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# taz.de -- Die Wahrheit: Die Dildo-Flagge
> Neues aus Neuseeland: Am höchsten Feiertag im Land der langen weißen
> Wolke eignet sich ein Gummipenis am besten als Wurfgeschoss.
Bild: Kaufte die Schulden der kleinen Leute und zahlte dafür vergleichsweise w…
Diese Woche gab’s Musik, Reden und Tränen: Das schwere Erdbeben, das meine
Stadt in Schutt und Trümmer gelegt hatte, jährte sich am Montag zum fünften
Mal. Ein großes Trauma für dieses kleine Land. Aber was, zum Taniwha
(Maori-Wassermonster), schreibt man da bitte Lustiges drüber?
Ranginui (Vater Himmel) sei Dank gibt es die beherzte Krankenschwester
Julie Butler. Die hat nicht nur damals, am 22. Februar 2011, während der
Katastrophe in Christchurch zugegriffen und dafür eine Auszeichnung als
Helferin in der Not bekommen. Butler hat uns auch kürzlich wieder Momente
großer Freude geschenkt. Diesmal mit einem Gummipenis.
Am 6. Februar war Waitangi Day, der höchste Feiertag im Lande. Bei den
Politikerempfängen in Waitangi – der bedeutsame Ort, wo 1840 das Abkommen
über Landrechte und politische Mitbestimmung zwischen den englischen
Kolonialisten und Neuseelands Ersteinwohnern unterzeichnet wurde – gehört
ein bisschen Krawall zur guten maorischen Tradition. Es wurden dort bereits
Flaggen angepinkelt, nackte Hintern präsentiert, Eier und Tomaten
geschmissen. Denn das Abkommen wurde nicht immer eins a umgesetzt. Protest
muss sein.
Neu war jedoch, was dort dieses Jahr dem konservativen
Wirtschaftsentwicklungsminister Steven Joyce ins Gesicht flog: Ein
Sexspielzeug prallte aus der Menge auf des Politikers Nase, geworfen von
der wütenden Julie Butler. Die wehrte sich, wie so viele im Lande, gegen
die an dem Tag anstehende Unterzeichnung des Transpazifischen
Partnerschaftsabkommens (TPPA). „Das ist dafür, dass ihr unsere
Souveränität vergewaltigt!“, rief Butler. Zuvor hatten sich Maori-Vertreter
gegen das TPPA gewehrt und sogar die englische Queen um Intervention
gebeten. Vergeblich.
Als Steven Joyce später die Fernsehbilder von der Dildo-Attacke sah,
seufzte er auf Twitter auf: „Lasst uns das GIF an John Oliver schicken und
es hinter uns bringen …“ Getwittert, getan. Auf einen solchen Leckerbissen
hatte der US-Komiker bereits gewartet. John Oliver und die Kiwis: Das hat
eine lange humoristische Tradition. Zuletzt nahm sich der Satiriker unsere
unwürdige Flaggendebatte vor. Und jetzt: „Dildogate“! Im TV-Studio von
„Last Week Tonight“ wurde gejuchzt, gewerkelt und gefeixt. Man bastelte
sogar tanzende Riesendildos für die Kulisse. Eine Woche später schwenkte
niemand Geringeres als Peter Jackson vor der Kamera eine neue Flagge für
unser Land. Darauf sieht man neben dem Union Jack das Konterfei des
Ministers und besagten pinken Pimmel.
John Oliver hatte ganze Arbeit geleistet; die halbe Welt schaute ihm
glucksend zu. „Abstoßend“ nannte dagegen Premierminister John Key das
Penis-Prozedere. Und auch Julie Butler war mit der Darstellung in den
Medien nicht ganz einverstanden. Ihr Wurfobjekt sei gar kein Dildo gewesen,
sondern nur ein Quietschegummiteil, betonte sie. Sie demonstrierte es –
quiek, quiek – in einem eigens dafür produzierten Videoclip. Weiter so mit
den guten Taten!
25 Feb 2016
## AUTOREN
Anke Richter
## TAGS
Neuseeland
Dildo
John Oliver
Schulden
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Hundekot
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