| # taz.de -- Rumba-Lingala-Konzert in Berlin: Ein Fest des Moments | |
| > Seit vierzig Jahren begeistert die kenianische Band „Orchestre Les | |
| > Mangelepa“ mit ihrer Musik. Nun trat sie zum ersten Mal in Berlin auf. | |
| Bild: Wenig Geld, aber viel Ruhm – Mangelepa performen aus Überzeugung | |
| Es ist kurz vor Mitternacht und das Fest nimmt kein Ende. Die kenianische | |
| Band [1][Orchestre Les Mangelepa] feiert den Moment, dehnt ihn endlos aus | |
| und zerstört mit ihrer treibend-leichten Musik jegliches Zeitgefühl. Weißes | |
| Steroskoplicht flimmert sekundenlang im Rhythmus schnell pochender | |
| Lingala-Beats und minutenlang pulsierender E-Gitarrenklänge. | |
| „Ich werde nicht müde werden zu performen,“ sagte Bandleader Kabila Kabanze | |
| Evany vor dem Konzert. Nun steht der 61-Jjährige auf der Bühne und macht | |
| seinen Worten alle Ehre. Gemeinsam mit den Sängern Kalenga Nzaze Vivy und | |
| Luthuli Kaniki Maky bringt er das gut dreißig Jahre jüngere Publikum im | |
| Berliner Club Urban Spree zum tanzen. | |
| Seit 1976 bringt Mangelepa das Publikum zum Schwitzen. „Ich bin zwar alt, | |
| aber ich fühle mich jünger, wenn ich auf der Bühne stehe und Leute zu | |
| unserer Musik tanzen sehe“, sagt Bandleader Evany. Was ihr Erfolgsrezept | |
| sei? Ihre Musik sei bei niemandem abgeguckt. Man liebe die eigene Musik. | |
| Man genieße sie selbst, bevor sie das Publikum zu hören bekäme. Das sei ihr | |
| Geheimnis. | |
| Die 1970er und 1980er Jahre waren die goldene Ära des Rumba-Lingala in | |
| Kenia, einer Musikrichtung, die aus dem Kongo stammt. Bands wie [2][Super | |
| Mazembe] und [3][Viva Makale] begeisterten mit ihren dreistimmigen | |
| Gesangsharmonien und entspannten Rhythmen Menschen in Sambia, Tansania, | |
| Uganda, Kenia und der DR Kongo. Auch Mangelepa produzierte Hit für Hit und | |
| spielte als Hausband in den größten Hotels Nairobis. | |
| ## Geldprobleme durch Piraterie | |
| 19,9 Millionen US-Dollar setzte die kenianische Musikindustrie [4][laut | |
| PricewaterhouseCoopers] 2012 um. Über 300 Radio- und Fernsehsender gibt es | |
| [5][CCTV Africa zu Folge] mittlerweile in Ostafrika. All dies nützte den | |
| drei Mangelepa-Sängern finanziell gesehen in der Vergangenheit wenig. Dem | |
| Erfolg zum Trotz konnten die Musiker mit ihrer Musik nie wirklich viel Geld | |
| verdienen. | |
| Daran schuld sei auch die Musikpiraterie, sagt der dreiundsechzigjährige | |
| Kalenga Nzaze Vivy. Mit rotem Hut und silber-glänzendem Jacket lehnt er | |
| etwas erschöpft am Treppengeländer im Obergeschoss des Urban Spree. Die | |
| Wände hinter ihm sind mit Graffititags besprüht, das Licht ist | |
| blau-rötlich. Lingalamusik bahnt sich den Weg durchs Treppenhaus hinauf. | |
| „Ich glaube nicht, dass Technik das Problem ist – sie macht das Leben | |
| leichter.“ Schon als es Kassetten gab, hätten Leute ihre Musik illegal | |
| kopiert. Aber die Einstellung der Leute, die sei das Problem, die müsse | |
| sich ändern. „Gäbe es keine Piraterie, gäbe es keine Diebe, dann würde es | |
| besser laufen“, sagt der Sänger etwas resigniert. Bandleader Evany stimmt | |
| dem zu. Trotz all der finanziellen Probleme sei man aber glücklich, dass es | |
| Mangelepa nach all den Jahren noch gebe und das Publikum die Musik liebe. | |
| ## Musikmachen bis zum Tod | |
| Es das erste Mal, dass sie Konzerte in Europa geben. Und sie seienglücklich | |
| darüber, denn sie hätten das schon lange geplant gehabt. In ihrer | |
| Heimatstadt Nairobi treten Mangelepa, trotz ihres Alters, regelmäßig auf. | |
| Einmal pro Woche spielen sie in der in Nairobi West gelegenen Vibro Bar. | |
| Auch im Studio verbrachten sie in den letzten Monaten viel Zeit, denn bald | |
| wollen sie ihr vierzehntes Albums mit dem Titel „Last Band Standing“ | |
| veröffentlichen. | |
| Er werde erst mit der Musik aufhören, wenn er tot ist, sagt Evany und | |
| schaut durch die Gläser seiner schwarzen Brille. Dann lacht er, ehrlich, | |
| fast nachdenklich, über seine eigenen Worte. „Wir können nicht aufgeben“, | |
| macht sein Kollege Vivy klar. Die Musik mache sie lebendig. Was die meisten | |
| Menschen vergessen würden: „Du wurdest nicht für dich selbst geboren, du | |
| wurdest geboren, um anderen zu helfen.“ Ihre Musik sei ihr persönliches | |
| Geschenk. | |
| 7 Jul 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.youtube.com/watch?v=aCgLbI4i1ec | |
| [2] https://www.youtube.com/watch?v=Kg_nSFFN_Og | |
| [3] https://www.youtube.com/watch?v=h0RJynnRv6k | |
| [4] https://www.pwc.co.za/en/assets/pdf/entertainment-and-media-outlook-2013-20… | |
| [5] https://www.youtube.com/watch?v=UamyvNWbVZ0 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Koßmann | |
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