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# taz.de -- Viertelfinale der Europa League: Dortmund's going home
> In einem denkwürdigen Viertelfinalspiel schlägt Jürgen Klopps neuer
> Verein FC Liverpool seinen alten. Der BVB verliert 4:3 – dabei fing alles
> so gut an.
Bild: Guter Start: Doch trotz anfänglicher Führung kassiert der BVB am Ende e…
LIVERPOOL dpa | Jürgen Klopp klatschte seine Helden von der Anfield Road
ab, die Liverpooler Fans sangen inbrünstig die Kult-Hymne „You'll never
walk alone“. Die Spieler von Borussia Dortmund standen dagegen wie
bedröppelt auf dem Rasen und konnten es kaum fassen. In einer denkwürdigen
Nacht ist der BVB vom FC Liverpool und Ex-Trainer Klopp aus allen Träumen
gerissen worden.
Trotz einer 2:0- und 3:1-Führung kassierte die Elf von Trainer Thomas
Tuchel am Donnerstag noch eine 3:4 (2:0)-Niederlage bei den Reds und
verpasste damit das Halbfinale der Europa League. Klopp darf dagegen nach
dem Triumph gegen seine „alte Liebe“ weiter auf seinen ersten Titelgewinn
mit dem englischen Traditionsverein in seiner Premieren-Saison hoffen.
„Das war große Leidenschaft gegen einen bärenstarken Gegner“, sagte Klopp
und lobte seine Mannschaft: „Wir haben das von Anfang an ganz gut gemacht –
am Ende hatten wir das bessere Ende für uns.“ In der Halbzeitpause hat er
seinen Jungs ein paar Spielszenen gezeigt und das Team angespornt: „Wir
wollen und müssen Charakter zeigen!“
Klopps Dortmunder Nachfolger Thomas Tuchel war dagegen restlos enttäuscht.
„Wir sind sehr leer. Es fühlt sich an, so wie es ist. Wir standen vor einem
großen Ziel, vor einem Meilenstein. Wir haben es aber nicht geschafft. Wir
müssen fair zugeben, dass wir nach dem 3:1 nicht mehr damit klargekommen
sind, wie Liverpool mit großem Risiko gespielt hat“, sagte Tuchel und
Nationalspieler Marco Reus haderte: „Das ist extrem bitter und schwer in
Worte zu fassen. Wir haben gut angefangen und zwei Tore vorgelegt. Wir
dürfen hier keine vier Tore in der zweiten Halbzeit kassieren. Wir müssen
uns selbst hinterfragen, wie man so ein Spiel noch aus der Hand geben
kann.“
## Die Liverpooler Aufholjagd
Der deutsche Nationalspieler Emre Can war auf Liverpooler überglücklich.
„So einen Abend erlebt man nicht oft. Ich bin einfach nur stolz, Teil
dieser Mannschaft zu sein. Fans, Trainer, Spieler – jeder von uns hat noch
daran geglaubt.“
Dejan Lovren (90.+1) krönte in einem völlig verrückten Spiel mit seinem
Treffer in der Nachspielzeit die Liverpooler Aufholjagd. Zuvor hatten
Henrich Mchitarjan (5.), Pierre-Emerick Aubameyang (9.) und Marco Reus
(57.) vor 45.000 Zuschauern den BVB bereits mit 2:0 und 3:1 in Führung
gebracht, doch Liverpool kam durch Divock Origi (48.), Coutinho (66.),
Mamadou Sakho (78.) noch zurück. Damit kassierte der BVB im 19.
Pflichtspiel im Jahr 2016 die erste Niederlage. Zugleich bleiben deutsche
Mannschaften an der Merseyside weiter ohne Sieg. Wer im Halbfinale (28.
April und 5. Mai) Gegner von Liverpool ist, entscheidet sich am Freitag
(12.00 Uhr) bei der Auslosung in Nyon.
„Borussia Dortmund kann überall auf der Welt zwei Tore schießen“, hatte
Klopp noch vor dem emotionalen Duell mit seiner „alten Liebe“ gewarnt. Dass
er bereits nach neun Minuten auf schmerzliche Weise bestätigt wird, hätte
der Coach aber wohl kaum für möglich gehalten.
Doch sein Ex-Klub übernahm von Beginn an die Initiative, kombinierte
schnell und mit hoher Präzision nach vorne. Die Belohnung folgte schon in
der fünften Minute: Nach einem Liverpooler Ballverlust ging es ganz
schnell. Über Shinji Kagawa und Gonzalo Castro gelangte der Ball zu
Aubameyang, der aus kurzer Entfernung an Keeper Simon Mignolet scheiterte,
den Abpraller drückte aber Mchitarjan über die Linie.
## Nach der Horror-Viertelstunde
Und es ging weiter nur in eine Richtung, Liverpool wirkte in der
Anfangsphase geradezu geschockt. Das nutzte der BVB eiskalt aus. Nach einer
starken Balleroberung ließ Reus mehrere Liverpooler Spieler stehen und
setzte mit einem Traumpass Aubameyang in Szene, der aus halbrechter
Position zum 2:0 traf. Klopp registrierte den Nackenschlag mit
versteinerter Miene, während neben ihm Tuchel Luftsprünge fabrizierte.
Beide Trainer mussten sich eine Coaching-Zone teilen.
Tuchels Taktik mit einer offensiven Ausrichtung war voll aufgegangen.
Nachdem er seine Stars beim Revierderby noch geschont hatte, veränderte er
seine Elf auf acht Positionen. Mit Kagawa und Castro wählte er die
offensivere Variante, für den nach einer Fußprellung genesenen Ilkay
Gündogan reichte es wie auf Schalke (2:2) zunächst nur für die Bank.
Die Reds gaben sich nach der Horror-Viertelstunde aber keineswegs auf und
meldeten sich zurück. Im Abschluss haperte es jedoch. Divock Origi (17. und
25.) sowie Alberto Moreno mit einem Volleyschuss (18.) und der
Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino per Kopf (27.) vergaben gute Chancen.
Es entwickelte sich ein hochklassiges Spiel mit packenden Szenen und vielen
Torchancen. Auch die Dortmunder blieben bei ihren Kontern stets gefährlich,
allein Aubameyang hatten noch im ersten Durchgang drei große Chancen (26.,
31. und 36.).
Schon Minuten vor dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit schickte Klopp
seine Mannschaft zurück aufs Feld. Und seine Spieler waren gleich hellwach.
Nach Zuspiel von Emre Can war Origi frei durch und sorgte für den so
dringend benötigten Anschlusstreffer. Doch die Hoffnung währte keine zehn
Minuten. Mats Hummels bediente mit einem genialen Pass Reus, der den
Zwei-Tore-Abstand wiederherstellte. Liverpool gab sich aber auch da nicht
geschlagen und machte es dank der Treffer von Coutinho und Sakho wieder
spannend. Es entwickelte sich eine irre Schlussphase, in der Lovren in der
Nachspielzeit das goldene Tor glückte.
Bevor der Showdown begonnen hatte, war es in Anfield aber ganz still
geworden. Vor der Partie gab es eine Schweigeminute für die 96 Opfer der
Hillsborough-Tragödie in Sheffield, die sich am Freitag zum 27. Mal jährt.
15 Apr 2016
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