# taz.de -- Kommentar zur Großspende in Berlin: Geld stinkt den Grünen nicht | |
> Die Berliner Grünen nehmen eine Spende über 270.000 Euro in der Endphase | |
> des Wahlkampfs an. Das schadet ihrer Glaubwürdigkeit. | |
Bild: Ob da wohl 270.000 Euro reinpassen? Spendenbox, eher für Kleingeld | |
Nein, juristisch ist Jochen Wermuth und den Berliner Grünen wirklich nichts | |
vorzuwerfen. Nichts ist illegal an der Großspende, die der umtriebige | |
Anlageberater und Investor der Partei pünktlich zum Wahlkampfendspurt | |
spendiert hat. Schließlich ist sie ganz regulär dem Bundestagspräsidenten | |
unverzüglich angezeigt worden. Dann ist also alles in Ordnung, oder? | |
Mitnichten. Der Berliner Landesverband kann sich vielmehr glücklich | |
schätzen, dass die Bundestagsfraktion der Grünen mit ihrem Antrag, eine | |
jährliche Spendenobergrenze in Höhe von 100.000 Euro ins Parteiengesetz zu | |
schreiben, auf Granit gebissen hat. Denn sonst hätten sie auf die rund | |
270.000 Euro Wermuths verzichten müssen, was bei einem Wahlkampfetat von | |
rund einer Million Euro schon ein herber Verlust gewesen wäre. | |
Nur: Der grünen Glaubwürdigkeit haben sie mit der Annahme der Spende | |
gehörig geschadet. Sie hätten mit gutem Beispiel vorangehen und die | |
Großzügigkeit ihres edlen Spenders zurückweisen können. Aber wie schon ihre | |
Parteifreunde in Baden-Württemberg haben sie lieber nach dem alten | |
römischen Motto gehandelt: Pecunia non olet. Ob Ramona Pop wohl dem | |
Beispiel Kretschmanns folgt und Wermuth jetzt zu Kaffee und Kuchen einlädt? | |
Dabei kennen die Grünen all die Argumente, die für eine Reglementierung der | |
Spendierfreude von Unternehmern sprechen, ganz genau. Nicht nur, dass | |
solch hohe Zahlungen stets der üble Geruch der unzulässigen Einflussnahme | |
umweht, sie sind auch eine Verletzung des Prinzips der Chancengleichheit. | |
Was hätten die Grünen wohl dazu gesagt, wenn SPD oder CDU eine | |
entsprechende Spende von einem Berliner Bauunternehmer bekommen hätten? | |
Finanzmanager Wermuth gilt als knallharter Verfechter der freien | |
Marktwirtschaft. Investitionen in vermeintliche Ökofirmen sind sein | |
Geschäftsmodell. Beim grünen Landesparteitag im April behauptete das | |
Neumitglied, ein „guter Kapitalist“ zu sein. Für ein sozialeres Berlin | |
steht er allerdings nicht. | |
1 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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