraus, [1][keine | |
geeignetere Kanzlerkandidatin zu kennen als die CDU-Chefin]. Angela Merkel | |
selbst hat sich noch gar nicht erklärt, da bestürmt sie der mächtigste | |
Grünen-Politiker. Er sagt nicht nur, dass sie gut ist. Er sagt, dass es | |
niemanden gibt, der oder die besser ist. Sozusagen alternativlos. | |
Strategisch ist das ziemlich tollpatschig. Denn für die Grünen wäre es | |
wichtig, selbstbewusst in den Wahlkampf zu ziehen. Nicht im Paket mit der | |
CDU. Und nicht als Merkels willenloses Anhängsel. Sondern selbstbewusst mit | |
zwei Machtoptionen: einer schwarz-grünen und einer rot-rot-grünen. So ließe | |
sich dann schon auch schöner über eine Koalition verhandeln. | |
Ja, bringt es aber nicht Klarheit, wenn alle vorher erfahren, wen sie ins | |
Kanzleramt schicken, wenn sie die Grünen wählen? Vielleicht wäre das so, | |
wenn die Grünen sich einigen. Aber die Linksgrünen werden Merkel nie | |
uneingeschränkt unterstützen. Obwohl Kretschmann das wissen muss, kürt er | |
Merkel mal eben zur grünen Kanzlerkandidatin. Er vertieft die Teilung in | |
Linksgrün und Realogrün, wie die wütenden Reaktionen auf seinen Auftritt | |
zeigen. | |
Kretschmanns Auftritt ist aber nicht nur mit Blick auf die Grünen falsch. | |
Im Wahljahr 2017 braucht es zwei Machtoptionen. Erst so entsteht eine | |
Konfliktlinie zwischen den etablierten Parteien. Je weniger unterscheidbar | |
die sind – inhaltlich wie personell –, desto leichter hat es die AfD. | |
3 Nov 2016 | |
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## AUTOREN | |
Georg Löwisch | |
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