# taz.de -- Geklaute Fahrräder: Ach du Schreck, das Rad ist weg | |
> Anfang Mai erzählten wir von einem geklauten Fahrrad. Viele | |
> taz-LeserInnen können da mitreden. Fünf ihrer Geschichten. | |
Bild: Dieses Fahrrad wurde geklaut und durch taz-Recherchen in Berlin-Staaken w… | |
## Drei, zwei, eins – wieder meins? | |
Es war an einem Morgen im Januar, als mein Crossrad im Wert von etwa 600 € | |
verschwunden war. Zwei Polizeibeamtinnen nahmen den Fall lustlos auf, | |
rauchten zwei Zigaretten und verschwanden wieder. | |
Ich wollte das Rad nicht aufgeben und durchsuchte intensiv diverse | |
Online-Handelsplattformen. Nach zwei Monaten fand ich auf Ebay ein Rad, das | |
meinem auffällig ähnlich sah – sicher machten mich zwei Kratzer auf dem | |
Oberrohr. Ich ging zur Polizei. Wenig motiviert erklärte mir ein Beamter, | |
der Artikelstandort in Köln stelle ein Problem dar: „Bis man da einen | |
Beschluss hat – muss man ja auch noch dorthin schicken – da vergehen, also | |
ich sag ma, mehrere Wochen!“ | |
Enttäuscht wollte ich abziehen und überlegte mir insgeheim, zum Fahrraddieb | |
umzuschulen – so intensiv wie die hier verfolgt wurden, mussten die ja den | |
ganzen Tag stinkreich und gelangweilt in der Sonne liegen. Doch ein | |
weiterer Polizist vom Nachbarschreibtisch war anderer Meinung: „Wenn wir | |
das jetzt dem Staatsanwalt übergeben, haben wir heute Nachmittag einen | |
Beschluss, faxen den nach Köln und der Fall könnte morgen erledigt sein.“ | |
Einen Tag vor Ende der Auktion erhielt ich dann von der Polizei einen | |
Anruf: Es sei nicht möglich, über Ebay den Namen und die Adresse des | |
Händlers zu erfahren. So entschloss ich mich, das Rad kurzerhand auf eigene | |
Faust zu ersteigern. Eine Woche später war die Sendung da, ich öffnete | |
nervös den Versandkarton und glich die Rahmennummer ab – was soll ich | |
sagen: Die Geschichte endet ganz unspektakulär damit, dass ich das falsche | |
Rad gekauft habe. | |
Cornelius Hempel, Halle | |
## Zweifach dumm gelaufen | |
Als Junge wohnte ich in einer Wohnsiedlung, wo der Kaminkehrer tatsächlich | |
noch mit einem uralten, schwarzen Fahrrad unterwegs war. Eines Tages fielen | |
zufällig zwei Termine zusammen: Als der Kaminkehrer seine Runde durch die | |
Siedlung machte, war gleichzeitig der jährliche Sperrmülltag. Der war für | |
uns Kinder jedes Mal wie Weihnachten – es gab immer etwas zu finden. | |
Dass der Kaminkehrer gerade in einem Haus zugange war, wussten wir nicht, | |
doch da stand plötzlich an einem Gartenzaun, ganz nah beim Sperrmüllhaufen, | |
jenes uralte, schwarze Fahrrad: Nur die Reifen samt Felge schienen uns ganz | |
akzeptabel. Diese waren schnell abmontiert und wir machten weiter unsere | |
Runde. | |
Der Kaminkehrer allerdings fand sein Rad bei seiner Rückkehr ohne Reifen | |
wieder, doch ein Nachbar hatte uns beobachtet. Nach wenigen Minuten – zu | |
Fuß – hatte der Kaminkehrer uns eingeholt und forderte seine Fahrradreifen | |
zurück. Natürlich händigten wir sie ihm wieder aus, es handelte sich ja | |
offenbar um einen Irrtum. Doch in der Zwischenzeit machte auch der | |
Müllwagen seine Runde, ausgestattet mit einer ziemlich starken Müllpresse. | |
Dass ein Fahrradrahmen ohne Reifen auch zum Sperrmüll gehörte, erschien den | |
Müllmännern als logisch. | |
So hatte am Ende der Kaminkehrer zwar seine zwei Reifen wieder, der Rest | |
seines Fahrrads war aber unwiederbringlich in der Presse des Müllwagens | |
zermalmt worden. | |
Thomas Breu, Obing | |
## Ups, da war ja was! | |
Ich wollte Freunde besuchen, die eine Stadt weiter wohnen. Um abends | |
schneller nach Hause zu kommen, dachte ich mir, ich fahre mit dem Fahrrad | |
zum Bahnhof. Als ich abends zurück kam, guckte ich dann aber auf den | |
Busplan und dachte mir, puh, da lauf ich lieber. Ich hatte ganz vergessen, | |
dass ich mit dem Rad zum Bahnhof gefahren war. | |
Also lief ich los, fand zufällig noch eine Sprühdose in meiner Jacke, | |
verschönerte die tristen Stromkästen und ging weiter. Als kurz darauf ein | |
Polizeiwagen vorbei kam, dachte ich mir nichts dabei – falsch gedacht. Die | |
Polizei hielt mich an und nahm mich mit aufs Revier. Dort fand der eifrige | |
Polizist auch noch Marihuana, worüber er sich scheinbar sehr freute. | |
Anschließend musste ich von meiner Mutter abgeholt werden, denn ich war | |
damals noch 17 Jahre. Sie übergaben uns alle meine Sachen, unter anderem | |
den Rad-Schlüssel. Ups, da war ja was! Am nächsten Tag wollte ich das | |
Fahrrad wieder vom Bahnhof abholen: Da war aber weit und breit nichts zu | |
sehen. Was für scheiß Tage! Gott sei Dank wurde dafür eine Versicherung | |
abgeschlossen und das Fahrrad ersetzt. | |
Tobias D., Köln | |
## Gefährliches Basteln | |
Mein Fahrraddieb musste kreativ werden: Wegen eines Unfalls stand mein | |
Fahrrad kaputt im Keller. Da muss es ja sicher sein, denke ich bis zu dem | |
Moment, in dem ich 15 offene Kellertüren mit 15 aufgebrochenen Schlössern | |
sehe. Ein Nachbar hatte die Tür zum Keller nicht verschlossen und die Diebe | |
haben alle Schlösser mit einem Hammer aufgeschlagen. | |
Zurück zu meinem demolierten Fahrrad. Scheinbar wollte der Dieb das vordere | |
Rad wechseln und klaute dafür Werkzeug aus der Werkzeugkiste, die im | |
Kellerabteil am Ende des Ganges stand. Eine Felge und ein Schlauch wurden | |
vom Fahrrad aus dem Abteil links neben meinem entwendet und an meinem | |
angebracht. Der Lenker – meiner war verbogen – wurde von einem BMX-Rad zwei | |
Abteile weiter ummontiert. Ich hatte ein Dirt Jumper, also ein großes, | |
schweres Rad mit dickeren Reifen und breitem Lenker. Der dreiste Dieb ist | |
aber in Gefahr: Denn ein Dirtbike mit einer Rennradfelge, einem schmalem | |
Reifen vorne und einem BMX-Lenker – das muss einfach schief gehen. | |
Spätestens, wenn man etwas schneller einen Bordstein hoch oder runterfährt, | |
müsste die Felge brechen. | |
Alexander K., Berlin | |
## Verflucht sollst du sein! | |
Ich hab nicht mitgezählt, aber mir wurden bestimmt schon 6 oder 7 Räder | |
geklaut. Die meisten waren einfache Drahtesel. Aber einmal hatte ich ein | |
richtig gutes Rad. Freunde hatten es mir gerade geschenkt, nach einer Woche | |
wurde es geklaut. Ich war so wütend, dass ich am Ort des Diebstahls einen | |
Zettel aufhängte: „Fahrraddieb, du sollst verflucht sein! Wenn du den Fluch | |
auflösen willst, gib mir mein Rad zurück!“ Darunter schrieb ich meine | |
Telefonnummer. | |
Am nächsten Tag rief mich eine schüchterne Frau an, sie habe sich in der | |
Nähe gerade ein Rad mitgenommen, das offensichtlich seit Monaten nicht mehr | |
benutzt worden war. Ob das mein Rad gewesen sei? Ob sie nun verflucht sei? | |
Da konnte ich sie beruhigen. Aber der Dieb, der steht immer noch unter | |
meinem Fluch. | |
Soheyla Sadr, Lübeck | |
21 May 2016 | |
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