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# taz.de -- Kongo-Brazzaville nach der Wahl: Angriff von „Terroristen“ abge…
> Präsident Denis Sassou-Nguesso sichert den umstrittenen Wahlsieg mit
> Hilfe der Armee. In der Hauptstadt fliehen Tausende aus den
> Oppositionsvierteln.
Bild: Spuren nächtlicher Gewalt in der Hauptstadt Brazzaville am Montag morgen
Berlin taz | Mit einer massiven Machtdemonstration versucht der frisch
wiedergewählte Präsident der Republik Kongo (Kongo-Brazzaville), Denis
Sassou-Nguesso, jeden Protest gegen seinen Verbleib an der Staatsspitze im
Keim zu ersticken.
Armeeeinheiten sicherten am Dienstagfrüh die Hauptstraßen der als
Oppositionshochburgen geltenden südlichen Viertel der Hauptstadt
Brazzaville, wo es am Montag heftige Kämpfe mit unidentifizierten
Bewaffneten gegeben hatte. Soldaten kontrollierten Fahrzeuge und Passanten.
Tausende Menschen fliehen aus diesen Vierteln.
Gegen 2 Uhr am frühen Montagmorgen war der Stadtteil Makélékélé unter
schweres Gewehrfeuer gekommen, das bis zum Morgengrauen anhielt und sich im
Laufe des Tages immer wieder sporadisch fortsetzte.
Nach Regierungsangaben griffen „Terroristen“ einer früheren
Bürgerkriegsmiliz namens „Ninja“, die den Süden Brazzavilles „infiltrie…
hätten, systematisch staatliche und militärische Einrichtungen an. Die
Situation sei unter Kontrolle, der Angriff zurückgeschlagen.
## Inszenierung der Staatsmacht?
Andere Quellen bezweifeln jedoch einen Angriff und sprechen von einer
Inszenierung der Staatsmacht pünktlich zu der für Montagnachmittag
angesetzten Bestätigung des Wahlsieges von Sassou-Nguesso durch das
Verfassungsgericht beim Wahlgang vom 20. März. Diesen hat der Amtsinhaber
nach offiziellen Angaben mit etwas über 60 Prozent gewonnen.
Unabhängigen Medien zufolge wurden mehrere öffentliche Gebäude durch
Brandsätze beschädigt. Der wichtigste Oppositionsführer Brice Parfait
Kolélas, der im Süden Brazzavilles lebt und bei den Wahlen Zweiter wurde,
machte am Montagabend die Regierung für die Gewalt verantwortlich, ohne
komplett auszuschießen, dass es auch Gewalt seitens der Opposition gegeben
haben könnte: Angesichts ständiger Übergriffe der Sicherheitskräfte im
Süden Brazzavilles „gibt es nur einen Verantwortlichen: die Regierung, die
die Zeichen nicht zu deuten weiß“, erklärte er.
Dass Kolélas diese Erklärung als abfotografierten handschriftlichen Zettel
verbreiten musste, deutet auf Probleme hin.
## Mindestens 10.000 Schutzsuchende
Die Vorfälle machen besonders Angst, weil vor knapp zwanzig Jahren Tausende
Menschen in Brazzaville bei einer Eskalation ähnlicher Kämpfe gestorben
waren. 1997 war Sassou-Nguesso im Begriff, den gewählten Präsidenten Pascal
Lissouba zu stürzen und mit Gewalt zurück an die Macht zu kehren, die er
bereits 1979 bis 1993 als Diktator ausgeübt hatte.
Brazzavilles südliche Viertel waren damals monatelang Kriegsschauplatz
zwischen Sassous Soldaten und den Ninja-Milizen von Bernard Kolélas, Vater
des heutigen Oppositionsführers. Der Krieg endete mit Sassous Sieg.
Einen neuen Krieg will niemand. So flohen am Montagabend Tausende Menschen
aus den betroffenen Vierteln an sichere Orte, um befürchteten Razzien oder
neuen Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Allein die Heilsarmee verzeichnete auf
ihrem Gelände in Brazzaville 10.000 Schutzsuchende.
5 Apr 2016
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Kongo
Denis Sassou-Nguesso
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