# taz.de -- Netzpolitiker über den Wert der Daten: „Anonymität kaum möglic… | |
> Der Grünen-Politiker Malte Spitz argumentiert, dass die heutige Bedeutung | |
> von Daten mit der von Erdöl im 20. Jahrhundert vergleichbar ist. | |
Bild: „An zwei Orten gleichzeitig“: Netzpolitiker Malte Spitz | |
taz: Herr Spitz, wie viel sind meine persönlichen Daten wert? | |
Malte Spitz: Das ist schwierig zu sagen. Daran hängt ja kein Preisschild. | |
Wirklich wertvoll sind eher die Entwicklungen, die man bei der | |
Zusammenführung von vielen Daten feststellen kann. | |
Wer könnte sich denn für meine Daten interessieren? | |
Interessenten gibt es dafür viele, doch vor allem die Wirtschaft ist hinter | |
ihnen her. Ein typisches Beispiel wäre ein Autohersteller, der gezielt bei | |
Ihnen wirbt, weil Sie nach Autos gegoogelt haben. | |
Ist der Vergleich mit der Bedeutung des Öls im 20. Jahrhundert nicht | |
überspitzt? | |
Der Vergleich ist berechtigt. Vor allem wenn man nicht nur auf die | |
wirtschaftliche Bedeutung schaut, sondern auf den gesamtgesellschaftlichen | |
Einfluss. Öl revolutionierte die Mobilität der Menschen. Das Internet | |
ermöglicht uns, bildlich gesprochen, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. | |
Wer diese Mobilität überwacht, hat große Macht. | |
Ist es denn möglich, sich anonym zu bewegen? | |
Komplette Anonymität ist für den Durchschnittsnutzer kaum möglich. Doch man | |
kann seine Mails verschlüsseln, den Zugriff von Apps auf die persönlichen | |
Daten einschränken und die Benutzung von Kundenkartenprogrammen wie | |
Pay-Back unterlassen. | |
Eine Menge Internetnutzer sagen, sie hätten sowieso nichts zu verbergen. | |
Viele haben beim Thema Datenschutz ein Bild staatlicher Überwachung im | |
Kopf. Diese findet nur begrenzt statt. Es geht im Alltag oft um die | |
wirtschaftlichen Interessen großer Konzerne und deren Einfluss auf unser | |
Kaufverhalten und unsere Lebensweisen. Dafür möchte ich ein Bewusstsein | |
schaffen, hier nicht blind zu sein, sondern aufgeklärt und selbstbestimmt | |
zu handeln. | |
Was würden Sie solchen Nutzern also sagen? | |
Ich würde sie zum Beispiel fragen, ob es ihnen auch egal wäre, wenn Firmen | |
wüssten, dass sie sich über Krebs informiert haben und ihnen daraufhin | |
Angebote zusenden. | |
Wissen Sie, was über Sie an Daten gesammelt wurde? | |
Ich habe mich bemüht, so viele Daten über mich zu finden wie möglich. Viele | |
Seiten stellten sich quer. Doch ich fand Daten zu meinem Kaufverhalten, | |
meinen Reisen und meiner Telekommunikation. Am meisten überraschte mich, | |
wie viel meine Krankenkasse über mich weiß. Die haben Daten zu jedem | |
Arztbesuch, inklusive Diagnose. | |
30 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Antonius Tix | |
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