# taz.de -- Kommentar Militärmanöver in Polen: Alle gegen Putin | |
> In Polen sind Bürgerwehren entstanden – das Land fühlt sich mit Russland | |
> alleingelassen. Ein Nato-Großmanöver soll nun eines schaffen: mehr | |
> Solidarität. | |
Bild: Eröffnungszeremonie der Anakonda-Mission am 6. Juni in Warschau | |
Zwar wecken die über Polens Straßen ratternden Panzer bei den meisten Polen | |
noch immer Erinnerungen an den Kriegszustand 1981 und an den Zweiten | |
Weltkrieg, als Deutsche und Sowjets von Ost und West das Land überfielen. | |
Doch diesmal bedrohen die Panzer Polen nicht. Im Gegenteil: [1][Beim | |
Großmanöver Anakonda 16 sollen 31.000 Soldaten aus 24 Nato- und | |
Partnerstaaten] zeigen, dass sie im Kriegsfall – egal wie groß oder klein | |
der Angriff ist – Polen in kürzester Zeit zu Hilfe kommen und verteidigen | |
können. | |
Das Manöver ist wichtig und richtig. Das Gefühl wachsender Unsicherheit | |
trotz einer Mitgliedschaft in der Nato verstärkten noch die | |
Meinungsumfragen bei Bürgern in den westlichen Nato-Staaten: Viele | |
antworteten auf die „Sollten wir den Polen, Litauern, Letten oder Esten zu | |
Hilfe kommen und sie verteidigen, wenn sie von Osten her überfallen | |
werden?“ mit einem klaren „Nein“. | |
Die Folge: in allen Ländern der Nato-Ostflanke entstanden bewaffnete | |
Bürgerwehren, die regelmäßig den Kampf gegen „grüne Männchen“ – frem… | |
Truppen ohne Hoheitsabzeichen wie im Ukraine-Krieg – üben. So ist es auch | |
kein Wunder, dass das Kriegsszenario für Anakonda 16 dem hybriden Krieg auf | |
der Krim und der anschließenden widerrechtlichen Annexion durch Russland | |
bis aufs Haar gleicht. | |
Dass der Kreml nicht übermäßig begeistert ist von Anakonda 16, sollte nicht | |
weiter verwundern, hält das Manöver ihm doch sehr genau den Spiegel vor. | |
Polens Truppenübungsplätze liegen fast alle im Westen des Landes und nicht | |
an der Grenze zum Kaliningrader Gebiet oder zu Belarus. Dort lässt übrigens | |
Moskau immer wieder seine Soldaten mit schwerem Gerät aufmarschieren. Nur | |
zu Übungszwecken, versteht sich. Aber in Sichtweite der Nato-Grenze. | |
Wer nicht will, dass an der Ostgrenze von EU und Nato durch eine der | |
zahlreichen russischen Provokationen oder eine Fehlreaktion ein hybrider | |
Krieg ausbricht, muss dieses Großmanöver gutheißen. Es baut Vertrauen bei | |
den Bündnispartnern auf. Ein Teil der Bürgerwehren wird zum ersten Mal | |
miteinbezogen in die Übungen, so dass zum einen Befehlsstrukturen klar | |
werden, zum anderen aber die Gefahr gebannt werden kann, die von zunächst | |
harmlos erscheinenden „kleinen Scharmützel“ für alle ausgehen kann. | |
7 Jun 2016 | |
## LINKS | |
[1] /Nato-Grossmanoever-Anakonda-in-Polen/!5311494/ | |
## AUTOREN | |
Gabriele Lesser | |
## TAGS | |
Polen | |
Nato | |
Russland | |
Militärmanöver | |
Polen | |
Polen | |
Nato | |
Nato | |
Polen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Proteste in Polen: Freiheit, Gleichheit und Demokratie! | |
Zehntausende gehen am Wochenende erneut gegen die nationalpopulistische | |
PiS-Regierung auf die Straße. Auch Ärzte und Lehrer marschieren mit. | |
Ost-West-Konfrontation in Polen: Keine Kippen aus Kaliningrad | |
Zwischen Polen und Kaliningrad gab es einen soliden Schwarzhandel. Dann kam | |
die große Politik. Nun ist nichts mehr wie zuvor. | |
Nato-Einsatz in Osteuropa: Vier Bataillone gegen Russland | |
Die Soldaten sollen in die Baltischen Staaten und Polen geschickt werden. | |
Die Truppenbewegung soll ein Signal gegen die Aggressionen Russlands | |
setzen. | |
Nato-Großmanöver „Anakonda“ in Polen: 31.000 Soldaten proben Krieg | |
Dienstag startete das Nato-Manöver „Anakonda“ in Polen. Die Übung zeige | |
„Verunsicherung“ von Osteuropäern wegen Russland, sagt Gernot Erler (SPD). | |
Paramilitärs in Polen: Beförderung für Hobbysoldaten | |
Aus Angst vor Russland formieren sich in Polen verstärkt Paramilitärs. Die | |
Regierung will Bürgerwehren nun zur offiziellen Unterstützung der Armee | |
ausbilden. |