# taz.de -- Wahlen in Peru: Wahl mit Vaterkomplex | |
> In Umfragen vor der Präsidentschaftswahl am Sonntag führt Keiko Fujimori. | |
> Gegen die Tochter des Expräsidenten demonstrieren Zehntausende. | |
Bild: „No olvidamos“, „Wir vergessen nicht“: Proteste gegen die Präsid… | |
Buenos Aires taz | „Keiko no va – Keiko schafft’s nicht“, skandierten am | |
Dienstag landesweit mehrere Zehntausend PeruanerInnen. Sie protestierten | |
nicht nur gegen die Präsidentschaftskandidatin Keiko Fujimori, sondern | |
erinnerten auch an den 5. April 1992. An dem Tag löste ihr Vater, der | |
damaliger Präsident Alberto Fujimori (1990–2000), mit Hilfe der Militärs | |
den Kongress auf und machte sich zum Alleinherrscher. | |
Am kommenden Sonntag wird in Peru das Parlament neu gewählt und darüber | |
abgestimmt, wer Ollanta Humala auf dem Präsidentenstuhl folgen soll. Von | |
den zehn KandidatInnen dürfte keineR im ersten Wahlgang den Sprung über die | |
50-Prozent-Marke schaffen, entschieden wird, wer in die Stichwahl am 5. | |
Juni einzieht | |
In den Umfragen liegt Fujimori mit etwas unter 40 Prozent der Stimmen ganz | |
oben. Doch schon einmal, im Juni 2011, war sie [1][im zweiten Wahlgang | |
knapp gescheitert]. Damals verhalfen die Stimmen aus dem | |
Anti-Fujimori-Lager dem Linksnationalisten Humala zum Sieg. | |
Schon damals [2][saß der Vater im Gefängnis]. Alberto Fujimori verbüßt eine | |
25-jährige Haftstrafe wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption. | |
Seine Tochter steht bis heute unter dem Verdacht, ihre erste Handlung als | |
Präsidentin könnte die Unterzeichnung seiner Begnadigung sein. | |
## Demokratie und Menschenrechte? | |
Wie tief Keikos Furcht vor einer Duplizität der Ereignisse sitzt, zeigte | |
sie während der Fernsehdebatte der PräsidentschaftskandidatInnen | |
vergangenen Sonntag. In einer Erklärung, vor laufender Kamera verlesen und | |
unterschrieben, verpflichtete sie sich allen Ernstes zur Einhaltung der | |
demokratischen Ordnung, zur Achtung der Menschenrechte, zur Meinungs- und | |
Pressefreiheit und dass es mit ihr keinen 5. April geben werde. | |
Ebenso versprach sie, sich für eine Wiedergutmachung bei den von der | |
Zwangssterilisation betroffenen Frauen einzusetzen. Dieses grausame Kapitel | |
der Fujimori-Regierung war Ende März wieder in den Schlagzeilen, nachdem | |
ein Arzt erstmals öffentlich zugab, im Auftrag des damaligen | |
Gesundheitsministeriums täglich bis zu 25 Sterilisationen vorgenommen zu | |
haben. Unter dem unverfänglichen Titel „Nationales Programm für | |
reproduktive Gesundheit und Familienplanung“ wurden von 1996 bis 2000 bis | |
zu 300.000 arme und indigene Frauen zwangssterilisiert. | |
## Das Rennen um Platz zwei | |
Spannung verspricht der Wahlsonntag bei der Entscheidung über die oder den | |
ZweitplatzierteN. Noch vor wenigen Wochen hatte Verónika Mendoza chancenlos | |
auf den hinteren Plätzen gelegen. Kurz vor der Wahl liegt die 35-jährige | |
Kandidatin der linken Frente Amplio nur noch hauchdünn hinter dem | |
77-jährigen Pedro Pablo Kuczynski. Beide pendeln um die 15-Prozent-Marke | |
und sind nicht nur wegen ihres Alters und Geschlechts eine echte | |
Alternative. | |
PPK, wie er genannt wird, war unter dem früheren Präsidenten Alejandro | |
Toledo Wirtschafts- und Finanzminister sowie Ministerpräsident, mehrfach | |
Direktor bei Banken und Öl- und Gasfirmen und ist ein ausgesprochener | |
Lobbyist der Bergbauindustrie. Mit ihm, ebenso wie mit Keiko Fujimori, ist | |
keine Änderung des neoliberalen Wirtschaftsmodells zu erwarten, das sich | |
vor allem auf die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen stützt. | |
Ganz anders die Kandidatin der [3][Frente Amplio], einem Bündnis von | |
kleinen Linksparteien, Gewerkschaftsgruppen, indigenen Gemeinschaften, | |
Kleinbauernvereinigungen, feministischen Gruppen und Jugendorganisationen. | |
2011 hatte Verónika Mendoza dazu beigetragen, dass ihr Hoffnungsträger | |
Ollanta Humala gewinnt, kandidierte für den Kongress und schaffte den | |
Einzug ins Parlament. Im Juni 2012 verließ sie frustriert seine Partei und | |
trat der im selben Jahr gegründeten Frente Amplio bei. Als einzige | |
aussichtsreiche Kandidatin verspricht sie eine Neuverhandlung der Verträge | |
und Konzessionen bei Bergbau, Öl und Gas. | |
6 Apr 2016 | |
## LINKS | |
[1] /Praesidentschaftswahl-in-Peru/!5119187/ | |
[2] /Peruanischer-Ex-Praesident/!5024329/ | |
[3] http://frenteamplioperu.blogspot.de/ | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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