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# taz.de -- Kommentar Rabbiner-Erlass: Fatwa vom Chef des Zentralrats
> Studenten des Rabbiner-Kollegs müssen öffentliche Äußerungen mit der
> Pressestelle klären. Doch Streit über die Auslegung der Religion sollte
> möglich sein.
Bild: Walter Homolka, Kollegschef, bei einem Gottesdienst zur Ordination des ne…
Wenn es darum geht, Mohammed-Karikaturen abzudrucken oder den türkischen
Präsidenten zu verspotten, dann kann manchen die Meinungsfreiheit in
Deutschland gar nicht weit genug gehen. Dabei erfordert das hierzulande
keinen besonderen Mut. Aber wenn es darum geht, die Meinungsfreiheit auch
im Alltag zu verteidigen, dann sieht es plötzlich ganz anders aus. Dann ist
von all jenen, die gerne von Meinungsfreiheit als „westlichem Wert“
schwadronieren, oft nicht mehr viel zu hören.
Der Zentralrat der Juden möchte allen Studenten, die sich in Deutschland
zum Rabbiner ausbilden lassen wollen, einen Maulkorb auferlegen. So muss
man die Auflage des von ihm finanzierten Rabbiner-Kollegs verstehen, dessen
Studenten jede (!) öffentliche Äußerung mit der Pressestelle abstimmen
sollen. Schon gar nicht sollen sie, wie es der angehende Rabbiner Armin
Langer aus Berlin getan hat, dem Zentralrat öffentlich widersprechen. An
ihm wird deshalb jetzt ein Exempel statuiert: Langer wird von der
Rabbiner-Prüfung ausgeschlossen, was ihm den Beruf unmöglich machen soll.
Die Empörung darüber hält sich bislang in Grenzen.
Keine Frage: Langers Kommentar, der im November an dieser Stelle erschienen
ist, war respektlos und böse. Aber so scharfe Kritik in der Sache muss in
einer freien Gesellschaft möglich sein. Und über die Auslegung und die
ethische Orientierung einer Religion darf, ja muss gestritten werden
können. Eine Religionsgemeinschaft ist schließlich keine Firma, in der nur
der Chef das letzte Wort hat.
Schade, dass der Zentralratsvorsitzende Josef Schuster sein Amt offenbar so
versteht. Er reagiert wie ein unsouveräner Autokrat, der sich durch Kritik
in der Sache persönlich beleidigt fühlt – oder wie ein Mullah, der Kritiker
per Fatwa kaltstellen will. Die Frage ist deshalb, ob Schuster für das Amt
des Vorsitzenden geeignet ist. Das nötige Fingerspitzengefühl in Sachen
Meinungsvielfalt fehlt ihm offenbar.
4 Apr 2016
## AUTOREN
Daniel Bax
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