# taz.de -- Klimaziele in den Sternen: Ernüchternde Bilanz | |
> Depu-Diskussion über Bremens CO2-Emissionen: 7,4 Prozent wurden 2013 | |
> gespart – viel zu wenig. | |
Bild: Verpuffungen verhageln die Klimabilanz ganz besonders: hier in Bremen-Has… | |
BREMEN taz | Drücken wir es positiv aus: Bremen schleudert nicht mehr so | |
viel CO2 in die Luft wie noch 1990. Genau 7,4 Prozent weniger waren es im | |
Land im Jahr 2013, für das die aktuellste Bilanz vorliegt. Und Bremerhaven | |
spart mit 10,4 Prozent noch etwas mehr als Bremen-Stadt mit 6,9 Prozent. | |
Das geht aus dem Bericht zur „Entwicklung der CO2-Emissionen im Land | |
Bremen“ hervor, der heute in der Umweltdeputation debattiert wird. | |
Demnach hat Bremen 2013 „nur“ noch mit 6.366.000 Tonnen CO2 die Luft | |
verpestet, 507.000 Tonnen weniger als noch 23 Jahre zuvor. Zumindest, wenn | |
man die Stahlwerke herausrechnet – und das werden sie, in allen | |
Vergleichsbilanzen. Denn die machen allein fast eben soviel an | |
C02-Emissionen aus, wie der Rest des Landes. Ob Verbraucher also ihren | |
Balkon mit Toastern heizen, würde mit den Stahlwerken in der Bilanz wenig | |
zu Buche schlagen. | |
Sie bleiben also Außen vor. Auch dann jedoch ist Bremen, um es nun negativ | |
zu betrachten, sehr weit entfernt vom selbst gesteckten Ziel, bis 2020 | |
insgesamt 40 Prozent an CO2-Emmissionen einzusparen. So aber ist es | |
festgelegt, zuletzt im Bremischen Klimaschutz- und Energiegesetz vom März | |
2015. Die schlechte Bilanz liegt vor allem am verarbeitenden Gewerbe: Deren | |
CO2-Ausstoß ist zu 1990 sogar um 17,8 Prozent gestiegen. Beim Verkehr | |
hingegen gingen die Emissionen um 14,7 Prozent zurück. | |
Dass das alles noch nicht reicht, steht auch im Bericht: „In Anbetracht der | |
vorliegenden Ergebnisse ist absehbar, dass das CO2-Minderungsziel für den | |
Zeitraum bis 2020 im Falle einer Fortsetzung der bisherigen | |
Emissionsentwicklung deutlich verfehlt würde.“ | |
Deutliche Kritik kommt daher von der Linkspartei. Deren umweltpolitischer | |
Sprecher, Nelson Janßen, nennt die Zahlen „alarmierend“. Im Vergleich zum | |
Bund weise Bremen eine deutlich schlechtere CO2-Effizienz bei der | |
Stromerzeugung auf, der Anteil Erneuerbarer Energieträger liege unter dem | |
Durchschnitt. Er fordert, Bremen müsse sich auf Bundesebene, aber auch in | |
Gesprächen mit der SWB mehr um den Ausstieg aus der Kohlekraft bemühen. | |
SWB-Sprecher Christoph Brinkmann erklärt, dass die Abschreibung von | |
Kohlekraftwerken auf 40 Jahre angelegt sei. Derzeit seien sie durch | |
günstige C02-Zertifikate zudem rentabler als etwa das Gaskraftwerk, das | |
dieses Jahr den Betrieb aufnimmt. | |
Derzeit sind in Bremen drei Kohlekraftwerke in Betrieb. Ein weiteres | |
befindet sich seit 2014 in der sogenannten „Kältereserve“ – ein Faktor, … | |
sich erst in Bremens nächstem CO2-Bericht niederschlagen wird. | |
Die schärfste Kritik an der vorgelegten Klimabilanz kommt vom BUND: Der | |
Umweltverband sprach von einem „klimapolitischen Offenbahrungseid“ Bremens. | |
Es mangele an den notwendigen Anstrengungen. Angeführt wird vom BUND unter | |
anderem, dass sich das Jahresbudget der Bremer Klimaschutzagentur halbiert | |
habe und das Bremer Wärmeschutzprogramm gestrichen worden seien. Letzteres | |
allerdings stimmt nicht: Mit einer Million Euro ist das Programm auch für | |
den kommenden Haushalt eingebucht. | |
Jens Tittmann, Sprecher des Umweltsenators, betont Bremens Anstrengungen | |
für den Klimaschutz: Bremen leiste unter anderem viel im Bereich der | |
Windenergie, ein positiver Beitrag, der durch den Standort der Windmühlen | |
aber nicht in Bremens CO2-Bilanz zu Buche schlage. | |
10 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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