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# taz.de -- Neue DVD „Bajirao & Mastani“: Schönheit und Pracht bis es krac…
> Eine furchtlose Frau kämpft um die Liebe eines legendären Armeegenerals.
> „Bajirao & Mastani“ zeigt ein Glück, das so nur das populäre indische
> Kino erlaubt.
Bild: Prachtvolle Schönheit: In „Bajirao & Mastani“ steht nicht unbedingt …
Bajirao, oberster General der Armee von Maratha, verlor in zwanzig Jahren
der Kämpfe keine einzige Schlacht. Er ist eine historische Figur der
indischen Geschichte, er lebte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
und wurde zur Legende. Größer noch als sein Ruhm in der Schlacht ist sein
Ruhm in der Liebe, ist seine Passion für eine Frau, die ihn wider alle
Konventionen erobert und mit der ihn der Titel von Sanjay Leela Bhansalis
jüngstem Film verschmilzt: Mastani. Dass die deutsche Version dem schön
schlagenden „Bajirao Mastani“ das generische „Eine unsterbliche Liebe“
voranstellt, ist so dämlich wie typisch für die Art, wie deutsche Verleiher
und Labels mit Bollywood umgehen.
Mastani (Deepika Padukone) ist furchtlos und schön. Erst gewinnt sie durch
einen wagemutigen Auftritt die militärische Hilfe Bajiraos (Ranveer Singh),
dann gewährt er ihr seinen Dolch – nach den Sitten ihrer Heimat Bundelkhand
ist das ein Heiratsversprechen. Mastani pocht darauf, dass er es einhält,
in ihrer gewinnenden und unnachgiebigen Art. Sie folgt Bajirao nach Pune,
trifft dort auf seine erste Frau Kashibai (Priyanka Chopra), die von der
Konkurrentin wenig erbaut ist.
Empört sind Bajiraos Mutter und Bruder, später sein ältester Sohn: Nicht
zuletzt, weil Mastani Muslimin ist und darum als unwürdig gilt. Erst
stecken sie sie in die Herberge der Prostituierten, dann machen sie sie zur
Tänzerin bei Hofe und müssen doch erleben, wie sie Bajirao, der sie zu
seiner zweiten Frau macht, zeitgleich mit Kashibai einen Sohn gebiert.
Das ist die Konstellation, aus der Regisseur Bhansali (zugleich wie gewohnt
Komponist der wie gewohnt fabelhaften Musik) einen prachtvollen,
hinreißenden und zugleich merkwürdig statischen und sprunghaften Film
macht. Wobei weder das Statische noch das Sprunghafte gegen ihn spricht.
Es fehlt „Bajirao & Mastani“ nicht an Konsequenz und nicht an Temperament,
nur ist das wie viele ins Überlebensgroße tendierende Bollywood-Werke ein
Kino der Attraktionen, nicht unbedingt der plotorientierten Narration. Der
Film ist in die Schönheit und Prachtentfaltung jeder einzelnen Szene und
jedes Details von Gold und Kampf und Tanz und Kostüm und Palast so sehr
verliebt, dass er sich kaum davon losreißen kann.
## Vorliebe für Symmetrie
Und zwar gibt es in den Einstellungen eine Vorliebe für die Symmetrie;
dabei aber wird nach Möglichkeit alles, was die Kamera an Perspektiven und
Beweglichkeit hergibt, in rasenden Fahrten und Flügen, Auf- und
Abschwüngen, Drunter- und Draufsichten mobilisiert. Und bleibt
Bravoursequenz für Bravoursequenz doch in sich geschlossen. Von einer
Sequenz zur nächsten geht es dann notgedrungen nicht im maßvollen Schritt,
Schnitt und Tritt.
Immer wieder wird nach Art des Hollywood-Tanzregie-Genies Busby Berkeley
das Ornament der sich bewegenden Gruppen von oben zu atemberaubenden
Mustern gefilmt. Vor wilden Stampftänzen in Massenchoreografie schrecken
die Musik- und Tanzeinlagen niemals zurück.
Und weil in diesem Film alles Schauwert sein will und tatsächlich ist, sind
diese Einlagen nicht Ausreißer, sondern das Muster, dem auch der Rest des
Films folgt: Es drängt jede Bewegung zum Tanz, jede Einstellung zur
Mobilisierung, die Sprache wenn nicht zum Gesang, so doch ins Stilisierte,
und die DarstellerInnen und ihre Körper performen noch da, wo sie
vergleichsweise still sind.
„Bajirao & Mastani“ will sehr hoch hinaus. An Anspielungen auf
„Mughal-e-Azam“, den großen höfischen Pracht-Klassiker, fehlt es nicht. D…
Film wird fiebriger, je länger er dauert. Ein Film, bei dem Höhepunkt auf
Höhepunkt folgt. Sich davon überwältigen zu lassen, ist ein Glück, das so
nur das populäre indische Kino erlaubt.
31 Jul 2016
## AUTOREN
Ekkehard Knörer
## TAGS
Bollywood
Liebe
Drama
Indien
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