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# taz.de -- Terrorwarnung in München: Ermitteln nach dem Nicht-Anschlag
> Nach der Terrorwarnung in München mag die Polizei nicht von einem
> Fehlalarm sprechen. Offen ist noch, ob es die Verdächtigen überhaupt
> gibt.
Bild: Gespenstische Silvesterstimmung: Polizeiautos am Hauptbahnhof.
MÜNCHEN taz | München leuchtete – wie jedes Jahr an Silvester. Mit
bayerischer Gelassenheit haben die Menschen dort auf die Terrorwarnung zum
Jahreswechsel reagiert. Die Feierlaune wollte man sich nicht verderben
lassen. Am Friedensengel und den klassischen Versammlungsorten trafen sich
die Menschen, um ins neue Jahr hineinzufeiern. Auch wenn den einen oder
anderen durchaus ein mulmiges Gefühl befallen haben mag. Denn nur kurz
zuvor, um 22.40 Uhr, hatte [1][das Polizeipräsidium getwittert]: „Aktuelle
Hinweise, dass in #München ein Terroranschlag geplant ist. Bitte meidet
Menschenansammlungen und die Bahnhöfe Hauptbahnhof + Pasing“.
Um den Münchner Hauptbahnhof herum herrschte dann auch eine gespenstische
Stimmung in der Silvesternacht. Schwerbewaffnete Polizeibeamte sicherten
die Gegend ab. Der Bahnhof war gesperrt, Reisende wurden weggeschickt. Erst
um 4 Uhr in der Früh wurde die Terrorwarnung aufgehoben.
Auch am Neujahrstag selbst war die Polizei in München noch in
Alarmbereitschaft. „Wir haben derzeit weiterhin noch zirka hundert
Einsatzkräfte zusätzlich im Dienst“, sagte der Münchner Polizeipräsident
Hubertus Andrä bei einer Pressekonferenz. Die Polizisten seien in der
Innenstadt und an den Bahnhöfen auf Streife. Damit wolle man Präsenz zeigen
und dem Sicherheitsbedürfnis der Bürger gerecht werden.
Was tatsächlich an den Hinweisen auf die möglicherweise geplanten Anschläge
dran ist, das vermochten allerdings weder Polizei noch Innenministerium zu
sagen. Von einem Fehlalarm wollte der Polizeipräsident jedoch keinesfalls
sprechen. „Um 19.40 Uhr hat uns ein ausländischer Geheimdienst sehr
ernstzunehmende Hinweise auf einen geplanten Anschlag in München gegeben“,
berichtete Andrä.
Demnach seien für die beiden Bahnhöfe um Mitternacht Bombenschläge durch
Selbstmordattentäter aus dem Umfeld des IS geplant gewesen. Da die Hinweise
sehr konkret gewesen und zur Überprüfung nur gut vier Stunden geblieben
seien, habe man sich entschlossen, beide Orte zu räumen und zu sperren.
„Alles andere wäre unverantwortlich gewesen.“ Über 550 Einsatzkräfte aus
ganz Bayern seien mobilisiert worden.
## Intensive Ermittlungen
Die Hinweise des Geheimdienstes deuteten laut Andrä auf fünf bis sieben
Täter irakischer und syrischer Herkunft hin. Von dreien habe man sogar sehr
konkrete Personendaten. „Wir wissen aber weder, ob es diese Personen
tatsächlich gibt, noch, ob sie sich in München oder Deutschland aufhalten.“
Derzeit liefen intensive Ermittlungsarbeiten.
Der Bayerische Rundfunk hatte zuvor berichtet, dass die Polizei bereits vor
einer Woche Hinweise auf einen eventuellen Anschlag Ende des Jahres
erhalten habe. Diese wurden von der Polizei zwar bestätigt, Andrä betonte
jedoch, es habe keine Verbindung zwischen den beiden Hinweisen gegeben.
Sowohl die Quelle als auch die genannten Namen der möglichen Attentäter
deckten sich nicht.
Den ersten Hinweisen zufolge hätten sich in einem Hotel des Münchner
Westens mit Kalaschnikow bewaffnete Iraker aufgehalten, die sich auf einen
Anschlag auf den Bahnhof Pasing vorbereiteten, war aus Kreisen der Polizei
zu hören. Angeblich hätten diese zwei Anschläge in kurzer Abfolge geplant,
wobei der zweite erst bei Eintreffen von Polizei und Rettungskräften
erfolgen sollte. Weil das beschriebene Attentatsszenario dem geähnelt habe,
vor dem der ausländische Geheimdienst gestern warnte, habe die Polizei so
prompt reagiert.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat die Münchner indes auf weitere
Terrorwarnungen eingestellt. Er gehe wegen der allgemeinen Bedrohungslage
davon aus, dass der Alarm am Silvesterabend wahrscheinlich nicht der letzte
gewesen sein werde, sagte der CSU-Politiker. Man müsse sich auf einen
langen Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat einstellen.
1 Jan 2016
## LINKS
[1] http://twitter.com/PolizeiMuenchen/status/682677846188396545
## AUTOREN
Dominik Baur
Margarete Moulin
## TAGS
München
Terrorismus
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Joachim Herrmann
München
CSU
München
Anti-Terror-Einsatz
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