# taz.de -- Mordprozess nach 40 Jahren: Tochter belastet Mutter schwer | |
> Im Jahr 1974 soll eine Mutter ihren Sohn umgebracht haben. Erst jetzt | |
> steht die inzwischen 74-Jährige vor Gericht – und wird von ihrer Tochter | |
> schwer belastet. | |
Bild: Sie soll vor 40 Jahren ihren Sohn umgebracht haben: die Angeklagte beim P… | |
Neuruppin dpa | Im Prozess gegen eine 74-Jährige, die vor 42 Jahren ihren | |
Sohn getötet haben soll, hat ihre älteste Tochter die Mord-Theorie | |
gestützt. Deren jüngere Schwester hingegen sagte, sie gehe von inem Unfall | |
aus. „Niemand hat damals an einen Unfall geglaubt. Ich auch nicht. Dafür | |
waren die Umstände zu merkwürdig“, sagte die Ältere am Dienstag vor dem | |
Landgericht Neuruppin. „Ich bin zu 99 Prozent davon überzeugt, dass die Tat | |
geplant war“, betonte die heute 54 Jahre alte Frau. Ihre Mutter soll den | |
Achtjährigen 1974 in Schwedt (Oder) getötet haben. Die Angeklagte lebt | |
heute in Göttingen in Niedersachsen. | |
Die Anklage wirft der Frau vor, ihren schlafenden Sohn Mario damals nachts | |
in die Küche getragen und dann in die Nähe des Gasherds gelegt zu haben. | |
Der Junge soll Kohlenmonoxid eingeatmet haben, danach soll sie das | |
bewusstlose Kind zum Sterben in sein Bett gebracht haben. Der Notarzt von | |
damals bestätigte vor Gericht seinen Verdacht, dass Mario 1974 auf nicht | |
natürliche Weise ums Leben kam. | |
Dass es überhaupt zu dem Verfahren gekommen ist, geht auf eine anonyme | |
Strafanzeige zurück. Die älteste Tochter Carmen stritt im Zeugenstand ab, | |
Verfasserin dieses Hinweises zu sein. | |
„Ich glaube, dass es Carmen war. Sie wollte immer nur Geld“, erklärte die | |
jüngste Tochter der Angeklagten, Martina, und spielte auf erbrechtliche | |
Streitigkeiten an. Jahrzehnte lang habe „Funkstille“ zwischen der ältesten | |
Tochter und der Mutter geherrscht. Dann habe Carmen per Brief plötzlich auf | |
der vorzeitigen Auszahlung des Pflichtteils bestanden, erinnerte sich die | |
heute 45-Jährige. „Ich jedenfalls habe das als Unfall in Erinnerung“, sagte | |
sie. | |
Die älteste Tochter bestätigte, dass sie 2006/07 ihren Pflichtteil | |
eingefordert habe. „Ich wollte mit diesem Schritt ein für alle Mal mit dem | |
Thema einen Schlussstrich ziehen“, erklärte sie. Ihre Mutter habe sie | |
damals wie einen „Haushaltsgegenstand“ behandelt. Es habe immer wieder | |
Schläge mit einem Gürtel gesetzt. Die Mutter habe sich nicht um ihre Kinder | |
gekümmert und sie sei als Älteste in der Pflicht gewesen, dies zu | |
übernehmen. „Kinder haben nicht in ihre Lebensplanung gepasst“, sagte die | |
54-Jährige. Zwei Jahre nach dem Tod ihres Bruders habe die Mutter sie zum | |
Vater „abgeschoben“. | |
Am Mittwoch wird der Prozess fortgesetzt. | |
10 May 2016 | |
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