# taz.de -- Zidane nach Trainingsbeginn bei Real: „Schöner Fußball und eige… | |
> Zinédine Zidane soll der Pep Guardiola von Real Madrid werden. Nach | |
> seinem ersten Training bei Real verspricht der Franzose einiges. | |
Bild: Noch lacht er… | |
MADRID taz | Zu Beginn der neuen Ära steckt ein glatzköpfiger Mann im | |
Trainingsanzug die Slalomstangen in den Boden. Es ist dann aber doch kein | |
besonderer Akt der Demut, sondern nur Assistent David Bettoni, der Zinédine | |
Zidane seit 25 Jahren begleitet: Wie in einer alten Ehe haben sie sich | |
angeglichen, von der Frisur bis zum Gang. Der Maestro selbst betritt wenige | |
Minuten später den Hauptplatz in Real Madrids Sportstadt. Wo er die Spiele | |
der zweiten Mannschaft dirigierte, leitet er nun seine erste Einheit als | |
Cheftrainer des größten Klubs der Fußball-Geschichte. | |
Damit es auch in der Gegenwart möglichst bald wieder etwas wird, hat der | |
erratische Klubpräsident Florentino Pérez seinen Fehler vom Sommer | |
korrigiert, Rafael Benítez entlassen und einen Joker gezogen, den er seit | |
Jahren im Ärmel hielt: Mit Zidane gab es schon lange diesen Plan, notfalls | |
erfand Pérez irgendwelche Ämter, um den Franzosen auch nach Ende seiner | |
aktiven Karriere immer nah am Klub zu halten. Geht es nach Pérez, wird | |
Zidane der Guardiola von Madrid. Eine Spielerikone, die als Trainer über | |
die zweite Mannschaft an seine eigentliche Mission herangeführt wird: den | |
Klub und den Fußball auf neue Höhen zu führen, so wie Guardiola einst in | |
Barcelona. | |
Zidanes erster Arbeitstag ist insofern außergewöhnlich, als an diesem 5. | |
Januar das traditionelle Weihnachtstraining stattfindet; es ist das einzige | |
Mal im ganzen Jahr, dass die Fans zuschauen dürfen. Sie sehen allerdings | |
kaum Avantgardistisches à la Guardiola, eher klassischen Trainingsalltag: | |
Hier ein paar Gespräche, dort die Trillerpfeife. Nach einer guten Stunde | |
beendet Zidane das Treiben in seinem Habitat und macht sich auf den Weg ins | |
Estadio Santiago Bernabéu, zu einem Termin, den er zeit seiner Karriere | |
immer weit weniger geschätzt hat: die Begegnung mit den Medien. | |
Erst kürzlich, in seiner zweiten Saison bei der Filiale, übernahm der | |
publicityscheue Franzose die Gepflogenheit, nach jedem Spiel der Presse | |
sein Handeln zu erklären. Zum Beispiel, warum er mal wieder Martin Ödegaard | |
ausgewechselt hat, den norwegischen Mini-Galáctico, den ihm Pérez vorigen | |
Winter vorsetzte. Weil Zidane sich weigerte, dem „Wunderkind“ eine | |
Sonderbehandlung zukommen zu lassen, hoffen Kritiker nun auch bei der | |
ersten Elf auf eine Überprüfung der Starprivilegien. | |
Nun verspricht er „schönen Fußball“, einen „eigenen Stil“ und „maxi… | |
Einsatz“. Er antwortet knapp, wie früher als Spieler. Zidane, einer der | |
großen Regisseure der Fußballgeschichte. Ein „Zehner“. Der ungeliebte | |
Vorgänger Benítez wurde von den Spielern nur aus Gemeinheit so genannt, | |
weil ihm die Karriere als Aktiver fehlte. Zidane soll dagegen mit offenen | |
Armen empfangen worden sein. Etliche kennen ihn schon, Kapitän Sergio Ramos | |
noch aus einer gemeinsamen Saison, viele andere als Assistent von Carlo | |
Ancelotti 2013/2014. | |
Ob seine Tür deshalb wirklich immer offen steht, gehört zu den Unbekannten | |
der Personalie. Während seiner Zeit als Ancelottis Assistent beschrieb er | |
sich in einem Interview als Anhänger von Zuckerbrot und Peitsche. „Zidane | |
oder nicht – als Freund der Spieler funktionierst du nicht länger als einen | |
Monat.“ Aus der zweiten Mannschaft heißt es, er sei distanziert, aber | |
charismatisch in der Ansprache. Insgesamt überfordere er das Team nicht mit | |
taktischen Detailanweisungen, was den Stars ebenso entgegenkommen dürfte | |
wie seine große Vorliebe für eine angriffslustige Gangart. | |
## Hoffnung für Kroos | |
Womöglich erhält Toni Kroos seine Quarterback-Rolle der Ancelotti-Zeit | |
zurück, sicher machen sich die unter Benítez marginalisierten Isco und | |
James Rodríguez neue Hoffnungen, derweil Karim Benzema unter der | |
Beförderung seines alten Fürsprechers ebenso wenig leiden dürfte wie | |
Raphael Varane, dessen Anschaffung der Landsmann Zidane einst explizit | |
empfahl. | |
Der junge Innenverteidiger könnte endgültig Veteran Pepe verdrängen, der | |
zuletzt wohl nicht umsonst als einziges Schwergewicht öffentlich für | |
Benítez eintrat. Ganz wie sein Präsident, der den am Montagabend in exakt | |
22 Sekunden entsorgten Extrainer noch vor drei Wochen als „die Lösung“ | |
bezeichnete und hinzufügte: „Ich werde Benítez nicht gegen Zidane | |
tauschen.“ | |
5 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Florian Haupt | |
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