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# taz.de -- Wahlparty der Piraten: Eher eine Trauerfeier
> Dass sie nicht wieder ins Abgeordnetenhaus kommen, wussten die Berliner
> Piraten. Ein Wahlergebnis von zwei Prozent enttäuscht dennoch.
Bild: Enttäuschung auf der Wahlparty der Berliner Piraten
„Zwischen 2,5 und 5,5 Prozent ist alles offen“, sagt Simon Kowalewski kurz
vor der ersten Hochrechnung. Noch ist der Direktkandidat der Berliner
Piraten tiefenentspannt. In den vergangenen Monaten hätten er und seine
Partei viel Zuspruch bekommen. „Wir haben einen geilen Wahlkampf gemacht“,
resümiert der Mann mit den bunten langen Haaren am Sonntag kurz vor 18 Uhr.
Doch als die ersten Ergebnisse bekannt sind, herrscht Stille auf der
Piraten-Wahlparty. Zwei Prozent. „Das ist ein deutlich schlechteres
Ergebnis, als wir erwartet hatten“, sagt Kowalewski, dem jetzt der
Schrecken ins Gesicht geschrieben steht. Obwohl vorhersehbar war, dass sie
es nicht mehr ins Abgeordnetenhaus schaffen werden, trifft die Niederlage
den Piraten: „Wir haben es nicht geschafft, die Menschen davon zu
überzeugen, dass es uns noch gibt.“
Am Mittwoch hatte Alexander Spies, Chef der Berliner Piratenfraktion,
bereits eine Bilanz zu der Arbeit seiner Partei im Abgeordnetenhaus
gezogen: „Als kleine, aber starke Oppositionspartei haben wir gute Arbeit
geleistet.“ Gerade die Berliner Piraten wollten mehr als eine Netzpartei
sein. Sie setzten sich für mehr Offenheit und weniger Hinterzimmerpolitik
ein. „Transparenz ist und bleibt unser wichtigstes Thema. Und Transparenz
in der Landespolitik haben wir durchaus erbracht“, so Spies. Die Fraktion
hat in den vergangenen fünf Jahren über 2.000 Anfragen an den Senat
gestellt.
Doch es war eine Herausforderung: 2011 zog die erste Piratenfraktion mit
8,9 Prozent als Überraschungssieger in das Berliner Landesparlament ein.
Damals waren die Kleinen ganz groß. Doch kurz nach dem anfänglichen Hype
zerfiel die Partei: Schon nach wenigen Wochen kam es zu Streitigkeiten, die
öffentlich und aggressiv ausgetragen wurden. Führende Mitglieder traten
nacheinander aus, darunter Martin Delius, der sich mittlerweile der
Linkspartei angeschlossen hat, und Christopher Lauer, seit kurzem
SPD-Mitglied.
Alexander Spies versucht auch das positiv zu sehen: „Ein Erfolg der Piraten
ist, dass wir anderen Parteien guten Nachwuchs geboten haben.“
Heute, genau fünf Jahre nach dem sensationellen Aufstieg der Piraten,
verabschiedet sich die Partei in die politische Bedeutungslosigkeit. Mit
2,1 Prozent (Stand 21 Uhr) verpasst sie deutlich den Wiedereinzug in das
Abgeordnetenhaus.
Die Parteimitglieder bleiben trotzdem optimistisch: „Die Piraten sind nicht
tot!“, sagt Therese Lehnen, politische Geschäftsführerin der Fraktion. Sie
habe in den vergangenen Jahren viele Erfahrungen sammeln können und will
das nun nutzen. Auch im Hinblick auf die Bundestagswahlen nächstes Jahr
wollen die Berliner weiter machen: „Wir müssen anfangen, brillante
außerparlamentarische Oppositionsarbeit zu machen“, fordert Kowalewski
seine ParteifreundInnen am Sonntagabend auf. Gleich am Montag wollen sie
damit anfangen, sich gegen das geplante SPD-Konvent einzusetzen, das über
das Handelsabkommen CETA entscheiden soll.
In Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und im Saarland, wo auch Piraten
in den Landesparlamenten sitzen, wird im kommenden Jahr gewählt. Dort steht
den Piraten wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal wie in Berlin bevor.
18 Sep 2016
## AUTOREN
Viola Blomberg
## TAGS
Schwerpunkt Wahlen in Berlin
Piraten
Piraten
Abgeordnetenhauswahlen 2016
Abgeordnetenhaus
Abgeordnetenhauswahlen 2016
Monika Herrmann
Abgeordnetenhauswahlen 2016
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