# taz.de -- Kommunalwahlen in Südafrika: ANC abgewatscht | |
> Die großen Oppositionsparteien legen deutlich zu. DA und ANC liefern sich | |
> Kopf-an-Kopf-Rennen in den Ballungsräumen um Johannesburg. | |
Bild: Schlange vor einem Wahllokal bei Kapstadt | |
Berlin taz | Südafrikas Wählerinnen und Wähler haben der Regierung des | |
Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) bei den Kommunalwahlen vom Mittwoch | |
einen Denkzettel verpasst. Nachdem am späten Nachmittag rund drei Viertel | |
aller Wahlbezirke fertig ausgezählt waren, lag der ANC mit knapp 53 Prozent | |
zwar weit vorn – aber es ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den 62 | |
Prozent vom letzten Mal. Die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) | |
erreichte mit 29 Prozent das höchste Ergebnis einer Oppositionspartei seit | |
Ende der Apartheid vor über zwanzig Jahren. | |
Die DA lieferte sich im wichtigsten städtischen Ballungsraum des Landes, | |
der Provinz Gauteng mit der Metropole Johannesburg und der Hauptstadt | |
Tshwane (Pretoria), ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem ANC. In diesen beiden | |
Städten lagen die beiden Parteien fast gleichauf, bei jeweils zwischen 40 | |
und 45 Prozent. Keine Partei dürfte hier noch die absolute Mehrheit | |
erreichen – das ist für den ANC eine neue Erfahrung und er muss nun über | |
Regierungsbündnisse mit anderen Parteien nachdenken, will er an der Macht | |
bleiben. | |
Ihre traditionelle Hochburg Kapstadt hielt die DA mit diesmal 70 Prozent | |
und gewann in der Provinz Westkap weiter dazu. In Nelson Mandela Bay in der | |
Ostkap-Provinz, Mandelas Heimatprovinz, ging sie erstmals stark in Führung | |
vor dem ANC, der aber in der Provinz insgesamt vorne blieb. | |
Der junge schwarze DA-Vorsitzende Mmusi Maimane habe einen tollen Job | |
gemacht, sagt der politische Analyst Piet Croucamp. Er habe seine Partei im | |
Wahlkampf in die Kontinuität mit den Idealen von Nelson Mandela gestellt. | |
Das sei wichtig gewesen für die ehemals weiße Partei im Versuch, schwarze | |
Wähler anzulocken. Aber dennoch dürfte die DA enttäuscht sein, sagte | |
Croucamp: „Die Partei hat im Vergleich zum Vorjahr nur etwa 3 Prozent | |
dazugewonnen und kommt nicht auf den erhofften Stimmenanteil von 30 | |
Prozent.“ | |
## EFF erobert keine einzige Gemeinde | |
Nach wie vor ist die DA in einigen Landesteilen kaum präsent. In der | |
nördlichen Provinz Limpopo liegt sie hinter den Linkspopulisten der EFF | |
(Economic Freedom Fighters). Die haben aber insgesamt weniger zugelegt, als | |
sie anvisiert hatten. Sie erhielten rund 7,5 Prozent und kamen damit nicht | |
über die psychologisch wichtige Hürde von 10 Prozent hinaus. Ihr gelang es | |
auch nicht, eine einzige Gemeinde zu erobern. | |
Die Provinz KwaZulu-Natal im Südosten des Landes erlebte eine Renaissance | |
der kleinen, längst totgeglaubten Zulu-Regionalpartei Inkatha Freedom Party | |
(IFP), obwohl Staatspräsident Jacob Zuma selbst Zulu ist. Die IFP kam in | |
dieser Provinz auf 29 Prozent und erhielt die Mehrheit in etlichen | |
Gemeinden, so auch in Zumas Heimatgemeinde Nkandla, wo der Ausbau einer | |
Luxusresidenz des Präsidenten auf Staatskosten zu einem politischen Skandal | |
geführt hat. | |
Insgesamt erlebt nun der ANC genau das, was Wähler im Vorfeld angedroht | |
hatten: Die Stammwähler blieben daheim. „Viele fühlen sich vom ANC | |
entfremdet, aber die Wahlen waren auch stärker umkämpft, weil es mehr | |
Wettbewerb von Oppositionsparteien gab“, so Croucamp. „Nicht in den | |
Ballungsräumen zu regieren, wird für den ANC eine schreckliche Erfahrung | |
sein.“ | |
4 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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