| # taz.de -- Verbraucherschutz bei Tätowierungen: Der Minister im Tattoo-Studio | |
| > Verbraucherschutzminister Christian Schmidt von der CSU fordert klarere | |
| > Regeln in der Tattoo-Branche. Daher startet er nun eine Kampagne. | |
| Bild: Ein Tattoo hat Christian Schmidt nicht, aber mit Henna-Farben hat er bere… | |
| BERLIN taz | Acht Millionen Menschen in Deutschland tragen laut einer | |
| Studie von 2014 mindestens ein Tattoo, und auch der Berufsstand der | |
| Tätowierer wächst. Führte die Bundesagentur für Arbeit 2012 noch 576 | |
| Tätowierer in ihrer Kartei, waren 2015 bereits 800 Personen in diesem | |
| Berufsfeld sozialversicherungspflichtig. Höchste Zeit also, um endliche | |
| bindende Regeln einzuführen, findet Verbraucherschutzminister Christian | |
| Schmidt und besuchte am Dienstag medienwirksam ein Tattoo-Studio in | |
| Berlin-Mitte. | |
| „Gerade zu Beginn der Urlaubszeit warne ich vor spontanen Tattoos, die aus | |
| einer Urlaubslaune heraus entstehen“, sagte der Minister. Zwar gebe es | |
| nationale Regelungen für die Zusammensetzung chemischer Stoffe, aber | |
| europaweit fehlen Bestimmungen. Wo man sich in Europa besser kein Tattoo | |
| stechen lässt, konnte Schmidt spontan zwar nicht sagen, aber eine Warnung | |
| hatte er trotzdem parat: „In China würde ich von einem Tattoo abraten.“ | |
| Mehr als Urlaubstattoos sorgt sich Schmidt aber um die | |
| Verbraucherschutzbestimmungen in Deutschland. „Da gibt es bisher fast | |
| keine“, bilanzierte er. Neben europäischen Standards forderte er deshalb | |
| klare Hygienebestimmung und qualifizierte Tätowierer. „Sie gehen | |
| buchstäblich unter die Haut und deshalb brauchen wir eine Art Befähigung.“ | |
| Dem Minister schwebt dafür eine verbindliche Ausbildung für Tätowierer vor. | |
| Unterstützung bekommt Schmidt von Daniel Krause. Der Promi-Tätowierer – | |
| bekannt aus Sendungen bei DMAX („Berlin sticht zu“), RTL 2 („Berlin Tag u… | |
| Nacht) und SAT 1 („Tattoo around the world“) – gehört dem Bundesverband | |
| Tattoo an und hatte Minister und Presse in sein Studio in der | |
| Dircksenstraße in Berlin-Mitte eingeladen. „Tattoos sind längst nicht mehr | |
| nur was für Freaks und Rocker, sondern sind längst im Mainstream | |
| angekommen.“ Er vermutet, dass inzwischen zehn Millionen Menschen ein | |
| Tattoo tragen. | |
| Mit Quiz und Styleguide | |
| Angesichts der hohen Nachfrage seien branchenweite Bestimmungen wichtig, | |
| findet Krause: „Wer mit dem Blut anderer Menschen spielt, kann das nicht | |
| ohne Qualifizierung tun.“ Man brauche nicht mal einen Hygieneschein, | |
| arbeite aber wie eine „Hilfskrankenschwester“. | |
| Krause ärgert sich vor allem, dass für den Laien unklar sei, woran man | |
| einen guten Tätowierer erkenne. Genau aus diesem Grund startet Schmidt nun | |
| eine Kampagne. „Safer Tattoo“ lautet diese und informiert Verbraucher auf | |
| einer Webseite bei Grundfragen und über Risiken. Als besonderen Service | |
| gibt es noch ein Tattoo-Quiz und einen Styleguide. Auch hier finden sich | |
| jedoch keine Zahlen darüber, wie oft sich Tätowierte beim Stechen mit | |
| Krankheiten infiziert haben. | |
| Christian Schmidt sieht trotzdem Handlungsbedarf. „Ich bin kein Freund, der | |
| alles verregeln will, aber diese Branche gab es so vor 20 Jahren ja noch | |
| gar nicht.“ Zum Abschluss beantwortet er dann noch die drängendste Frage. | |
| „Ich bin im Mainstream, aber ich bin selbst nicht tätowiert,“ sagt er und | |
| ergänzt, dass er Tattoo-Trägern tolerant gegenüberstehe und immerhin schon | |
| mit Henna-Farben experimentiert habe. | |
| 29 Jun 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Hackenbruch | |
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