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# taz.de -- Flugverkehr: Braunschweiger Flughafenausbau für die Katz
> VW schafft seinen Business-Airbus ab. Den Ausbau ihres Flughafens und die
> Zerstörung eines Vogelschutzgebiets hätte sich die Stadt Braunschweig
> sparen können.
Bild: Konnte die Rodung des Querumer Forsts nicht verhindern: der Eremiten-Käf…
BRAUNSCHWEIG taz | Der Ausbau des Braunschweiger Flughafen wäre wohl nicht
nötig gewesen. Wie jetzt bekannt wurde, will der Volkswagen-Konzern seinen
Firmen-Airbus, einen stattlichen A319, abschaffen. Damit entfällt der
eigentliche Grund für die Verlängerung der Rollbahn. Die dafür notwendigen
Rodungen im Landschafts- und Vogelschutzgebiet Querumer Forst hätten sich
die Stadt und der Flughafenbetreiber schenken können
Der Streit um die Pistenverlängerung von 1.680 auf 2.300 Meter, um den
Anforderungen eines Airbusses gerecht zu werden, hat die Kommunalpolitik
jahrelang in Atem gehalten. Rund 39 Millionen Euro wurden in den Ausbau
investiert, sogar eine Landstraße wurde gekappt, – die Anbindung eines
Braunschweiger Ortsteils an die Autobahn A2.
Bürgerproteste und Verwaltungsgerichtsklagen konnten nicht verhindern, dass
in dem angrenzenden Wald auf rund 90 Hektar etwa 43.000, mitunter
200-jährige Eichen und Buchen gerodet oder entstellend zurückgestutzt
wurden. In einem Landschafts- und Vogelschutzgebiet wohlgemerkt, das der
Flughafen Braunschweig-Wolfsburg in Form eines Erbbaurechtsvertrages
größtenteils von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz erhielt.
Auftrag dieser Stiftung ist es, kulturelle und historische Belange des
ehemaligen Landes Braunschweig zu bewahren – ob die Betriebsbedingungen des
in den 1930er Jahren vom Reichsluftfahrtministerium eingerichteten
Flughafens nun dazugehören, sei dahingestellt.
Von offizieller Seite wurde zwar immer betont, dass die am Flughafen
ansässige Luftfahrtforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) im sogenannten Avionik-Cluster die längere Piste verlange – für ihre
Flugversuche, etwa zum Hochauftrieb beim Airbus A320. Aber jedem war damals
klar, wer der eigentliche Nutznießer der Startbahnverlängerung sein werde.
Den kürzeren A319 betreibt die VW-eigene Fluglinie, die als Lion Air
Services auf der Cayman-Insel registriert ist, in der Ausführung als
Businessjet. Ein solches Modell hat maximal 19 Plätze und kostet, je nach
Ausstattung, an die 70 Millionen Euro. Die Lufthansa hat etwa 30 Stück A319
in ihrer Kontinentalflotte, in der Regel mit 132 Sitzplätzen, für
Billigflieger gibt es eine Variante mit 156 Plätzen.
Neun weitere Businessjets der französischen Falcon-Baureihe gehören zur
Flotte, darunter vier des Spitzenmodells 7X, Listenpreis 41 Millionen
Dollar. Kaum ein weiterer Dax-Konzern leistet sich noch eine derartig
umfangreiche und teure eigene Flugbereitschaft. In der Regel wird
gechartert, auch um keine privaten, fiskalisch heiklen Begehrlichkeiten im
Management zu wecken.
Bei VW hielt man es anders: Alle Konzernvorstände, viele Vorstände der
zwölf Marken sowie etliche Generalbevollmächtigte sollen laut ihren
Verträgen Anspruch auf kostenlose Heimflüge mit der VW-Flotte haben. So
berichtete es der Spiegel noch im Oktober, zu einem Zeitpunkt somit, als
der Abgasskandal den Konzern bereits zu einer wirtschaftlichen
Kurskorrektur zwang. Nun scheint jedoch auch für die VW-Spitze Schluss mit
der Gratis-Vielfliegerei. Zumindest der Airbus wird verkauft, so sagte es
Konzernchef Matthias Müller kürzlich in Wolfsburg.
Damit droht der überschaubar gebliebene Flugbetrieb am Querumer Forst noch
überschaubarer zu werden. Die Flughafengesellschaft wirbt für sich als
attraktiver und leistungsfähiger bewährter Partner im Geschäftsreiseverkehr
mit rund 35.000 Flugbewegungen und mehr als 192.000 Passagieren im Jahr.
Rein rechnerisch ergibt das 5,5 Gäste pro Flug. Für die Steuerzahler
bedeutet er heute schon ein jährliches Defizit von rund 2,5 Millionen Euro
aus der kommunalen Betreibergesellschaft.
20 Dec 2015
## AUTOREN
Bettina Maria Brosowsky
## TAGS
Volkswagen
Flughafen
Braunschweig
CO2-Emissionen
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