# taz.de -- Kommentar Stellenabbau beim „Spiegel“: Vertane Chance | |
> Das Medienhaus beschließt ein hartes Sparprogramm. Darin könnte auch eine | |
> Chance auf mehr Gerechtigkeit liegen. Doch die nutzt es nicht. | |
Bild: Im Hamburger Verlagsgebäude des „Spiegels“: Künftig werden hier wen… | |
Externe Unternehmensberater hat sich der Spiegel [1][für sein Sparprogramm] | |
zwar nicht ins Haus geholt. Aber was Chefredakteure und Geschäftsführer am | |
Dienstag vor Medienjournalisten ankündigten, kam dem McKinsey-Sprech schon | |
sehr nah. Die „wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit“ müsse gesteigert | |
werden, der Verlag solle „schlanker“ und „effizienter“ werden und werde | |
„minimal viable products“ auf den Markt bringen. Kurz: Der Spiegel muss | |
mehr Geld verdienen – und sparen. | |
Leisten soll das die „Agenda 2018“, nach dem Prinzip: Wachsen und Sparen. | |
Von den insgesamt 727 Vollzeitstellen werden in den kommenden zwei Jahren | |
149 gestrichen, die meisten im Verlag. Das soll 15 Millionen Euro sparen. | |
Gleichzeitig sollen neue Produkte mehr Geld einspielen. | |
In der Geschichte des Spiegel ist es das erste Mal, dass aus | |
wirtschaftlichen Gründen Mitarbeiter entlassen werden. 15 Millionen sind | |
nicht Nichts, aber im Vergleich zu anderen Medienhäusern auch keine | |
Mammutsumme. Die FAZ will bis 2017 mehr als 20 Millionen Euro sparen und | |
[2][streicht 200 von 900 Stellen]. Gruner + Jahr muss 75 Millionen Euro | |
sparen und [3][baut allein in Deutschland bis Ende 2017 rund 400 Jobs ab]. | |
Schön ist das alles nicht, aber in Zeiten, in denen Anzeigenerlöse, | |
Auflagen und Gewinn einbrechen, wohl kaum zu vermeiden. | |
Die Zeiten, in denen Journalismus das Versprechen auf das große Geld war, | |
sind längst vorbei – auch wenn der Spiegel im vergangenen Jahr immer noch | |
25 Millionen Euro Gewinn gemacht hat. Um Geld zu sparen, will die | |
Geschäftsführung des Spiegels auch die Privilegien, die viele | |
Printredakteure genießen, intern „Hausbrauch“ genannt, überprüfen: die | |
Taxifahrt auf Verlagskosten nach spätem Dienstschluss, der Zuschuss zur | |
Brille, Heirats- und Geburtsbeihilfen. | |
Junge RedakteurInnen profitieren davon bereits weniger als ältere. Zudem | |
verdienen sie meist schlechter. Dies gilt auch für die Online-Redakteure, | |
die zudem keine Mitglieder der KG sind und damit nicht am Gewinn des Heftes | |
beteiligt werden. Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer würde diese | |
interne Hierarchie gern ändern, dafür sei aber in der aktuellen Reform kein | |
Platz gewesen, sagte er am Dienstag. | |
Das ist eine vertane Chance. Denn so schmerzlich die Einschnitte beim | |
Spiegel nun auch sind, sie hätten für mehr Gerechtigkeit im Haus sorgen | |
können. Der Unternehmensberater nennt das: „Das Betriebsklima verbessern“. | |
2 Dec 2015 | |
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## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
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