# taz.de -- Burger King St. Petersburg präsentiert: Hoden-Burger à la Pawlens… | |
> Burger King in St. Petersburg bringt eine limitierte Sonderedition | |
> heraus. Inspiriert ausgerechnet von staatskritischer Performance-Kunst. | |
Bild: Mahlzeit: Pawlenski im Jahr 2013, mit festgenageltem Hoden auf dem Roten … | |
BERLIN taz | Vor sechs Jahren eröffnete die erste Burger King-Filiale in | |
der russischen Stadt Sankt Petersburg. Und zu diesem Jubiläum hat sich die | |
Fastfood-Kette etwas besonderes einfallen lassen: Eine limitierte, | |
vierteilige Burger-Serie, inspiriert ausgerechnet von den staatskritischen | |
Aktionen des Enfant terrible Russlands, dem Performance- und Körperkünstler | |
Pjotr Pawlenski. | |
Der Zeitpunkt ist gut gewählt – der 32-jährige Pawlenski wurde im Juni in | |
einem aufsehen erregenden Gerichtsprozess wegen „mutwilliger Beschädigung | |
eines Kulturguts“ überraschend nur zu einer Geldstrafe verurteilt, nachdem | |
er im November 2015 aus Protest gegen staatliche Willkür eine Tür der | |
Zentrale des russischen Geheimdienstes FSB [1][in Brand gesteckt] hatte. | |
Sein Wunsch, wegen Terrorismus verurteilt zu werden – so wie es der | |
russische Staat mit dem ukrainische Filmemacher [2][Oleg Sentsow] machte, | |
der das Büro einer prorussischen Partei auf der annektierten Krim in Brand | |
gesetzt hatte – wurde ihm nicht erfüllt. Publicity bekam er dennoch. | |
Bekannt wurde der Künstler vor allem wegen dieser Aktion: 2013 hatte er | |
seine Hoden in Sichtweite des Kreml auf den Roten Platz genagelt – als | |
Statement gegen „politische Apathie“ und korrupte Polizisten. Aus Protest | |
gegen die [3][Inhaftierung von Pussy Riot] nähte er sich 2012 die Lippen | |
zu, in Sankt Petersburg legte er sich nackt in eine Rolle Nato-Draht, und | |
so weiter. | |
## In „essbarem Stacheldraht“ serviert | |
Warum der Petersburger Burger King ausgerechnet diesen zweifelhaften | |
Werbebotschafter entschieden hat? Weil er ein bekannter Sohn der Stadt sei, | |
hieß es. Und wie kann man nun aus den komplexen und blutigen Performances | |
Burger machen? | |
Nun, einer soll in „essbarem Stacheldraht“ serviert werden, erklärte Burger | |
King gegenüber dem russischen [4][Kommersant], einer mit verkohlter | |
Unterseite, einer „teilweise zugenäht“ und einer – tata! -, auf dem ein … | |
mit einem Plastiknagel aufgespießt ist. | |
Pjotr Pawlenski bekam zuletzt sehr viel internationale Unterstützung. | |
Diesen für Russland eher ungewöhnlichen Fame machte sich nun Burger King zu | |
Nutze – die Kette verkündete, mithilfe der Pawlenski-Burger solle die | |
„Kultur zu den Massen“ gebracht werden – eine klare Anspielung auf die | |
Sowjetzeit. | |
Für die Kette mag das ein Marketinggag sein, für den Kreml aber ist es eine | |
unschöne Geschichte: Er fürchtet Pawlenskis Popularität genauso wie seine | |
Geschmacklosigkeit. | |
1 Sep 2016 | |
## LINKS | |
[1] /Nordwind-Festival-ohne-Aktionskuenstler/!5255234/ | |
[2] /Prozess-gegen-ukrainischen-Regisseur/!5033039/ | |
[3] /Nach-Urteil-in-Russland/!5085603/ | |
[4] http://kommersant.ru/doc/3076085 | |
## AUTOREN | |
Sonja Vogel | |
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