# taz.de -- Kolumne #Waterloo in Stockholm 3: Die rumänische Lücke | |
> Der rumänische Sender TVR wird vom ESC ausgeschlossen, weil er seit | |
> Jahren keine Gebühren bezahlt hat. Und nicht nur der ESC wird nicht | |
> übertragen. | |
Bild: So hätte es aussehen können | |
Der offizielle Plan für den heutigen Samstag und siebten Tag der Proben zum | |
Eurovision Song Contest enthält dieses Land noch. Um 17:30 Uhr sollte | |
Ovidiu Anton, der rumänische Kandidat für den ESC, [1][auf der Bühne des | |
Globen] stehen. Aber er ist gar nicht erst angereist. Denn am 22. April | |
teilte die European Broadcasting Union, Veranstalterin des Festivals, mit, | |
der rumänische Sender TVR werde ausgeschlossen, weil er seit Jahren keine | |
Gebühren bezahlt habe und selbst nach mehrmaliger Aufforderung nicht bereit | |
gewesen sei, die Schulden zu begleichen. TVR klagte nach dieser | |
Entscheidung, die rumänische Regierung habe einfach keine Bürgschaft | |
einlegen wollen. | |
Nicht nur der ESC wird nicht in diesem EU-Land übertragen – weder das | |
zweite Semifinale am kommenden Donnerstag, über das sich das Land überhaupt | |
erst für das Finale am 14. Mai hätte qualifizieren müssen –, auch die | |
Olympische Sommerspiele in Rio de Janeiro und demnächst die Fußball-EM der | |
Männer in Frankreich: TVR bekommt keinen Programmzufluss mehr über die EBU | |
(die die Veranstaltungen für die öffentlich-rechtlichen Sender in Lizenz | |
‚eingekauft‘ hat). | |
In ästhetischer Hinsicht wäre das Lied des Rumänen Ovidiu Anton ein | |
weiteres Perlchen in der Kette bombastischer Inszenierungen gewesen: | |
„Moments of Silence“ hätte eine gute Chance gehabt, im Finale in einer | |
Woche dabei zu sein. Aber genau das wollte die EBU nicht riskieren, wie es | |
aus der Genfer Zentrale des TV-Netzwerks heißt. Denn wer gewinnt, muss im | |
nächsten Jahr die Chose ausrichten: Das wäre im ja durchaus auf | |
Korruptionssümpfen gründenden Bukarest eine unsichere Sache gewesen. Wenn | |
die Regierung schon nicht geradestehen will für ein paar Sport- und | |
Showlizenzen – wie würde sie das erst ablehnen, gewänne Rumänien? 24 | |
Millionen Euro als Gesamtkosten: kein Pappenstiel in diesem EU-Land. | |
Wobei: In der EBU ist man ziemlich froh, dass in den vergangenen 22 Jahren | |
– seitdem frühere Ostblockländer beim ESC mitmachen – niemand von den arm… | |
Sendern des Ostens gewinnen konnte. (Von Russland 2009 und der Ukraine 2005 | |
abgesehen, die hatten aber die finanziellen Mittel durch oligarchisches | |
Unter-die-Arme-greifen.) Also kein Moldawien, kein Mazedonien und auch kein | |
Albanien, von Armenien und Georgien ohnehin abgesehen: Sie alle könnten nur | |
mit EU-Bürgschaften (ja, die EU ist gern solidarisch, auch wenn das im | |
Hinblick auf die kleinen osteuropäischen Länder eine durchaus einseitige | |
Sache ist) die Show ausrichten, weil das eigene Staatsbudget nicht | |
gesprengt werden soll. | |
Die Lücke im heutigen Probenplan bleibt einfach bestehen. Die | |
Techniker*innen und Bühnenarbeiter*innen können einfach mal eine halbe | |
Stunde länger Pause machen. Das lohnt sich bestimmt: In Stockholm ist seit | |
einer Woche bestes, warmes Frühlingswetter. | |
7 May 2016 | |
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## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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