# taz.de -- Antimuslimische Pogrome in Indien 2002: Verurteilt nach 14 Jahren | |
> Bei antimuslimischen Pogromen 2002 starben im indischen Bundesstaat | |
> Gujarat rund 1.000 Menschen. Nun wurden elf Täter zu Haftstrafen | |
> verurteilt. | |
Bild: Haftstrafen für den Mob: Die Verurteilten werden wegtransportiert | |
Neu-Delhi epd | Ein indisches Sondergericht hat elf Angeklagte wegen eines | |
Massakers an Muslimen im Jahr 2002 zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein | |
weiterer Täter erhielt eine Gefängnisstrafe von zehn, zwölf andere von | |
sieben Jahren. Im Bundesstaat Gujarat hatte ein hinduistischer Mob von | |
tausenden Menschen eine vorwiegend muslimische Siedlung in der Stadt | |
Ahmedabad angegriffen, Anwohner aus den Häusern gezerrt, gelyncht und das | |
Viertel in Brand gesteckt. Ein Richter nannte das Massaker „den dunkelsten | |
Tag in der Geschichte der Zivilgesellschaft“. | |
Bei den Ausschreitungen wurden 69 Menschen getötet, unter ihnen der | |
Parlamentsabgeordnete Ehsan Jafri, der vergeblich versucht hatte, die | |
Polizei zum Einschreiten zu bewegen. Jafri soll erst verstümmelt und dann | |
bei lebendigem Leibe verbrannt worden sein. Anfang Juni hatte das Gericht | |
die 24 Täter für schuldig befunden und 36 weitere Angeklagte wegen Mangel | |
an Beweisen freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte für alle die | |
Todesstrafe gefordert. | |
Das Massaker in der Gulbarg-Society-Siedlung war eine Reaktion auf den | |
Brand eines Zuges mit hinduistischen Pilgern, bei dem 60 Menschen starben. | |
Gerüchte, der Zug sei von Muslimen angezündet worden, stellten sich später | |
als haltlos heraus. In den drei Tage dauernden Pogromen in Gujarat wurden | |
mehr als 1.000 Menschen getötet, die meisten waren Muslime. Laut dem | |
Sondergericht war der Angriff auf die Gulbarg-Siedlung nicht geplant. | |
Unter den Verurteilten ist auch Atul Vaid, ein bekannter Ayurveda-Heiler | |
und Mitglied einer rechtsradikalen Organisation, die unter anderem Angriffe | |
auf Kirchen in Indien verteidigt. Vaid erhielt eine Haftstrafe von sieben | |
Jahren. Das Gericht hörte mehr als 330 Zeugen. | |
Der [1][indische Ministerpräsident Narendra Modi] von der | |
hindunationalistischen Partei BJP war damals Regierungschef des | |
Bundesstaats Gujarat. Ihm wurde vorgeworfen, die antiislamische Stimmung | |
nach dem Zugbrand geschürt zu haben. Das Oberste Gericht sprach ihn 2012 | |
allerdings frei. | |
Etwa 80 Prozent aller 1,2 Milliarden Inder sind Hindus, doch das Land hat | |
auch eine beachtliche muslimische Minderheit, die rund 13 Prozent der | |
Bevölkerung ausmacht. Darüber hinaus gibt es Christen, Buddhisten, Jainis | |
und Sikhs. | |
17 Jun 2016 | |
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