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# taz.de -- Champions League im Frauenfußball: Favorisierte feine Füße
> Die deutsche Nationalspielerin Pauline Bremer spielt für Olympique Lyon.
> Nun möchte sie die Champions League gegen den VfL Wolfsburg gewinnen.
Bild: Pauline Bremer im Einsatz, hier beim Länderspiel Deutschland gegen Kroat…
Reggio Emilia taz | Bloß nicht noch einmal! Gewiss werden die Französinnen
alles unternehmen, um dieses Déjà-vu-Erlebnis zu vermeiden. Wieder ist der
VfL Wolfsburg Finalgegner. Neun Spielerinnen von Olympique Lyon werden
wieder dabei sein, die bereits vor drei Jahren auf dem Platz standen, als
man den Deutschen im Champions-League-Endspiel mit 0:1 unterlegen war.
Die Französinnen sind favorisiert. Wolfsburgs Trainer Ralf Kellermann, der
mit seinem Klub die Champions League in den letzten drei Jahren zweimal
gewann, erklärte dieser Tage, Lyon sei „das Maß aller Dinge“. Er wiederum
scheint an einem Déjà-vu-Erlebnis sehr interessiert zu sein.
Und doch hat sich so manches geändert vorm deutsch-französischen Duell in
der norditalienischen Kleinstadt Reggio Emilia (Eurosport, 18 Uhr). Seit
dieser Saison etwa spielt die deutsche Nationalspielerin Pauline Bremer in
Lyon mit. Die 20-Jährige berichtet, dass die Abwehrspielerinnen im Team
sich schon sehr für ihren Erfahrungsschatz als Bundesligaspielerin von
Turbine Potsdam interessieren. „Sie fragen mich nach den Stärken und
Besonderheiten der Wolfsburger Offensivspielerinnen.“
Man könnte das für selbstverständlich halten. Doch Kellermann plauderte
gerade aus, seine Spielerinnen Lara Dickenmann und Élise Bussaglia, die
mittlerweile von Lyon nach Wolfsburg gewechselt sind, hätten ihm gestanden,
man habe sich vor drei Jahren mit den Deutschen gar nicht genauer befasst.
## 7:0 gegen Paris St. Germain
Nachdem das französische Team die letzten beiden Jahre jeweils schon im
Achtelfinale ausgeschieden ist, ist das Gegnerstudium zur Pflicht geworden.
„Und durch die beiden international weniger erfolgreichen Jahre sind nun
die Erwartungen sehr groß“, berichtet Bremer.
Den nationalen Meistertitel hat man einfach schon zu oft gewonnen, als dass
ihm noch sonderliches Gewicht zugemessen würde. Vor wenigen Wochen hat man
zum zehnten Mal hintereinander die Meisterfeier ausgerichtet, und
Pokalsieger ist man auch wieder geworden. Nur mit einem
Champions-League-Titel kann diese Saison in besonderer Erinnerung bleiben.
Für Lyon könnte es zu einem Problem werden, dass man diese Spielzeit
bislang kaum gefordert war. „Die deutsche Liga ist sicherlich attraktiver,
weil die Leistungsdichte größer ist“, sagt Bremer. Lediglich Paris St.
Germain kann dem Serienmeister Paroli bieten. Im
Champions-League-Halbfinale war aber davon nichts zu sehen. Olympique Lyon
unterstrich beim 7:0-Erfolg im französischen Duell seine Vormachtstellung.
## Gute Rahmenbedingungen in Lyon
Erstmals trat man an der Heimstätte des Männerteams an – im neu gebauten
EM-Stadion vor 22.000 Zuschauern. „Wie im Rausch haben wir gespielt“,
erzählt Bremer. Es habe alles geklappt. Besonders angetan ist sie von den
Rahmenbedingungen in Lyon. Die Frauenabteilung genießt innerhalb des Klubs
eine große Anerkennung.
Die Nutzung der Infrastruktur des Männerprofiteams ist eine
Selbstverständlichkeit. Und der mächtige Vereinspatron Jean Michel Aulas
ist auch gern dabei, wenn das Frauenteam prominente Verstärkungen
präsentieren kann, so wie kürzlich bei der Vorstellung der deutschen
Nationalspielerin Dzenifer Marozsán, die im Sommer zu Olympique wechselt.
„Der Präsident legt großen Wert auf den Frauenfußball“, sagt Pauline
Bremer.
Der mangelnde Wettbewerb in der Liga wird für die U20-Weltmeisterin durch
das herausfordernde Training aufgewogen. Bremer: „Das Training hier ist auf
unglaublich hohem Niveau. Das Spieltempo und die Passgenauigkeit sind
extrem hoch.“ Im Kreise der feinfüßigen französischen Nationalspielerinnen
wie Louisa Necib, Camille Abily oder Eugénie Le Sommer hat sich auch Bremer
technisch verbessert, wie Bundestrainerin Silvia Neid kürzlich feststellte.
## Stürmerin als rechte Außenverteidigerin
Pauline Bremer bereut den frühen Wechsel ins Ausland nicht: „Hier kann ich
mich am besten weiterentwickeln.“ Ihr gefällt es gut in Lyon. Ihren Vertrag
hat sie vorzeitig bis 2018 verlängert.
Umgekehrt bereichert die Deutsche das jahrelang eingespielte Ensemble von
Lyon um eine andere Note. Trainer Gérard Precheur hat die gelernte
Stürmerin zur rechten Außenverteidigerin umgeschult. Nachdem sie anfangs
von Verletzungspech verfolgt war, kann sie sich mittlerweile auf dieser
Position immer wieder gewinnbringend durch ihre Schnelligkeit und ihren
großen Einsatzwillen in Szene setzen.
Das sind Eigenschaften, die heute in Reggio Emilia im Stadion Città del
Tricolore gefragt sein dürften. Pauline Bremer will die Favoritenrolle aber
nicht annehmen. Sie sagt: „Das wird ein sehr enges Spiel auf sehr hohem
Niveau.“
26 May 2016
## AUTOREN
Johannes Kopp
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