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# taz.de -- Atomkraft in Großbritannien: Mit Hinkley Point geht's später weit…
> Wird das Kraftwerk gebaut? Oder lieber doch nicht? Die britische
> Regierung hat die Entscheidung über Hinkley Point C vertagt.
Bild: Hier soll der Reaktor C des Atomkraftwerks Hinkley Point stehen, neben de…
DUBLIN taz | Das erste neue Atomkraftwerk in Großbritannien seit mehr als
20 Jahren soll in der Grafschaft Somerset im Südwesten Englands neben zwei
bereits bestehende Atomkraftwerke gebaut werden. Die beiden
Druckwasserreaktoren sollen eigentlich 2025 in Betrieb gehen und Strom für
sechs Millionen Haushalte liefern – das wären sieben Prozent des gesamten
Strombedarfs der Insel.
Der französische Staatskonzern EDF, der Hinkley Point unter Beteiligung der
beiden chinesischen Firmen China General Nuclear Corporation (CGH) und
China National Nuclear Corporation (CNNC) bauen will, hatte am Donnerstag
mit zehn zu sieben Stimmen grünes Licht für das Projekt gegeben. Gérard
Magnin vom EDF-Verwaltungsrat trat deshalb zurück, weil er der Meinung ist,
dass EDF wegen Hinkley bankrott gehen werde. Aus demselben Grund hatte
Finanzchef Thomas Piquemal seine Stelle bereits im März gekündigt.
Greenpeace-Direktor John Sauven sagte: „Jedesmal, wenn EDF einen Reaktor
wie Hinkley bauen wollte, hat das Unternehmen versagt. Es gibt nicht den
geringsten Beweis, dass Hinkley im Rahmen des Zeitplans und des Budgets
gebaut werden kann. Wir müssen stattdessen in verlässliche erneuerbare
Energien investieren.“
## Sogar die Times ist dagegen
Das Atomkraftwerk sei so unökonomisch, dass es sogar von der Times, dem
Daily Telegraph und der Daily Mail verdammt worden sei, obwohl diese
Zeitungen normalerweise für Atomkraft eintreten, sagte Sauven.
Kevin Coyne, der britische Gewerkschaftssprecher für Energie, hatte den
EDF-Vorstand vor der Abstimmung hingegen aufgefordert, das Projekt
abzusegnen. „Andernfalls könnten in Großbritannien die Lichter ausgehen“,
sagte er, „und der Westen Englands könnte den so dringend benötigten
wirtschaftlichen Aufschwung, den das Infrastrukturprojekt mit sich bringt,
verpassen.“ Hinkley Point C soll bis zu 25.000 neue Arbeitsplätze schaffen.
Nach der Abstimmung in Paris wollte EDF-Geschäftsführer Vincent De Rivaz am
Freitag nach Somerset reisen, um den Vertrag zu unterschreiben. Der
britische Energieminister Greg Clark erklärte jedoch überraschend, dass die
Regierung nun alle Teile dieses Projekts prüfen und eine Entscheidung erst
im Frühherbst treffen werde. „Das Vereinigte Königreich benötigt
zuverlässige und sichere Stromquellen, und die Regierung glaubt, dass
Atomkraft ein wichtiger Teil der Mischung ist“, fügte er allerdings hinzu.
Der neue Schatzkanzler Philip Hammond hatte sich schon vor zwei Wochen für
Hinkley Point ausgesprochen: „Wir müssen sicher stellen, dass dieses
Projekt vorangeht.“
## Bis zu 30 Milliarden Pfund
Die EU-Kommission in Brüssel hatte in einer umstrittenen Entscheidung vor
knapp zwei Jahren erlaubt, dass London die beiden neuen
Druckwasserreaktoren bezuschusst. Insgesamt könnten so fast 30 Milliarden
Pfund auf die Steuerzahler zukommen. Die britische Regierung hat EDF einen
Preis von 92,5 Pfund pro Megawattstunde über 35 Jahre garantiert –
zuzüglich Inflationsausgleich. Das ist um 27,50 Pfund teurer als durch
Gaskraftwerke erzeugter Strom.
29 Jul 2016
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Hinkley Point C
EDF
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